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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.

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Alsbald stieg ein Geist heraus und fing an zu wachsen und nahm in jedem Augenblick so gewaltig zu, daß er bald als ein entsetzlicher Kerl, und wie der halbe Baum so groß, vor dem Schüler stand. " Weißt du, rief er mit einer fürchterlichen Stimme, was dein Lohn dafür ist, daß du mich heraus gelassen hast?" "Nein, antwortete der Schüler ohne Furcht, wie soll ich das wissen!" "So will ich dirs sagen, rief der Geist, den Hals muß ich dir dafür brechen!" "Das hättest du mir früher sagen sollen, antwortete der Schüler, so hätte ich dich stecken lassen; mein Kopf aber soll vor dir wohl feststehen, da müssen mehr Leute gefragt werden." "Mehr Leute hin, mehr Leute her! deinen verdienten Lohn den sollst du haben![...] [...]Denkst du, ich wär aus Gnade da so lange Zeit eingeschlossen worden, nein es war zu meiner Strafe; ich bin der großmächtige Merkurius, wer mich losläßt, dem muß ich den Hals brechen." "Sachte, antwortete der Schüler, so geschwind geht das nicht, erst muß ich auch wissen, daß du wirklich in der kleinen Flasche gesessen und du der rechte Geist bist; kannst du auch wieder hinein, so will ichs glauben und dann magst du mit mir anfangen, was du willst." "O, sprach der Geist hochmüthig, das ist mir ein geringes," und zog sich zusammen und machte sich so dünn und klein, wie er anfangs gewesen, also daß er durch dieselbe Oeffnung und den Hals der Flasche wieder hineinkroch. Kaum aber war er darin, so drückte der Schüler den abgezogenen Pfropfen wieder auf und warf die Flasche unter die Eichwurzeln an ihren alten Platz und der Geist war betrogen.


Alsbald stieg ein Geist heraus und fing an zu wachsen und nahm in jedem Augenblick so gewaltig zu, daß er bald als ein entsetzlicher Kerl, und wie der halbe Baum so groß, vor dem Schuͤler stand. „ Weißt du, rief er mit einer fuͤrchterlichen Stimme, was dein Lohn dafuͤr ist, daß du mich heraus gelassen hast?“ „Nein, antwortete der Schuͤler ohne Furcht, wie soll ich das wissen!“ „So will ich dirs sagen, rief der Geist, den Hals muß ich dir dafuͤr brechen!“ „Das haͤttest du mir fruͤher sagen sollen, antwortete der Schuͤler, so haͤtte ich dich stecken lassen; mein Kopf aber soll vor dir wohl feststehen, da muͤssen mehr Leute gefragt werden.“ „Mehr Leute hin, mehr Leute her! deinen verdienten Lohn den sollst du haben![…] […]Denkst du, ich waͤr aus Gnade da so lange Zeit eingeschlossen worden, nein es war zu meiner Strafe; ich bin der großmaͤchtige Merkurius, wer mich loslaͤßt, dem muß ich den Hals brechen.“ „Sachte, antwortete der Schuͤler, so geschwind geht das nicht, erst muß ich auch wissen, daß du wirklich in der kleinen Flasche gesessen und du der rechte Geist bist; kannst du auch wieder hinein, so will ichs glauben und dann magst du mit mir anfangen, was du willst.“ „O, sprach der Geist hochmuͤthig, das ist mir ein geringes,“ und zog sich zusammen und machte sich so duͤnn und klein, wie er anfangs gewesen, also daß er durch dieselbe Oeffnung und den Hals der Flasche wieder hineinkroch. Kaum aber war er darin, so druͤckte der Schuͤler den abgezogenen Pfropfen wieder auf und warf die Flasche unter die Eichwurzeln an ihren alten Platz und der Geist war betrogen.


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[81/0159] Alsbald stieg ein Geist heraus und fing an zu wachsen und nahm in jedem Augenblick so gewaltig zu, daß er bald als ein entsetzlicher Kerl, und wie der halbe Baum so groß, vor dem Schuͤler stand. „ Weißt du, rief er mit einer fuͤrchterlichen Stimme, was dein Lohn dafuͤr ist, daß du mich heraus gelassen hast?“ „Nein, antwortete der Schuͤler ohne Furcht, wie soll ich das wissen!“ „So will ich dirs sagen, rief der Geist, den Hals muß ich dir dafuͤr brechen!“ „Das haͤttest du mir fruͤher sagen sollen, antwortete der Schuͤler, so haͤtte ich dich stecken lassen; mein Kopf aber soll vor dir wohl feststehen, da muͤssen mehr Leute gefragt werden.“ „Mehr Leute hin, mehr Leute her! deinen verdienten Lohn den sollst du haben! Denkst du, ich waͤr aus Gnade da so lange Zeit eingeschlossen worden, nein es war zu meiner Strafe; ich bin der großmaͤchtige Merkurius, wer mich loslaͤßt, dem muß ich den Hals brechen.“ „Sachte, antwortete der Schuͤler, so geschwind geht das nicht, erst muß ich auch wissen, daß du wirklich in der kleinen Flasche gesessen und du der rechte Geist bist; kannst du auch wieder hinein, so will ichs glauben und dann magst du mit mir anfangen, was du willst.“ „O, sprach der Geist hochmuͤthig, das ist mir ein geringes,“ und zog sich zusammen und machte sich so duͤnn und klein, wie er anfangs gewesen, also daß er durch dieselbe Oeffnung und den Hals der Flasche wieder hineinkroch. Kaum aber war er darin, so druͤckte der Schuͤler den abgezogenen Pfropfen wieder auf und warf die Flasche unter die Eichwurzeln an ihren alten Platz und der Geist war betrogen.

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/159>, abgerufen am 22.11.2024.