Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.Bergschlucht und konnte nicht vorwärts und rückwärts. So gehts aber den Hochmüthigen. Wie nun der zweite Prinz ausblieb, sagte der jüngste, er wollte ausziehen und das Wasser holen und der König mußt' ihn endlich auch gehen lassen. Als er den Zwerg auf dem Wege fand, und der fragte: wohinaus so geschwind?" so antwortete er ihm: "ich suche das Wasser des Lebens, weil mein Vater sterbenskrank ist." -- " Weißt du denn, wo das zu finden ist?" "Nein," sagte der Prinz. "So will ich dir's sagen, weil du mir ordentlich Rede gestanden hast; es quillt aus einem Brunnen, in einem verwünschten Schloß, und damit du dazu gelangst, geb' ich dir da eine eiserne Ruthe und zwei Laiberchen Brot, mit der Ruthe schlag dreimal an das eiserne Thor am Schloß, so wird es aufspringen; inwendig werden dann zwei Löwen liegen und den Rachen aufsperren, wenn du ihnen aber das Brot hineinwirfst, wirst du sie stillen, und dann eil' dich und hol' von dem Wasser des Lebens, eh' es zwölf schlägt, sonst geht das Thor wieder zu und du bist eingesperrt." Da dankte ihm der Prinz und nahm die Ruthe und das Brot, ging hin und war da alles, wie der Zwerg gesagt hatte. Das Thor sprang beim dritten Ruthenschlag auf und als die Löwen gesänftigt waren, ging er in das Schloß hinein und fand einen großen schönen Saal, und darin verwünschte Prinzen, denen zog er die Ringe ab; und dann nahm er ein Schwert, und ein Brot, das lag da. Und weiter kam er in ein Zimmer, darin war eine schöne Jungfrau, die freute sich, als sie ihn sah, küßte ihn und sagte, er hätte sie erlöst und sollte ihr Bergschlucht und konnte nicht vorwaͤrts und ruͤckwaͤrts. So gehts aber den Hochmuͤthigen. Wie nun der zweite Prinz ausblieb, sagte der juͤngste, er wollte ausziehen und das Wasser holen und der Koͤnig mußt’ ihn endlich auch gehen lassen. Als er den Zwerg auf dem Wege fand, und der fragte: wohinaus so geschwind?“ so antwortete er ihm: „ich suche das Wasser des Lebens, weil mein Vater sterbenskrank ist.“ — „ Weißt du denn, wo das zu finden ist?“ „Nein,“ sagte der Prinz. „So will ich dir’s sagen, weil du mir ordentlich Rede gestanden hast; es quillt aus einem Brunnen, in einem verwuͤnschten Schloß, und damit du dazu gelangst, geb’ ich dir da eine eiserne Ruthe und zwei Laiberchen Brot, mit der Ruthe schlag dreimal an das eiserne Thor am Schloß, so wird es aufspringen; inwendig werden dann zwei Loͤwen liegen und den Rachen aufsperren, wenn du ihnen aber das Brot hineinwirfst, wirst du sie stillen, und dann eil’ dich und hol’ von dem Wasser des Lebens, eh’ es zwoͤlf schlaͤgt, sonst geht das Thor wieder zu und du bist eingesperrt.“ Da dankte ihm der Prinz und nahm die Ruthe und das Brot, ging hin und war da alles, wie der Zwerg gesagt hatte. Das Thor sprang beim dritten Ruthenschlag auf und als die Loͤwen gesaͤnftigt waren, ging er in das Schloß hinein und fand einen großen schoͤnen Saal, und darin verwuͤnschte Prinzen, denen zog er die Ringe ab; und dann nahm er ein Schwert, und ein Brot, das lag da. Und weiter kam er in ein Zimmer, darin war eine schoͤne Jungfrau, die freute sich, als sie ihn sah, kuͤßte ihn und sagte, er haͤtte sie erloͤst und sollte ihr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0148" n="70"/> Bergschlucht und konnte nicht vorwaͤrts und ruͤckwaͤrts. So gehts aber den Hochmuͤthigen.