Gillingr, die Mutter sammt den drei Töchtern: Totra, Snotra, Hiotra, Fiotra und in ei- ner andern Sage der Mann Stedie, die Frau Brynia, die Tochter Smidia, der Sohn Thöl- lur; man findet in den mythischen Geschlechtsna- men lauter Verwandschaften. So zählt Vidrich im Lied von Riese Langbein 18. 19. 20. die Namen von Vater, Mutter, Schild, Helm, Schwert und Pferd auf. In einem altdeutschen Gedicht vom Hausrath heißt der Hund Grin, die Katze Zise, der Knecht Wise, das Pferd Kerne, die Magd Metze. Musäus (Volksm. V. 130) hat aus einem Volkspilgerlied folgende schöne Stelle aufbehalten: aus welcher Gegend kommt ihr? "von Sonnenauf- gang." wohin, gedenkt ihr? "nach Sonnennieder- gang." in welches Reich? "in die Heimath." wo ist die? "hundert Meil ins Land hinein." Wie heißest du? "Springinsfeld grüßt mich die Welt, Ehrenwerth heißt mein Schwert, Zeitver- treib nennt sich mein Weib, Spätestagt ruft sie die Magd, Schlechtundrecht nennt sich der Knecht, Sausewind tauft ich mein Kind, Kno- chenfaul schalt ich den Gaul, Sporenklang heißt sein Gang, Höllenschlund lock ich den Hund, Wettermann kräht (heißt) mein Hahn, Hupf ins Stroh heißt mein Floh. Nun kennst du mich mit Weib und Kind und allem meinem Hausgesind."
Schütze im hollst. Id. 2. 117. und 4. 136. führt an: Hebberecht so heet min Knecht; Snakfor- dan so heet min Man, Tiedvördrif so heet min Wif, Luusebung so heet min Jung. In den Kinderliedern, Anhang zum Wunderhorn S. 41. -- 43. Bibberlein heißt mein armes Hühnelein, Ente- quentlein die Ente, Wackelschwänzlein die Gans, Schmortopf das Schwein, Klipper- bein die Ziege, Gutemuh die Kuh, Guckher- aus das Haus, Kegelbahn der Mann, Golden- ring das Kind, Hat er gsagt die Magd, Ha- berecht der Knecht, Wettermann der Hahn, Hüpf ins Stroh der Floh. -- Stilling in s. Le- ben I. S. 62. führt nur eine Zeile an: "Gerberli hieß mein Hüneli," und ein holländ. Volkslied be- ginnt: koekeloery heet myn haan, prys heer
Gillingr, die Mutter ſammt den drei Toͤchtern: Totra, Snotra, Hiotra, Fiotra und in ei- ner andern Sage der Mann Stedie, die Frau Brynia, die Tochter Smidia, der Sohn Thoͤl- lur; man findet in den mythiſchen Geſchlechtsna- men lauter Verwandſchaften. So zaͤhlt Vidrich im Lied von Rieſe Langbein 18. 19. 20. die Namen von Vater, Mutter, Schild, Helm, Schwert und Pferd auf. In einem altdeutſchen Gedicht vom Hausrath heißt der Hund Grin, die Katze Ziſe, der Knecht Wiſe, das Pferd Kerne, die Magd Metze. Muſaͤus (Volksm. V. 130) hat aus einem Volkspilgerlied folgende ſchoͤne Stelle aufbehalten: aus welcher Gegend kommt ihr? „von Sonnenauf- gang.“ wohin, gedenkt ihr? „nach Sonnennieder- gang.“ in welches Reich? „in die Heimath.“ wo iſt die? „hundert Meil ins Land hinein.“ Wie heißeſt du? „Springinsfeld gruͤßt mich die Welt, Ehrenwerth heißt mein Schwert, Zeitver- treib nennt ſich mein Weib, Spaͤtestagt ruft ſie die Magd, Schlechtundrecht nennt ſich der Knecht, Sauſewind tauft ich mein Kind, Kno- chenfaul ſchalt ich den Gaul, Sporenklang heißt ſein Gang, Hoͤllenſchlund lock ich den Hund, Wettermann kraͤht (heißt) mein Hahn, Hupf ins Stroh heißt mein Floh. Nun kennſt du mich mit Weib und Kind und allem meinem Hausgeſind.“
