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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815.

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Rief sie daher an, ob sie auch wie ein Mägdlein
von achtzehn Jahren in Sprüngen daher wolle
gehen? Sie sprach: "von ganzem Herzen," weil
es dem Jüngling auch so sanft angekommen.
Machte also der Schmied große Glut und stieß
die Alte hinein, die sich hin und wieder bog, und
grausames Mordgeschrei anstimmte; "sitz' still,
was schreist und hüpfst du, ich will erst weidlich
zublasen!" zog damit die Bälge von neuem bis
ihr alle Haderlumpen brannten, da schrie das alte
Weib ohne Ruh. Der Schmied dachte: Kunst
geht nicht recht zu! nahm sie raus und warf sie
in den Leschtrog, da schrie sie ganz überlaut, daß
es droben im Haus die Schmiedin und ihre Schnur
hörten, die liefen beide die Stiegen herab, und
sahen die Alte heulend und maulend ganz zusam-
men geschnurrt im Trog liegen, das Angesicht ge-
runzelt, gefaltet und umgeschaffen. Darob sich
die zwei, die beide mit Kindern gingen, so ent-
setzten, daß sie noch dieselbe Nacht zwei Junge
gebaren, die waren ganz nicht wie Menschen ge-
schaffen, sondern wie Affen, liefen zum Wald hin-
ein und von ihnen stammt das Geschlecht der
Affen her.

62.
Des Herrn und des Teufels Gethier.

Gott der Herr hatte alle Thiere erschaffen
und sich die Wölfe zu seinen Hunden auserwählet;

Rief ſie daher an, ob ſie auch wie ein Maͤgdlein
von achtzehn Jahren in Spruͤngen daher wolle
gehen? Sie ſprach: „von ganzem Herzen,“ weil
es dem Juͤngling auch ſo ſanft angekommen.
Machte alſo der Schmied große Glut und ſtieß
die Alte hinein, die ſich hin und wieder bog, und
grauſames Mordgeſchrei anſtimmte; „ſitz’ ſtill,
was ſchreiſt und huͤpfſt du, ich will erſt weidlich
zublaſen!“ zog damit die Baͤlge von neuem bis
ihr alle Haderlumpen brannten, da ſchrie das alte
Weib ohne Ruh. Der Schmied dachte: Kunſt
geht nicht recht zu! nahm ſie raus und warf ſie
in den Leſchtrog, da ſchrie ſie ganz uͤberlaut, daß
es droben im Haus die Schmiedin und ihre Schnur
hoͤrten, die liefen beide die Stiegen herab, und
ſahen die Alte heulend und maulend ganz zuſam-
men geſchnurrt im Trog liegen, das Angeſicht ge-
runzelt, gefaltet und umgeſchaffen. Darob ſich
die zwei, die beide mit Kindern gingen, ſo ent-
ſetzten, daß ſie noch dieſelbe Nacht zwei Junge
gebaren, die waren ganz nicht wie Menſchen ge-
ſchaffen, ſondern wie Affen, liefen zum Wald hin-
ein und von ihnen ſtammt das Geſchlecht der
Affen her.

62.
Des Herrn und des Teufels Gethier.

Gott der Herr hatte alle Thiere erſchaffen
und ſich die Woͤlfe zu ſeinen Hunden auserwaͤhlet;

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[288/0309] Rief ſie daher an, ob ſie auch wie ein Maͤgdlein von achtzehn Jahren in Spruͤngen daher wolle gehen? Sie ſprach: „von ganzem Herzen,“ weil es dem Juͤngling auch ſo ſanft angekommen. Machte alſo der Schmied große Glut und ſtieß die Alte hinein, die ſich hin und wieder bog, und grauſames Mordgeſchrei anſtimmte; „ſitz’ ſtill, was ſchreiſt und huͤpfſt du, ich will erſt weidlich zublaſen!“ zog damit die Baͤlge von neuem bis ihr alle Haderlumpen brannten, da ſchrie das alte Weib ohne Ruh. Der Schmied dachte: Kunſt geht nicht recht zu! nahm ſie raus und warf ſie in den Leſchtrog, da ſchrie ſie ganz uͤberlaut, daß es droben im Haus die Schmiedin und ihre Schnur hoͤrten, die liefen beide die Stiegen herab, und ſahen die Alte heulend und maulend ganz zuſam- men geſchnurrt im Trog liegen, das Angeſicht ge- runzelt, gefaltet und umgeſchaffen. Darob ſich die zwei, die beide mit Kindern gingen, ſo ent- ſetzten, daß ſie noch dieſelbe Nacht zwei Junge gebaren, die waren ganz nicht wie Menſchen ge- ſchaffen, ſondern wie Affen, liefen zum Wald hin- ein und von ihnen ſtammt das Geſchlecht der Affen her. 62. Des Herrn und des Teufels Gethier. Gott der Herr hatte alle Thiere erſchaffen und ſich die Woͤlfe zu ſeinen Hunden auserwaͤhlet;

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/309>, abgerufen am 18.11.2024.