</p><lb/> <p>Wie nun der zweite Prinz ausblieb, sagte der juͤngste, er wollte ausziehen und das Wasser holen und der Koͤnig mußt’ ihn endlich auch gehen lassen. Als er den Zwerg auf dem Wege fand, und der fragte: wohinaus so geschwind?“ so antwortete er ihm: „ich suche das Wasser des Lebens, weil mein Vater sterbenskrank ist.“ — „ Weißt du denn, wo das zu finden ist?“ „Nein,“ sagte der Prinz. „So will ich dir’s sagen, weil du mir ordentlich Rede gestanden hast; es quillt aus einem Brunnen, in einem verwuͤnschten Schloß, und damit du dazu gelangst, geb’ ich dir da eine eiserne Ruthe und zwei Laiberchen Brot, mit der Ruthe schlag dreimal an das eiserne Thor am Schloß, so wird es aufspringen; inwendig werden dann zwei Loͤwen liegen und den Rachen aufsperren, wenn du ihnen aber das Brot hineinwirfst, wirst du sie stillen, und dann eil’ dich und hol’ von dem Wasser des Lebens, eh’ es zwoͤlf schlaͤgt, sonst geht das Thor wieder zu und du bist eingesperrt.“ Da dankte ihm der Prinz und nahm die Ruthe und das Brot, ging hin und war da alles, wie der Zwerg gesagt hatte. Das Thor sprang beim dritten Ruthenschlag auf und als die Loͤwen gesaͤnftigt waren, ging er in das Schloß hinein und fand einen großen schoͤnen Saal, und darin verwuͤnschte Prinzen, denen zog er die Ringe ab; und dann nahm er ein Schwert, und ein Brot, das lag da. Und weiter kam er in ein Zimmer, darin war eine schoͤne Jungfrau, die freute sich, als sie ihn sah, kuͤßte ihn und sagte, er haͤtte sie erloͤst und sollte ihr </p> </div> </body> </text> </TEI> [70/0148]
Bergschlucht und konnte nicht vorwaͤrts und ruͤckwaͤrts. So gehts aber den Hochmuͤthigen.
Wie nun der zweite Prinz ausblieb, sagte der juͤngste, er wollte ausziehen und das Wasser holen und der Koͤnig mußt’ ihn endlich auch gehen lassen. Als er den Zwerg auf dem Wege fand, und der fragte: wohinaus so geschwind?“ so antwortete er ihm: „ich suche das Wasser des Lebens, weil mein Vater sterbenskrank ist.“ — „ Weißt du denn, wo das zu finden ist?“ „Nein,“ sagte der Prinz. „So will ich dir’s sagen, weil du mir ordentlich Rede gestanden hast; es quillt aus einem Brunnen, in einem verwuͤnschten Schloß, und damit du dazu gelangst, geb’ ich dir da eine eiserne Ruthe und zwei Laiberchen Brot, mit der Ruthe schlag dreimal an das eiserne Thor am Schloß, so wird es aufspringen; inwendig werden dann zwei Loͤwen liegen und den Rachen aufsperren, wenn du ihnen aber das Brot hineinwirfst, wirst du sie stillen, und dann eil’ dich und hol’ von dem Wasser des Lebens, eh’ es zwoͤlf schlaͤgt, sonst geht das Thor wieder zu und du bist eingesperrt.“ Da dankte ihm der Prinz und nahm die Ruthe und das Brot, ging hin und war da alles, wie der Zwerg gesagt hatte. Das Thor sprang beim dritten Ruthenschlag auf und als die Loͤwen gesaͤnftigt waren, ging er in das Schloß hinein und fand einen großen schoͤnen Saal, und darin verwuͤnschte Prinzen, denen zog er die Ringe ab; und dann nahm er ein Schwert, und ein Brot, das lag da. Und weiter kam er in ein Zimmer, darin war eine schoͤne Jungfrau, die freute sich, als sie ihn sah, kuͤßte ihn und sagte, er haͤtte sie erloͤst und sollte ihr
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Zitationshilfe: | Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/148>, abgerufen am 27.07.2024. |