Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

und kleine Späne suchte und ein Feuer anmachte.
Als es nun recht hell brannte, hüpfte er selber
hinein und da brennt's noch ein Bischen und dann
geht das Feuer aus, und steht ein schönes Mäd-
chen da, das war auch verwünscht worden und die
Liebste des Prinzen. Da ziehen sie miteinander
heim zu dem alten König und der Frau Königin
und wird eine große Hochzeit gehalten und wer
dabei gewesen, der ist nicht hungrig nach Haus
gegangen.

44.
Der Soldat und der Schreiner.

Es wohnten in einer Stadt zwei Tischler,
deren Häuser stießen aneinander und jeder hatte
einen Sohn; die Kinder waren immer beisam-
men, spielten miteinander und hießen darum das
Messerchen und Gäbelchen, die auch im-
mer nebeneinander auf den Tisch gelegt werden.
Als sie nun beide groß waren, wollten sie auch
von einander nicht weichen, der eine war aber
muthig und der andere furchtsam, da ward der
eine Soldat, der andere lernte das Handwerk.
Wie die Zeit kam, daß dieser wandern mußte,
wollt' ihn der Soldat nicht verlassen und gingen
sie zusammen aus. Sie kamen nun in eine Stadt,
wo der Tischler bei einem Meister in die Arbeit

P 2

und kleine Spaͤne ſuchte und ein Feuer anmachte.
Als es nun recht hell brannte, huͤpfte er ſelber
hinein und da brennt’s noch ein Bischen und dann
geht das Feuer aus, und ſteht ein ſchoͤnes Maͤd-
chen da, das war auch verwuͤnſcht worden und die
Liebſte des Prinzen. Da ziehen ſie miteinander
heim zu dem alten Koͤnig und der Frau Koͤnigin
und wird eine große Hochzeit gehalten und wer
dabei geweſen, der iſt nicht hungrig nach Haus
gegangen.

44.
Der Soldat und der Schreiner.

Es wohnten in einer Stadt zwei Tiſchler,
deren Haͤuſer ſtießen aneinander und jeder hatte
einen Sohn; die Kinder waren immer beiſam-
men, ſpielten miteinander und hießen darum das
Meſſerchen und Gaͤbelchen, die auch im-
mer nebeneinander auf den Tiſch gelegt werden.
Als ſie nun beide groß waren, wollten ſie auch
von einander nicht weichen, der eine war aber
muthig und der andere furchtſam, da ward der
eine Soldat, der andere lernte das Handwerk.
Wie die Zeit kam, daß dieſer wandern mußte,
wollt’ ihn der Soldat nicht verlaſſen und gingen
ſie zuſammen aus. Sie kamen nun in eine Stadt,
wo der Tiſchler bei einem Meiſter in die Arbeit

P 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0248" n="227"/>
und kleine Spa&#x0364;ne &#x017F;uchte und ein Feuer anmachte.<lb/>
Als es nun recht hell brannte, hu&#x0364;pfte er &#x017F;elber<lb/>
hinein und da brennt&#x2019;s noch ein Bischen und dann<lb/>
geht das Feuer aus, und &#x017F;teht ein &#x017F;cho&#x0364;nes Ma&#x0364;d-<lb/>
chen da, das war auch verwu&#x0364;n&#x017F;cht worden und die<lb/>
Lieb&#x017F;te des Prinzen. Da ziehen &#x017F;ie miteinander<lb/>
heim zu dem alten Ko&#x0364;nig und der Frau Ko&#x0364;nigin<lb/>
und wird eine große Hochzeit gehalten und wer<lb/>
dabei gewe&#x017F;en, der i&#x017F;t nicht hungrig nach Haus<lb/>
gegangen.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head>44.<lb/>
Der Soldat und der Schreiner.</head><lb/>
        <p>Es wohnten in einer Stadt zwei Ti&#x017F;chler,<lb/>
deren Ha&#x0364;u&#x017F;er &#x017F;tießen aneinander und jeder hatte<lb/>
einen Sohn; die Kinder waren immer bei&#x017F;am-<lb/>
men, &#x017F;pielten miteinander und hießen darum das<lb/><hi rendition="#g">Me&#x017F;&#x017F;erchen</hi> und <hi rendition="#g">Ga&#x0364;belchen</hi>, die auch im-<lb/>
mer nebeneinander auf den Ti&#x017F;ch gelegt werden.<lb/>
Als &#x017F;ie nun beide groß waren, wollten &#x017F;ie auch<lb/>
von einander nicht weichen, der eine war aber<lb/>
muthig und der andere furcht&#x017F;am, da ward der<lb/>
eine Soldat, der andere lernte das Handwerk.<lb/>
Wie die Zeit kam, daß die&#x017F;er wandern mußte,<lb/>
wollt&#x2019; ihn der Soldat nicht verla&#x017F;&#x017F;en und gingen<lb/>
&#x017F;ie zu&#x017F;ammen aus. Sie kamen nun in eine Stadt,<lb/>
wo der Ti&#x017F;chler bei einem Mei&#x017F;ter in die Arbeit<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P 2</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[227/0248] und kleine Spaͤne ſuchte und ein Feuer anmachte. Als es nun recht hell brannte, huͤpfte er ſelber hinein und da brennt’s noch ein Bischen und dann geht das Feuer aus, und ſteht ein ſchoͤnes Maͤd- chen da, das war auch verwuͤnſcht worden und die Liebſte des Prinzen. Da ziehen ſie miteinander heim zu dem alten Koͤnig und der Frau Koͤnigin und wird eine große Hochzeit gehalten und wer dabei geweſen, der iſt nicht hungrig nach Haus gegangen. 44. Der Soldat und der Schreiner. Es wohnten in einer Stadt zwei Tiſchler, deren Haͤuſer ſtießen aneinander und jeder hatte einen Sohn; die Kinder waren immer beiſam- men, ſpielten miteinander und hießen darum das Meſſerchen und Gaͤbelchen, die auch im- mer nebeneinander auf den Tiſch gelegt werden. Als ſie nun beide groß waren, wollten ſie auch von einander nicht weichen, der eine war aber muthig und der andere furchtſam, da ward der eine Soldat, der andere lernte das Handwerk. Wie die Zeit kam, daß dieſer wandern mußte, wollt’ ihn der Soldat nicht verlaſſen und gingen ſie zuſammen aus. Sie kamen nun in eine Stadt, wo der Tiſchler bei einem Meiſter in die Arbeit P 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/248
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/248>, abgerufen am 18.12.2024.