Haus, wo sie ihr Kind fanden, das war groß und schön geworden, und sie lebten von nun an ver- gnügt bis an ihr Ende.
3. Die Gänsemagd.
Es lebte einmal eine alte Königin, der war ihr Gemahl schon lange Jahre gestorben und sie hatte eine schöne Tochter, wie die erwuchs, wurde sie weit über Feld auch an einen Königssohn ver- sprochen. Als nun die Zeit kam, wo sie vermählt werden sollten, und das Kind in das fremde Reich abreisen mußte, packte ihr die Alte gar viel köst- liches Geräth und Geschmeide ein: Gold und Silber, Becher und Kleinode, kurz alles, was ihr zu einem königlichen Brautschatz gehörte, denn sie hatte ihr Kind von Herzen lieb. Auch gab sie ihr eine Kammerjungfer bei, welche mitreiten und die Braut in die Hände des Bräutigams überliefern sollte und jede bekam ein Pferd zur Reise, aber das Pferd der Königstochter hieß Falada und konnte sprechen. Wie nun die Abschiedsstunde da war, begab sich die alte Mutter in ihre Schlafkammer, nahm ein Messerlein und schnitt damit in ihre Finger, daß sie bluteten; darauf hielt sie ein weißes Läppchen unter und ließ drei Tropfen Blut hineinfallen, gab sie der Tochter und sprach: "liebes Kind verwahr sie wohl, sie werden dir unterweges Noth thun."
Also
Haus, wo ſie ihr Kind fanden, das war groß und ſchoͤn geworden, und ſie lebten von nun an ver- gnuͤgt bis an ihr Ende.
3. Die Gaͤnſemagd.
Es lebte einmal eine alte Koͤnigin, der war ihr Gemahl ſchon lange Jahre geſtorben und ſie hatte eine ſchoͤne Tochter, wie die erwuchs, wurde ſie weit uͤber Feld auch an einen Koͤnigsſohn ver- ſprochen. Als nun die Zeit kam, wo ſie vermaͤhlt werden ſollten, und das Kind in das fremde Reich abreiſen mußte, packte ihr die Alte gar viel koͤſt- liches Geraͤth und Geſchmeide ein: Gold und Silber, Becher und Kleinode, kurz alles, was ihr zu einem koͤniglichen Brautſchatz gehoͤrte, denn ſie hatte ihr Kind von Herzen lieb. Auch gab ſie ihr eine Kammerjungfer bei, welche mitreiten und die Braut in die Haͤnde des Braͤutigams uͤberliefern ſollte und jede bekam ein Pferd zur Reiſe, aber das Pferd der Koͤnigstochter hieß Falada und konnte ſprechen. Wie nun die Abſchiedsſtunde da war, begab ſich die alte Mutter in ihre Schlafkammer, nahm ein Meſſerlein und ſchnitt damit in ihre Finger, daß ſie bluteten; darauf hielt ſie ein weißes Laͤppchen unter und ließ drei Tropfen Blut hineinfallen, gab ſie der Tochter und ſprach: „liebes Kind verwahr ſie wohl, ſie werden dir unterweges Noth thun.“
Alſo
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Haus, wo ſie ihr Kind fanden, das war groß und
ſchoͤn geworden, und ſie lebten von nun an ver-
gnuͤgt bis an ihr Ende.
3.
Die Gaͤnſemagd.
Es lebte einmal eine alte Koͤnigin, der war
ihr Gemahl ſchon lange Jahre geſtorben und ſie
hatte eine ſchoͤne Tochter, wie die erwuchs, wurde
ſie weit uͤber Feld auch an einen Koͤnigsſohn ver-
ſprochen. Als nun die Zeit kam, wo ſie vermaͤhlt
werden ſollten, und das Kind in das fremde Reich
abreiſen mußte, packte ihr die Alte gar viel koͤſt-
liches Geraͤth und Geſchmeide ein: Gold und
Silber, Becher und Kleinode, kurz alles, was
ihr zu einem koͤniglichen Brautſchatz gehoͤrte, denn
ſie hatte ihr Kind von Herzen lieb. Auch gab ſie
ihr eine Kammerjungfer bei, welche mitreiten
und die Braut in die Haͤnde des Braͤutigams
uͤberliefern ſollte und jede bekam ein Pferd zur
Reiſe, aber das Pferd der Koͤnigstochter hieß
Falada und konnte ſprechen. Wie nun die
Abſchiedsſtunde da war, begab ſich die alte Mutter
in ihre Schlafkammer, nahm ein Meſſerlein und
ſchnitt damit in ihre Finger, daß ſie bluteten;
darauf hielt ſie ein weißes Laͤppchen unter und
ließ drei Tropfen Blut hineinfallen, gab ſie der
Tochter und ſprach: „liebes Kind verwahr ſie
wohl, ſie werden dir unterweges Noth thun.“
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/37>, abgerufen am 18.11.2024.
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