nig, der nur eine einzige Prinzessin hatte und als sie ankamen, ließen sie sich melden und wurden gleich zur Tafel gebeten und sollten die Nacht da schlafen. Da ging's nun lustig her und als sie gegessen und getrunken hatten, fingen sie an Kar- ten zu spielen, was die Prinzessin so gerne that. Sie spielte mit dem, der den Beutel hatte, und so viel sie ihm abgewann, so sah sie doch, daß sein Beutel nicht leer ward und merkte, daß es ein Wünschding seyn müßte. Da sagte sie zu ihm, er sey so warm vom Spiel, er solle einmal trinken und schenkte ihm ein, aber sie that einen Schlaftrunk in den Wein. Und wie er den kaum getrunken hatte, so schlief er ein, da nahm sie sei- nen Beutel, ging in ihre Kammer und näht einen andern, der ebenso aussah, that auch ein wenig Geld hinein und legt ihn an die Stelle des alten. Am andern Morgen reisten die drei weiter, und als der eine das wenige Geld ausgegeben hatte, was noch im Beutel war und nun wieder hinein- griff, war er leer und blieb leer. Da rief er aus: "mein Beutel ist mir von der falschen Prin- zessin vertauscht worden, nun sind wir arme Leu- te!" Der mit dem Mantel aber sprach: "laß dir keine graue Haare wachsen, ich will ihn bald wieder geschafft haben." Da hing er den Man- tel um und wünschte sich in die Kammer der Prin- zessin; gleich ist er da, und sie sitzt d[a] und zählt an dem Geld, das sie in einem fort aus dem
nig, der nur eine einzige Prinzeſſin hatte und als ſie ankamen, ließen ſie ſich melden und wurden gleich zur Tafel gebeten und ſollten die Nacht da ſchlafen. Da ging’s nun luſtig her und als ſie gegeſſen und getrunken hatten, fingen ſie an Kar- ten zu ſpielen, was die Prinzeſſin ſo gerne that. Sie ſpielte mit dem, der den Beutel hatte, und ſo viel ſie ihm abgewann, ſo ſah ſie doch, daß ſein Beutel nicht leer ward und merkte, daß es ein Wuͤnſchding ſeyn muͤßte. Da ſagte ſie zu ihm, er ſey ſo warm vom Spiel, er ſolle einmal trinken und ſchenkte ihm ein, aber ſie that einen Schlaftrunk in den Wein. Und wie er den kaum getrunken hatte, ſo ſchlief er ein, da nahm ſie ſei- nen Beutel, ging in ihre Kammer und naͤht einen andern, der ebenſo ausſah, that auch ein wenig Geld hinein und legt ihn an die Stelle des alten. Am andern Morgen reiſten die drei weiter, und als der eine das wenige Geld ausgegeben hatte, was noch im Beutel war und nun wieder hinein- griff, war er leer und blieb leer. Da rief er aus: „mein Beutel iſt mir von der falſchen Prin- zeſſin vertauſcht worden, nun ſind wir arme Leu- te!“ Der mit dem Mantel aber ſprach: „laß dir keine graue Haare wachſen, ich will ihn bald wieder geſchafft haben.“ Da hing er den Man- tel um und wuͤnſchte ſich in die Kammer der Prin- zeſſin; gleich iſt er da, und ſie ſitzt d[a] und zaͤhlt an dem Geld, das ſie in einem fort aus dem
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0209"n="188"/>
nig, der nur eine einzige Prinzeſſin hatte und als<lb/>ſie ankamen, ließen ſie ſich melden und wurden<lb/>
gleich zur Tafel gebeten und ſollten die Nacht da<lb/>ſchlafen. Da ging’s nun luſtig her und als ſie<lb/>
gegeſſen und getrunken hatten, fingen ſie an Kar-<lb/>
ten zu ſpielen, was die Prinzeſſin ſo gerne that.<lb/>
Sie ſpielte mit dem, der den Beutel hatte, und<lb/>ſo viel ſie ihm abgewann, ſo ſah ſie doch, daß<lb/>ſein Beutel nicht leer ward und merkte, daß es<lb/>
ein Wuͤnſchding ſeyn muͤßte. Da ſagte ſie zu<lb/>
ihm, er ſey ſo warm vom Spiel, er ſolle einmal<lb/>
trinken und ſchenkte ihm ein, aber ſie that einen<lb/>
Schlaftrunk in den Wein. Und wie er den kaum<lb/>
getrunken hatte, ſo ſchlief er ein, da nahm ſie ſei-<lb/>
nen Beutel, ging in ihre Kammer und naͤht einen<lb/>
andern, der ebenſo ausſah, that auch ein wenig<lb/>
Geld hinein und legt ihn an die Stelle des alten.<lb/>
Am andern Morgen reiſten die drei weiter, und<lb/>
als der eine das wenige Geld ausgegeben hatte,<lb/>
was noch im Beutel war und nun wieder hinein-<lb/>
griff, war er leer und blieb leer. Da rief er<lb/>
aus: „mein Beutel iſt mir von der falſchen Prin-<lb/>
zeſſin vertauſcht worden, nun ſind wir arme Leu-<lb/>
te!“ Der mit dem Mantel aber ſprach: „laß<lb/>
dir keine graue Haare wachſen, ich will ihn bald<lb/>
wieder geſchafft haben.“ Da hing er den Man-<lb/>
tel um und wuͤnſchte ſich in die Kammer der Prin-<lb/>
zeſſin; gleich iſt er da, und ſie ſitzt d<supplied>a</supplied> und zaͤhlt<lb/>
an dem Geld, das ſie in einem fort aus dem<lb/></p></div></body></text></TEI>
[188/0209]
nig, der nur eine einzige Prinzeſſin hatte und als
ſie ankamen, ließen ſie ſich melden und wurden
gleich zur Tafel gebeten und ſollten die Nacht da
ſchlafen. Da ging’s nun luſtig her und als ſie
gegeſſen und getrunken hatten, fingen ſie an Kar-
ten zu ſpielen, was die Prinzeſſin ſo gerne that.
Sie ſpielte mit dem, der den Beutel hatte, und
ſo viel ſie ihm abgewann, ſo ſah ſie doch, daß
ſein Beutel nicht leer ward und merkte, daß es
ein Wuͤnſchding ſeyn muͤßte. Da ſagte ſie zu
ihm, er ſey ſo warm vom Spiel, er ſolle einmal
trinken und ſchenkte ihm ein, aber ſie that einen
Schlaftrunk in den Wein. Und wie er den kaum
getrunken hatte, ſo ſchlief er ein, da nahm ſie ſei-
nen Beutel, ging in ihre Kammer und naͤht einen
andern, der ebenſo ausſah, that auch ein wenig
Geld hinein und legt ihn an die Stelle des alten.
Am andern Morgen reiſten die drei weiter, und
als der eine das wenige Geld ausgegeben hatte,
was noch im Beutel war und nun wieder hinein-
griff, war er leer und blieb leer. Da rief er
aus: „mein Beutel iſt mir von der falſchen Prin-
zeſſin vertauſcht worden, nun ſind wir arme Leu-
te!“ Der mit dem Mantel aber ſprach: „laß
dir keine graue Haare wachſen, ich will ihn bald
wieder geſchafft haben.“ Da hing er den Man-
tel um und wuͤnſchte ſich in die Kammer der Prin-
zeſſin; gleich iſt er da, und ſie ſitzt da und zaͤhlt
an dem Geld, das ſie in einem fort aus dem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/209>, abgerufen am 19.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.