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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815.

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den einen, der saß da mit verbundenen Augen.
Der Prinz fragte: "warum hast du ein Tuch vor
den Augen?" "Ei, sprach er, was ich mit mei-
nen Augen ansehe, das springt von einander, dar-
um darf ich sie nicht offen lassen." -- "Komm
mit mir," sagte der Prinz. Da gingen die fünf
weiter und fanden einen, der lag mitten im hei-
ßen Sonnenschein, und fror und zitterte am gan-
zen Leibe, so daß ihm kein Glied still stand. Der
Prinz fragte: "wie frierst du so im Sonnen-
schein?" "Ach, sprach der Mann, je heißer es
ist, desto mehr frier' ich, und je kälter es ist, de-
sto heißer wird mir, und mitten im Eis kann ichs
vor Hitze, und mitten im Feuer vor Kälte nicht
aushalten." "Komm mit mir," sprach der
Prinz, da gingen die sechs weiter und fanden ei-
nen Mann, der stand da und schaute um sich über
alle Berge hinaus. "Wornach siehst du?" frag-
te der Prinz. Da sprach er: "ich habe so helle
Augen, daß ich damit weit über Berge und Wäl-
der und durch die ganze Welt hinaussehen kann."
"Komm mit mir, sagte der Prinz, so einer fehlte
mir noch."

Nun zogen die sieben in die Stadt ein, wo
die schöne und gefährliche Jungfrau lebte; der
Prinz aber ging vor die alte Königin und sprach,
er wollt' um ihre Tochter werben. Ja, sagte sie,
dreimal will ich dir einen Bund aufgeben, lösest
du den jedesmal, so ist die Prinzessin dein; der

den einen, der ſaß da mit verbundenen Augen.
Der Prinz fragte: „warum haſt du ein Tuch vor
den Augen?“ „Ei, ſprach er, was ich mit mei-
nen Augen anſehe, das ſpringt von einander, dar-
um darf ich ſie nicht offen laſſen.“ — „Komm
mit mir,“ ſagte der Prinz. Da gingen die fuͤnf
weiter und fanden einen, der lag mitten im hei-
ßen Sonnenſchein, und fror und zitterte am gan-
zen Leibe, ſo daß ihm kein Glied ſtill ſtand. Der
Prinz fragte: „wie frierſt du ſo im Sonnen-
ſchein?“ „Ach, ſprach der Mann, je heißer es
iſt, deſto mehr frier’ ich, und je kaͤlter es iſt, de-
ſto heißer wird mir, und mitten im Eis kann ichs
vor Hitze, und mitten im Feuer vor Kaͤlte nicht
aushalten.“ „Komm mit mir,“ ſprach der
Prinz, da gingen die ſechs weiter und fanden ei-
nen Mann, der ſtand da und ſchaute um ſich uͤber
alle Berge hinaus. „Wornach ſiehſt du?“ frag-
te der Prinz. Da ſprach er: „ich habe ſo helle
Augen, daß ich damit weit uͤber Berge und Waͤl-
der und durch die ganze Welt hinausſehen kann.“
„Komm mit mir, ſagte der Prinz, ſo einer fehlte
mir noch.“

Nun zogen die ſieben in die Stadt ein, wo
die ſchoͤne und gefaͤhrliche Jungfrau lebte; der
Prinz aber ging vor die alte Koͤnigin und ſprach,
er wollt’ um ihre Tochter werben. Ja, ſagte ſie,
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[247/0268] den einen, der ſaß da mit verbundenen Augen. Der Prinz fragte: „warum haſt du ein Tuch vor den Augen?“ „Ei, ſprach er, was ich mit mei- nen Augen anſehe, das ſpringt von einander, dar- um darf ich ſie nicht offen laſſen.“ — „Komm mit mir,“ ſagte der Prinz. Da gingen die fuͤnf weiter und fanden einen, der lag mitten im hei- ßen Sonnenſchein, und fror und zitterte am gan- zen Leibe, ſo daß ihm kein Glied ſtill ſtand. Der Prinz fragte: „wie frierſt du ſo im Sonnen- ſchein?“ „Ach, ſprach der Mann, je heißer es iſt, deſto mehr frier’ ich, und je kaͤlter es iſt, de- ſto heißer wird mir, und mitten im Eis kann ichs vor Hitze, und mitten im Feuer vor Kaͤlte nicht aushalten.“ „Komm mit mir,“ ſprach der Prinz, da gingen die ſechs weiter und fanden ei- nen Mann, der ſtand da und ſchaute um ſich uͤber alle Berge hinaus. „Wornach ſiehſt du?“ frag- te der Prinz. Da ſprach er: „ich habe ſo helle Augen, daß ich damit weit uͤber Berge und Waͤl- der und durch die ganze Welt hinausſehen kann.“ „Komm mit mir, ſagte der Prinz, ſo einer fehlte mir noch.“ Nun zogen die ſieben in die Stadt ein, wo die ſchoͤne und gefaͤhrliche Jungfrau lebte; der Prinz aber ging vor die alte Koͤnigin und ſprach, er wollt’ um ihre Tochter werben. Ja, ſagte ſie, dreimal will ich dir einen Bund aufgeben, loͤſeſt du den jedesmal, ſo iſt die Prinzeſſin dein; der

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/268>, abgerufen am 19.12.2024.