Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.auf die Rabe warten, da ward er wieder so müde, daß seine Glieder ihn nicht mehr hielten und er konnte sich nicht helfen, er mußte sich legen und ein bischen schlafen. Wie nun die Rabe daher fuhr mit vier braunen Hengsten, war sie wieder in voller Trauer und sagte: "ich weiß doch schon, daß er schläft!" Und als sie hin zu ihm kam, lag er da und schlief fest, da stieg sie aus dem Wagen, schüttelte ihn und sucht' ihn zu erwecken; das ging aber noch schwerer als gestern, bis er endlich erwachte. Da sprach die Rabe: "ich sehe wohl, daß du mich nicht erlösen kannst, Morgen Nachmittag um zwei Uhr will ich noch einmal kommen, aber das ist das letztemal, meine Hengste sind dann schwarz und ich habe auch alles schwarz; du darfst aber nichts nehmen von der alten Frau, kein Essen und kein Trinken." Da sagte er: "nein gewiß nicht." Sie sprach aber: "ach, ich weiß es wohl, du nimmst doch etwas!" Am andern Tag kam die alte Frau und sagte, er äße und tränke ja nichts, was das wäre? Da sprach er: "nein, ich will nicht essen und trinken." Sie aber sagte, er sollte nur einmal schmecken, wie gut das alles sey, Hungers könnte er doch nicht sterben; da ließ er sich überreden und trank doch wieder etwas. Als es Zeit war, ging er hinaus in den Garten auf die Lohhucke und wartete auf die Königstochter, da ward er wieder so müde, daß er sich nicht halten konnte und sich hinlegte und so fest schlief als wär' er von Stein. Um zwei Uhr kam die Rabe und hatte vier schwarze Hengste und die Kutsche und alles war schwarz; sie war aber in voller Trauer und sprach: "ich weiß doch schon, daß er schläft und mich nicht erlösen kann." auf die Rabe warten, da ward er wieder so muͤde, daß seine Glieder ihn nicht mehr hielten und er konnte sich nicht helfen, er mußte sich legen und ein bischen schlafen. Wie nun die Rabe daher fuhr mit vier braunen Hengsten, war sie wieder in voller Trauer und sagte: „ich weiß doch schon, daß er schlaͤft!“ Und als sie hin zu ihm kam, lag er da und schlief fest, da stieg sie aus dem Wagen, schuͤttelte ihn und sucht’ ihn zu erwecken; das ging aber noch schwerer als gestern, bis er endlich erwachte. Da sprach die Rabe: „ich sehe wohl, daß du mich nicht erloͤsen kannst, Morgen Nachmittag um zwei Uhr will ich noch einmal kommen, aber das ist das letztemal, meine Hengste sind dann schwarz und ich habe auch alles schwarz; du darfst aber nichts nehmen von der alten Frau, kein Essen und kein Trinken.“ Da sagte er: „nein gewiß nicht.“ Sie sprach aber: „ach, ich weiß es wohl, du nimmst doch etwas!“ Am andern Tag kam die alte Frau und sagte, er aͤße und traͤnke ja nichts, was das waͤre? Da sprach er: „nein, ich will nicht essen und trinken.“ Sie aber sagte, er sollte nur einmal schmecken, wie gut das alles sey, Hungers koͤnnte er doch nicht sterben; da ließ er sich uͤberreden und trank doch wieder etwas. Als es Zeit war, ging er hinaus in den Garten auf die Lohhucke und wartete auf die Koͤnigstochter, da ward er wieder so muͤde, daß er sich nicht halten konnte und sich hinlegte und so fest schlief als waͤr’ er von Stein. Um zwei Uhr kam die Rabe und hatte vier schwarze Hengste und die Kutsche und alles war schwarz; sie war aber in voller Trauer und sprach: „ich weiß doch schon, daß er schlaͤft und mich nicht erloͤsen kann.