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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815.

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Anmerkungen. Ueber die zum Grund liegende Idee
s. eine Anmerkung zu den altdän. Liedern. S. 528.
529.

Leute, welche Gott zu ungestüm um Kindersegen
anflehen, werden oft in den Märchen mit solchen Mis-
geburten bestraft, die sich hernach, wenn die Eltern
gedemüthigt sind, noch in Menschen verwandeln. --
Die Rückkehr des Kinds ins väterliche Haus ist wie
die des jungen Riesen in Nr. 4.

23.
Das Todtenhemdchen.

(Aus Baiern.) Der Glaube, daß Thränen dem
Todten nachgeweint, auf die Leiche im Grab nieder-
fallen und ihre Ruhe stöhren, erscheint auch im zwei-
ten Helgelied (Str. 44.) so wie im dänischen Volkslied
vom Ritter Aage und der Jungfrau Else.

24.
Der Jud im Dorn.

Dramatisch lebendig, wie der Schmidt und Teu-
fel. Eine mündliche Erz[ä]hlung aus Hessen leitet an-
ders ein. Der Vater entläßt seine drei Söhne, die
auf drei Wegen in die Welt ziehen. Dem einen be-
gegnet der gute Geist und schenkt ihm die drei Wün-
sche; er wünscht einen Hut, der aus der Irre auf
den rechten Weg führt; einen Wünschring; die Gei-
ge, die alles zum Tanzen zwingt. Darauf die Be-
gebenheit mit dem Juden und dem Richter. Endlich
wünscht er sich an den Scheideweg mit seinen Brü-
dern zusammen und macht sie alle reich. Diese grö-
ßere Verwickelung scheint aber den Eindruck mehr zu
schwächen und eine andere ganz einfache mündliche
Erzählung aus dem Paderbörn. und die alten gedruck-
ten Bearbeitungen wissen nichts davon. Albrecht
Dieterich
"Historia von einem Bauernknecht und
München, welcher in der Dornhecken hat müssen tan-
zen" s. l. 1618. 8. (auf der Götting. Bibl.) ein

der andere in entfernterer ſchließen, vgl. die dortigen
Anmerkungen. Ueber die zum Grund liegende Idee
ſ. eine Anmerkung zu den altdaͤn. Liedern. S. 528.
529.

Leute, welche Gott zu ungeſtuͤm um Kinderſegen
anflehen, werden oft in den Maͤrchen mit ſolchen Mis-
geburten beſtraft, die ſich hernach, wenn die Eltern
gedemuͤthigt ſind, noch in Menſchen verwandeln. —
Die Ruͤckkehr des Kinds ins vaͤterliche Haus iſt wie
die des jungen Rieſen in Nr. 4.

23.
Das Todtenhemdchen.

(Aus Baiern.) Der Glaube, daß Thraͤnen dem
Todten nachgeweint, auf die Leiche im Grab nieder-
fallen und ihre Ruhe ſtoͤhren, erſcheint auch im zwei-
ten Helgelied (Str. 44.) ſo wie im daͤniſchen Volkslied
vom Ritter Aage und der Jungfrau Elſe.

24.
Der Jud im Dorn.

Dramatiſch lebendig, wie der Schmidt und Teu-
fel. Eine muͤndliche Erz[aͤ]hlung aus Heſſen leitet an-
ders ein. Der Vater entlaͤßt ſeine drei Soͤhne, die
auf drei Wegen in die Welt ziehen. Dem einen be-
gegnet der gute Geiſt und ſchenkt ihm die drei Wuͤn-
ſche; er wuͤnſcht einen Hut, der aus der Irre auf
den rechten Weg fuͤhrt; einen Wuͤnſchring; die Gei-
ge, die alles zum Tanzen zwingt. Darauf die Be-
gebenheit mit dem Juden und dem Richter. Endlich
wuͤnſcht er ſich an den Scheideweg mit ſeinen Bruͤ-
dern zuſammen und macht ſie alle reich. Dieſe groͤ-
ßere Verwickelung ſcheint aber den Eindruck mehr zu
ſchwaͤchen und eine andere ganz einfache muͤndliche
Erzaͤhlung aus dem Paderboͤrn. und die alten gedruck-
ten Bearbeitungen wiſſen nichts davon. Albrecht
Dieterich
„Hiſtoria von einem Bauernknecht und
Muͤnchen, welcher in der Dornhecken hat muͤſſen tan-
zen“ s. l. 1618. 8. (auf der Goͤtting. Bibl.) ein

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[XXVI/0345] der andere in entfernterer ſchließen, vgl. die dortigen Anmerkungen. Ueber die zum Grund liegende Idee ſ. eine Anmerkung zu den altdaͤn. Liedern. S. 528. 529. Leute, welche Gott zu ungeſtuͤm um Kinderſegen anflehen, werden oft in den Maͤrchen mit ſolchen Mis- geburten beſtraft, die ſich hernach, wenn die Eltern gedemuͤthigt ſind, noch in Menſchen verwandeln. — Die Ruͤckkehr des Kinds ins vaͤterliche Haus iſt wie die des jungen Rieſen in Nr. 4. 23. Das Todtenhemdchen. (Aus Baiern.) Der Glaube, daß Thraͤnen dem Todten nachgeweint, auf die Leiche im Grab nieder- fallen und ihre Ruhe ſtoͤhren, erſcheint auch im zwei- ten Helgelied (Str. 44.) ſo wie im daͤniſchen Volkslied vom Ritter Aage und der Jungfrau Elſe. 24. Der Jud im Dorn. Dramatiſch lebendig, wie der Schmidt und Teu- fel. Eine muͤndliche Erzaͤhlung aus Heſſen leitet an- ders ein. Der Vater entlaͤßt ſeine drei Soͤhne, die auf drei Wegen in die Welt ziehen. Dem einen be- gegnet der gute Geiſt und ſchenkt ihm die drei Wuͤn- ſche; er wuͤnſcht einen Hut, der aus der Irre auf den rechten Weg fuͤhrt; einen Wuͤnſchring; die Gei- ge, die alles zum Tanzen zwingt. Darauf die Be- gebenheit mit dem Juden und dem Richter. Endlich wuͤnſcht er ſich an den Scheideweg mit ſeinen Bruͤ- dern zuſammen und macht ſie alle reich. Dieſe groͤ- ßere Verwickelung ſcheint aber den Eindruck mehr zu ſchwaͤchen und eine andere ganz einfache muͤndliche Erzaͤhlung aus dem Paderboͤrn. und die alten gedruck- ten Bearbeitungen wiſſen nichts davon. Albrecht Dieterich „Hiſtoria von einem Bauernknecht und Muͤnchen, welcher in der Dornhecken hat muͤſſen tan- zen“ s. l. 1618. 8. (auf der Goͤtting. Bibl.) ein

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. XXVI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/345>, abgerufen am 18.11.2024.