Mach mirs recht; mine Weige Hippodeige, dine Weige Hippodeige; min Kind Grind, din Kind Grind; min Mann Cham, din Mann Cham; ick nah Walpe, du nah Walpe; sam sam, goh wie dann!"
55. Das Lämmchen und Fischchen.
Es war einmal ein Brüderchen und Schwe- sterchen, die hatten sich herzlich lieb, ihre rechte Mutter war aber todt und sie hatten eine Stief- mutter, die war ihnen nicht gut, und that ihnen heimlich alles Leid an. Es trug sich zu, daß die zwei mit andern Kindern auf einer Wiese vor dem Haus spielten, und an der Wiese war ein Teich, der ging bis an die eine Seite vom Haus. Die Kinder liefen da herum, kriegten sich und spielten Abzählens:
"Enecke, Benecke, lat mie liewen, will die ock min Vügelken giewen. Vügelken sall mie Strau söken, Strau will ick den Köseken giewen, Köseken sall mie Melk giewen, Melk will ick den Bäcker giewen, Bäcker sall mie 'n Kocken backen, Kocken will ick den Kätken giewen, Kätken sall mie Müse fangen, Müse will ick in'n Rauck hangen un will se anschnien."
Mach mirs recht; mine Weige Hippodeige, dine Weige Hippodeige; min Kind Grind, din Kind Grind; min Mann Cham, din Mann Cham; ick nah Walpe, du nah Walpe; ſam ſam, goh wie dann!“
55. Das Laͤmmchen und Fiſchchen.
Es war einmal ein Bruͤderchen und Schwe- ſterchen, die hatten ſich herzlich lieb, ihre rechte Mutter war aber todt und ſie hatten eine Stief- mutter, die war ihnen nicht gut, und that ihnen heimlich alles Leid an. Es trug ſich zu, daß die zwei mit andern Kindern auf einer Wieſe vor dem Haus ſpielten, und an der Wieſe war ein Teich, der ging bis an die eine Seite vom Haus. Die Kinder liefen da herum, kriegten ſich und ſpielten Abzaͤhlens:
„Enecke, Benecke, lat mie liewen, will die ock min Vuͤgelken giewen. Vuͤgelken ſall mie Strau ſoͤken, Strau will ick den Koͤſeken giewen, Koͤſeken ſall mie Melk giewen, Melk will ick den Baͤcker giewen, Baͤcker ſall mie ’n Kocken backen, Kocken will ick den Kaͤtken giewen, Kaͤtken ſall mie Muͤſe fangen, Muͤſe will ick in’n Rauck hangen un will ſe anſchnien.“
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0290"n="269"/>
Mach mirs recht; mine Weige Hippodeige, dine<lb/>
Weige Hippodeige; min Kind Grind, din Kind<lb/>
Grind; min Mann Cham, din Mann Cham;<lb/>
ick nah Walpe, du nah Walpe; ſam ſam, goh<lb/>
wie dann!“</p></div><lb/><divn="1"><head>55.<lb/><hirendition="#g">Das Laͤmmchen und Fiſchchen</hi>.</head><lb/><p>Es war einmal ein Bruͤderchen und Schwe-<lb/>ſterchen, die hatten ſich herzlich lieb, ihre rechte<lb/>
Mutter war aber todt und ſie hatten eine Stief-<lb/>
mutter, die war ihnen nicht gut, und that ihnen<lb/>
heimlich alles Leid an. Es trug ſich zu, daß die<lb/>
zwei mit andern Kindern auf einer Wieſe vor<lb/>
dem Haus ſpielten, und an der Wieſe war ein<lb/>
Teich, der ging bis an die eine Seite vom Haus.<lb/>
Die Kinder liefen da herum, kriegten ſich und<lb/>ſpielten Abzaͤhlens:</p><lb/><lgtype="poem"><l>„Enecke, Benecke, lat mie liewen,</l><lb/><l>will die ock min Vuͤgelken giewen.</l><lb/><l>Vuͤgelken ſall mie Strau ſoͤken,</l><lb/><l>Strau will ick den Koͤſeken giewen,</l><lb/><l>Koͤſeken ſall mie Melk giewen,</l><lb/><l>Melk will ick den Baͤcker giewen,</l><lb/><l>Baͤcker ſall mie ’n Kocken backen,</l><lb/><l>Kocken will ick den Kaͤtken giewen,</l><lb/><l>Kaͤtken ſall mie Muͤſe fangen,</l><lb/><l>Muͤſe will ick in’n Rauck hangen</l><lb/><l>un will ſe anſchnien.“</l></lg><lb/></div></body></text></TEI>
[269/0290]
Mach mirs recht; mine Weige Hippodeige, dine
Weige Hippodeige; min Kind Grind, din Kind
Grind; min Mann Cham, din Mann Cham;
ick nah Walpe, du nah Walpe; ſam ſam, goh
wie dann!“
55.
Das Laͤmmchen und Fiſchchen.
Es war einmal ein Bruͤderchen und Schwe-
ſterchen, die hatten ſich herzlich lieb, ihre rechte
Mutter war aber todt und ſie hatten eine Stief-
mutter, die war ihnen nicht gut, und that ihnen
heimlich alles Leid an. Es trug ſich zu, daß die
zwei mit andern Kindern auf einer Wieſe vor
dem Haus ſpielten, und an der Wieſe war ein
Teich, der ging bis an die eine Seite vom Haus.
Die Kinder liefen da herum, kriegten ſich und
ſpielten Abzaͤhlens:
„Enecke, Benecke, lat mie liewen,
will die ock min Vuͤgelken giewen.
Vuͤgelken ſall mie Strau ſoͤken,
Strau will ick den Koͤſeken giewen,
Koͤſeken ſall mie Melk giewen,
Melk will ick den Baͤcker giewen,
Baͤcker ſall mie ’n Kocken backen,
Kocken will ick den Kaͤtken giewen,
Kaͤtken ſall mie Muͤſe fangen,
Muͤſe will ick in’n Rauck hangen
un will ſe anſchnien.“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/290>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.