Noth. Da sprach der Frosch ganz freundlich: "wenn du was brauchst, so komm nur zu mir. so will ich dir mit Rath und That zur Hand gehen." "Wie soll ich dir das aber vergelten?" "Du brauchst mir nichts zu vergelten, sprach der Quackfrosch, bring mir nur alle Tage ein frisches Rosenblatt zur Haube." Da ging nun die Prin- zessin wieder zurück und war ein Bischen getrö- stet und so oft der Löwe etwas verlangte, lief sie zum Teich, da sprang der Frosch herüber und hin- über und hatte ihr bald herbeigeschafft, was sie brauchte. Auf eine Zeit sagte der Löwe: "heut Abend äß ich gern eine Mückenpastete, sie muß aber gut zubereitet seyn." Da dachte die Prin- cessin, wie soll ich die herbei schaffen, das ist mir ganz unmöglich, lief hinaus und klagte es ihrem Frosch. Der Frosch aber sprach: "mach dir keine Sorgen, eine Mückenpastete will ich schon herbei- schaffen." Darauf setzte er sich hin, sperrte rechts und links das Maul auf, schnappte zu und fing Mücken, so viel er brauchte. Darauf hüpfte er hin und her, trug Holzspäne zusammen und blies ein Feuer an. Wie's brannte, knetete er die Pa- stete und setzte sie über Kohlen, und es währte keine zwei Stunden, so war sie fertig und so gut als einer nur wünschen konnte. Da sprach er zu dem Mädchen: "die Pastete kriegst du aber nicht eher, als bis du mir versprichst, dem Löwen, so- bald er eingeschlafen ist, den Kopf abzuschlagen
Kindermärchen II. P
Noth. Da ſprach der Froſch ganz freundlich: „wenn du was brauchſt, ſo komm nur zu mir. ſo will ich dir mit Rath und That zur Hand gehen.“ „Wie ſoll ich dir das aber vergelten?“ „Du brauchſt mir nichts zu vergelten, ſprach der Quackfroſch, bring mir nur alle Tage ein friſches Roſenblatt zur Haube.“ Da ging nun die Prin- zeſſin wieder zuruͤck und war ein Bischen getroͤ- ſtet und ſo oft der Loͤwe etwas verlangte, lief ſie zum Teich, da ſprang der Froſch heruͤber und hin- uͤber und hatte ihr bald herbeigeſchafft, was ſie brauchte. Auf eine Zeit ſagte der Loͤwe: „heut Abend aͤß ich gern eine Muͤckenpaſtete, ſie muß aber gut zubereitet ſeyn.“ Da dachte die Prin- ceſſin, wie ſoll ich die herbei ſchaffen, das iſt mir ganz unmoͤglich, lief hinaus und klagte es ihrem Froſch. Der Froſch aber ſprach: „mach dir keine Sorgen, eine Muͤckenpaſtete will ich ſchon herbei- ſchaffen.“ Darauf ſetzte er ſich hin, ſperrte rechts und links das Maul auf, ſchnappte zu und fing Muͤcken, ſo viel er brauchte. Darauf huͤpfte er hin und her, trug Holzſpaͤne zuſammen und blies ein Feuer an. Wie’s brannte, knetete er die Pa- ſtete und ſetzte ſie uͤber Kohlen, und es waͤhrte keine zwei Stunden, ſo war ſie fertig und ſo gut als einer nur wuͤnſchen konnte. Da ſprach er zu dem Maͤdchen: „die Paſtete kriegſt du aber nicht eher, als bis du mir verſprichſt, dem Loͤwen, ſo- bald er eingeſchlafen iſt, den Kopf abzuſchlagen
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Noth. Da ſprach der Froſch ganz freundlich:
„wenn du was brauchſt, ſo komm nur zu mir.
ſo will ich dir mit Rath und That zur Hand
gehen.“ „Wie ſoll ich dir das aber vergelten?“
„Du brauchſt mir nichts zu vergelten, ſprach der
Quackfroſch, bring mir nur alle Tage ein friſches
Roſenblatt zur Haube.“ Da ging nun die Prin-
zeſſin wieder zuruͤck und war ein Bischen getroͤ-
ſtet und ſo oft der Loͤwe etwas verlangte, lief ſie
zum Teich, da ſprang der Froſch heruͤber und hin-
uͤber und hatte ihr bald herbeigeſchafft, was ſie
brauchte. Auf eine Zeit ſagte der Loͤwe: „heut
Abend aͤß ich gern eine Muͤckenpaſtete, ſie muß
aber gut zubereitet ſeyn.“ Da dachte die Prin-
ceſſin, wie ſoll ich die herbei ſchaffen, das iſt mir
ganz unmoͤglich, lief hinaus und klagte es ihrem
Froſch. Der Froſch aber ſprach: „mach dir keine
Sorgen, eine Muͤckenpaſtete will ich ſchon herbei-
ſchaffen.“ Darauf ſetzte er ſich hin, ſperrte rechts
und links das Maul auf, ſchnappte zu und fing
Muͤcken, ſo viel er brauchte. Darauf huͤpfte er
hin und her, trug Holzſpaͤne zuſammen und blies
ein Feuer an. Wie’s brannte, knetete er die Pa-
ſtete und ſetzte ſie uͤber Kohlen, und es waͤhrte
keine zwei Stunden, ſo war ſie fertig und ſo gut
als einer nur wuͤnſchen konnte. Da ſprach er zu
dem Maͤdchen: „die Paſtete kriegſt du aber nicht
eher, als bis du mir verſprichſt, dem Loͤwen, ſo-
bald er eingeſchlafen iſt, den Kopf abzuſchlagen
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/246>, abgerufen am 23.12.2024.
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