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0126" n="48"/> auf die Rabe warten, da ward er wieder so muͤde, daß seine Glieder ihn nicht mehr hielten und er konnte sich nicht helfen, er mußte sich legen und ein bischen schlafen. Wie nun die Rabe daher fuhr mit vier braunen Hengsten, war sie wieder in voller Trauer und sagte: „ich weiß doch schon, daß er schlaͤft!“ Und als sie hin zu ihm kam, lag er da und schlief fest, da stieg sie aus dem Wagen, schuͤttelte ihn und sucht’ ihn zu erwecken; das ging aber noch schwerer als gestern, bis er endlich erwachte. Da sprach die Rabe: „ich sehe wohl, daß du mich nicht erloͤsen kannst, Morgen Nachmittag um zwei Uhr will ich noch einmal kommen, aber das ist das letztemal, meine Hengste sind dann schwarz und ich habe auch alles schwarz; du darfst aber nichts nehmen von der alten Frau, kein Essen und kein Trinken.“ Da sagte er: „nein gewiß nicht.“ Sie sprach aber: „ach, ich weiß es wohl, du nimmst doch etwas!“ Am andern Tag kam die alte Frau und sagte, er aͤße und traͤnke ja nichts, was das waͤre? Da sprach er: „nein, ich will nicht essen und trinken.“ Sie aber sagte, er sollte nur einmal schmecken, wie gut das alles sey, Hungers koͤnnte er doch nicht sterben; da ließ er sich uͤberreden und trank doch wieder etwas. Als es Zeit war, ging er hinaus in den Garten auf die Lohhucke und wartete auf die Koͤnigstochter, da ward er wieder so muͤde, daß er sich nicht halten konnte und sich hinlegte und so fest schlief als waͤr’ er von Stein. Um zwei Uhr kam die Rabe und hatte vier schwarze Hengste und die Kutsche und alles war schwarz; sie war aber in voller Trauer und sprach: „ich weiß doch schon, daß er schlaͤft und mich nicht erloͤsen kann.“ </p> </div> </body> </text> </TEI> [48/0126]
auf die Rabe warten, da ward er wieder so muͤde, daß seine Glieder ihn nicht mehr hielten und er konnte sich nicht helfen, er mußte sich legen und ein bischen schlafen. Wie nun die Rabe daher fuhr mit vier braunen Hengsten, war sie wieder in voller Trauer und sagte: „ich weiß doch schon, daß er schlaͤft!“ Und als sie hin zu ihm kam, lag er da und schlief fest, da stieg sie aus dem Wagen, schuͤttelte ihn und sucht’ ihn zu erwecken; das ging aber noch schwerer als gestern, bis er endlich erwachte. Da sprach die Rabe: „ich sehe wohl, daß du mich nicht erloͤsen kannst, Morgen Nachmittag um zwei Uhr will ich noch einmal kommen, aber das ist das letztemal, meine Hengste sind dann schwarz und ich habe auch alles schwarz; du darfst aber nichts nehmen von der alten Frau, kein Essen und kein Trinken.“ Da sagte er: „nein gewiß nicht.“ Sie sprach aber: „ach, ich weiß es wohl, du nimmst doch etwas!“ Am andern Tag kam die alte Frau und sagte, er aͤße und traͤnke ja nichts, was das waͤre? Da sprach er: „nein, ich will nicht essen und trinken.“ Sie aber sagte, er sollte nur einmal schmecken, wie gut das alles sey, Hungers koͤnnte er doch nicht sterben; da ließ er sich uͤberreden und trank doch wieder etwas. Als es Zeit war, ging er hinaus in den Garten auf die Lohhucke und wartete auf die Koͤnigstochter, da ward er wieder so muͤde, daß er sich nicht halten konnte und sich hinlegte und so fest schlief als waͤr’ er von Stein. Um zwei Uhr kam die Rabe und hatte vier schwarze Hengste und die Kutsche und alles war schwarz; sie war aber in voller Trauer und sprach: „ich weiß doch schon, daß er schlaͤft und mich nicht erloͤsen kann.“
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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.
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