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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.

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Als sie nun daheim ankamen, brachte der jüngste dem kranken König seinen Becher, damit er daraus trinken und gesund werden sollte. Kaum aber hatte er ein wenig von dem bittern Meerwasser getrunken, da ward er noch kränker als zuvor. Und wie er darüber jammerte, kamen die beiden ältesten Söhne und klagten den jüngsten an und sagten, er habe ihn vergiften wollen, das rechte Wasser des Lebens hätten sie gefunden und mitgebracht, und reichten es dem König. Kaum hatte er davon getrunken, so fühlte er seine Krankheit verschwinden und ward stark und gesund wie in seinen jungen Tagen. Darnach gingen die beiden zu dem jüngsten, spotteten sein und sagten: "nun, hast du das Wasser des Lebens gefunden? du hast die Mühe gehabt und wir den Lohn, du hättest die Augen aufthun sollen, wir haben dir's genommen, wie du auf dem Meere eingeschlafen warst. Ueber's Jahr da holt sich einer von uns deine schöne Königstochter; aber hüt' dich, daß du davon nichts dem Vater verräthst, er glaubt dir doch nicht und wenn du ein Wort sagst, so sollst du auch noch dein Leben verlieren, schweigst du aber, so soll dir's geschenkt seyn."

Der alte König aber war zornig über seinen jüngsten Sohn und glaubte, er hätte ihm nach dem Leben getrachtet, also ließ er den Hof versammeln und das Urtheil über ihn sprechen, daß er heimlich sollte erschossen werden. Als der Prinz nun einmal auf die Jagd ritt, und nichts davon wußte, mußte des Königs Jäger mitgehen. Draußen, als sie ganz allein im Wald waren, und der Jäger so traurig aussah, sagte der Prinz zu ihm: "lieber Jäger, was fehlt dir?" der Jäger sprach: "ich kann's nicht

Als sie nun daheim ankamen, brachte der juͤngste dem kranken Koͤnig seinen Becher, damit er daraus trinken und gesund werden sollte. Kaum aber hatte er ein wenig von dem bittern Meerwasser getrunken, da ward er noch kraͤnker als zuvor. Und wie er daruͤber jammerte, kamen die beiden aͤltesten Soͤhne und klagten den juͤngsten an und sagten, er habe ihn vergiften wollen, das rechte Wasser des Lebens haͤtten sie gefunden und mitgebracht, und reichten es dem Koͤnig. Kaum hatte er davon getrunken, so fuͤhlte er seine Krankheit verschwinden und ward stark und gesund wie in seinen jungen Tagen. Darnach gingen die beiden zu dem juͤngsten, spotteten sein und sagten: „nun, hast du das Wasser des Lebens gefunden? du hast die Muͤhe gehabt und wir den Lohn, du haͤttest die Augen aufthun sollen, wir haben dir’s genommen, wie du auf dem Meere eingeschlafen warst. Ueber’s Jahr da holt sich einer von uns deine schoͤne Koͤnigstochter; aber huͤt’ dich, daß du davon nichts dem Vater verraͤthst, er glaubt dir doch nicht und wenn du ein Wort sagst, so sollst du auch noch dein Leben verlieren, schweigst du aber, so soll dir’s geschenkt seyn.“

Der alte Koͤnig aber war zornig uͤber seinen juͤngsten Sohn und glaubte, er haͤtte ihm nach dem Leben getrachtet, also ließ er den Hof versammeln und das Urtheil uͤber ihn sprechen, daß er heimlich sollte erschossen werden. Als der Prinz nun einmal auf die Jagd ritt, und nichts davon wußte, mußte des Koͤnigs Jaͤger mitgehen. Draußen, als sie ganz allein im Wald waren, und der Jaͤger so traurig aussah, sagte der Prinz zu ihm: „lieber Jaͤger, was fehlt dir?“ der Jaͤger sprach: „ich kann’s nicht

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[73/0151] Als sie nun daheim ankamen, brachte der juͤngste dem kranken Koͤnig seinen Becher, damit er daraus trinken und gesund werden sollte. Kaum aber hatte er ein wenig von dem bittern Meerwasser getrunken, da ward er noch kraͤnker als zuvor. Und wie er daruͤber jammerte, kamen die beiden aͤltesten Soͤhne und klagten den juͤngsten an und sagten, er habe ihn vergiften wollen, das rechte Wasser des Lebens haͤtten sie gefunden und mitgebracht, und reichten es dem Koͤnig. Kaum hatte er davon getrunken, so fuͤhlte er seine Krankheit verschwinden und ward stark und gesund wie in seinen jungen Tagen. Darnach gingen die beiden zu dem juͤngsten, spotteten sein und sagten: „nun, hast du das Wasser des Lebens gefunden? du hast die Muͤhe gehabt und wir den Lohn, du haͤttest die Augen aufthun sollen, wir haben dir’s genommen, wie du auf dem Meere eingeschlafen warst. Ueber’s Jahr da holt sich einer von uns deine schoͤne Koͤnigstochter; aber huͤt’ dich, daß du davon nichts dem Vater verraͤthst, er glaubt dir doch nicht und wenn du ein Wort sagst, so sollst du auch noch dein Leben verlieren, schweigst du aber, so soll dir’s geschenkt seyn.“ Der alte Koͤnig aber war zornig uͤber seinen juͤngsten Sohn und glaubte, er haͤtte ihm nach dem Leben getrachtet, also ließ er den Hof versammeln und das Urtheil uͤber ihn sprechen, daß er heimlich sollte erschossen werden. Als der Prinz nun einmal auf die Jagd ritt, und nichts davon wußte, mußte des Koͤnigs Jaͤger mitgehen. Draußen, als sie ganz allein im Wald waren, und der Jaͤger so traurig aussah, sagte der Prinz zu ihm: „lieber Jaͤger, was fehlt dir?“ der Jaͤger sprach: „ich kann’s nicht

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/151>, abgerufen am 22.11.2024.