Schuͤtze im hollſt. Id. 2. 117. und 4. 136. fuͤhrt an: Hebberecht ſo heet min Knecht; Snakfor- dan ſo heet min Man, Tiedvoͤrdrif ſo heet min Wif, Luuſebung ſo heet min Jung. In den Kinderliedern, Anhang zum Wunderhorn S. 41. — 43. Bibberlein heißt mein armes Huͤhnelein, Ente- quentlein die Ente, Wackelſchwaͤnzlein die Gans, Schmortopf das Schwein, Klipper- bein die Ziege, Gutemuh die Kuh, Guckher- aus das Haus, Kegelbahn der Mann, Golden- ring das Kind, Hat er gſagt die Magd, Ha- berecht der Knecht, Wettermann der Hahn, Huͤpf ins Stroh der Floh. — Stilling in ſ. Le- ben I. S. 62. fuͤhrt nur eine Zeile an: „Gerberli hieß mein Huͤneli,“ und ein hollaͤnd. Volkslied be- ginnt: koekeloery heet myn haan, prys heer
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[XXXXI[XLI]/0360]
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Brynia, die Tochter Smidia, der Sohn Thoͤl-
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men lauter Verwandſchaften. So zaͤhlt Vidrich
im Lied von Rieſe Langbein 18. 19. 20. die Namen
von Vater, Mutter, Schild, Helm, Schwert und
Pferd auf. In einem altdeutſchen Gedicht vom
Hausrath heißt der Hund Grin, die Katze Ziſe,
der Knecht Wiſe, das Pferd Kerne, die Magd
Metze. Muſaͤus (Volksm. V. 130) hat aus einem
Volkspilgerlied folgende ſchoͤne Stelle aufbehalten:
aus welcher Gegend kommt ihr? „von Sonnenauf-
gang.“ wohin, gedenkt ihr? „nach Sonnennieder-
gang.“ in welches Reich? „in die Heimath.“ wo
iſt die? „hundert Meil ins Land hinein.“ Wie
heißeſt du? „Springinsfeld gruͤßt mich die Welt,
Ehrenwerth heißt mein Schwert, Zeitver-
treib nennt ſich mein Weib, Spaͤtestagt ruft
ſie die Magd, Schlechtundrecht nennt ſich der
Knecht, Sauſewind tauft ich mein Kind, Kno-
chenfaul ſchalt ich den Gaul, Sporenklang
heißt ſein Gang, Hoͤllenſchlund lock ich den Hund,
Wettermann kraͤht (heißt) mein Hahn, Hupf
ins Stroh heißt mein Floh. Nun kennſt du mich
mit Weib und Kind und allem meinem Hausgeſind.“
Schuͤtze im hollſt. Id. 2. 117. und 4. 136. fuͤhrt
an: Hebberecht ſo heet min Knecht; Snakfor-
dan ſo heet min Man, Tiedvoͤrdrif ſo heet min
Wif, Luuſebung ſo heet min Jung. In den
Kinderliedern, Anhang zum Wunderhorn S. 41. — 43.
Bibberlein heißt mein armes Huͤhnelein, Ente-
quentlein die Ente, Wackelſchwaͤnzlein die
Gans, Schmortopf das Schwein, Klipper-
bein die Ziege, Gutemuh die Kuh, Guckher-
aus das Haus, Kegelbahn der Mann, Golden-
ring das Kind, Hat er gſagt die Magd, Ha-
berecht der Knecht, Wettermann der Hahn,
Huͤpf ins Stroh der Floh. — Stilling in ſ. Le-
ben I. S. 62. fuͤhrt nur eine Zeile an: „Gerberli
hieß mein Huͤneli,“ und ein hollaͤnd. Volkslied be-
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. XXXXI[XLI]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/360>, abgerufen am 19.12.2024.
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