bist du gut." Da gingen sie beide hinein und setzten sich an den Tisch und der Mann holte sein Brot, Wein und Fleisch, was nicht all' wurde, hervor, und sie aßen sich beide recht satt. Dar- nach sagte der Mann zum Riesen: "kannst du mir nicht sagen, wo das goldene Schloß von Stromberg ist." Der Riese sprach: "ich will einmal auf meiner Landcharte nachsehen, darauf sind alle Städte, Dörfer und Häuser." Da holt' er seine Landkarte, die er in der Stube hatte, und suchte das Schloß, konnte es aber nicht fin- den; "das thut nichts, sprach er, ich habe oben in einem Schranke noch mehr Landkarten, da will ich einmal sehen, ob es darauf zu finden ist. Sie sahen zu, konnten's aber nicht finden. Der Mann wollte nun weiter gehen, der Riese aber sprach, er sollte noch ein Paar Tage warten, er hätte einen Bruder, der wär' aus und holte was zu essen, wenn der käme, der hätte auch gute Landkarten, da wollten sie noch einmal suchen, der fänd's ge- wiß. Also wartete der Mann, bis der Bruder nach Haus kam, der sagte, er wüßte es nicht ge- wiß, er glaubte aber das goldene Schloß von Stromberg stände auf seiner Karte. Da aßen sich die drei noch einmal recht satt und dann ging der zweite Riese hin und sprach: "nun will ich einmal zusehen auf meiner Karte;" allein das Schloß war auch nicht darauf. Da sagt' er, er hätte noch oben eine Kammer voll Landkarten, da
biſt du gut.“ Da gingen ſie beide hinein und ſetzten ſich an den Tiſch und der Mann holte ſein Brot, Wein und Fleiſch, was nicht all’ wurde, hervor, und ſie aßen ſich beide recht ſatt. Dar- nach ſagte der Mann zum Rieſen: „kannſt du mir nicht ſagen, wo das goldene Schloß von Stromberg iſt.“ Der Rieſe ſprach: „ich will einmal auf meiner Landcharte nachſehen, darauf ſind alle Staͤdte, Doͤrfer und Haͤuſer.“ Da holt’ er ſeine Landkarte, die er in der Stube hatte, und ſuchte das Schloß, konnte es aber nicht fin- den; „das thut nichts, ſprach er, ich habe oben in einem Schranke noch mehr Landkarten, da will ich einmal ſehen, ob es darauf zu finden iſt. Sie ſahen zu, konnten’s aber nicht finden. Der Mann wollte nun weiter gehen, der Rieſe aber ſprach, er ſollte noch ein Paar Tage warten, er haͤtte einen Bruder, der waͤr’ aus und holte was zu eſſen, wenn der kaͤme, der haͤtte auch gute Landkarten, da wollten ſie noch einmal ſuchen, der faͤnd’s ge- wiß. Alſo wartete der Mann, bis der Bruder nach Haus kam, der ſagte, er wuͤßte es nicht ge- wiß, er glaubte aber das goldene Schloß von Stromberg ſtaͤnde auf ſeiner Karte. Da aßen ſich die drei noch einmal recht ſatt und dann ging der zweite Rieſe hin und ſprach: „nun will ich einmal zuſehen auf meiner Karte;“ allein das Schloß war auch nicht darauf. Da ſagt’ er, er haͤtte noch oben eine Kammer voll Landkarten, da
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biſt du gut.“ Da gingen ſie beide hinein und
ſetzten ſich an den Tiſch und der Mann holte ſein
Brot, Wein und Fleiſch, was nicht all’ wurde,
hervor, und ſie aßen ſich beide recht ſatt. Dar-
nach ſagte der Mann zum Rieſen: „kannſt du
mir nicht ſagen, wo das goldene Schloß von
Stromberg iſt.“ Der Rieſe ſprach: „ich will
einmal auf meiner Landcharte nachſehen, darauf
ſind alle Staͤdte, Doͤrfer und Haͤuſer.“ Da holt’
er ſeine Landkarte, die er in der Stube hatte,
und ſuchte das Schloß, konnte es aber nicht fin-
den; „das thut nichts, ſprach er, ich habe oben
in einem Schranke noch mehr Landkarten, da will
ich einmal ſehen, ob es darauf zu finden iſt. Sie
ſahen zu, konnten’s aber nicht finden. Der Mann
wollte nun weiter gehen, der Rieſe aber ſprach, er
ſollte noch ein Paar Tage warten, er haͤtte einen
Bruder, der waͤr’ aus und holte was zu eſſen,
wenn der kaͤme, der haͤtte auch gute Landkarten,
da wollten ſie noch einmal ſuchen, der faͤnd’s ge-
wiß. Alſo wartete der Mann, bis der Bruder
nach Haus kam, der ſagte, er wuͤßte es nicht ge-
wiß, er glaubte aber das goldene Schloß von
Stromberg ſtaͤnde auf ſeiner Karte. Da aßen
ſich die drei noch einmal recht ſatt und dann ging
der zweite Rieſe hin und ſprach: „nun will ich
einmal zuſehen auf meiner Karte;“ allein das
Schloß war auch nicht darauf. Da ſagt’ er, er
haͤtte noch oben eine Kammer voll Landkarten, da
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/80>, abgerufen am 19.12.2024.
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