"Ei, sagte er, was kann ich dafür, es zuckt mir in der Hand, ich muß zugreifen, ich mag wollen oder nicht." Sie legten sich darnach schlafen, wie sie da liegen, ist's so finster, daß man keine Hand vor den Augen sehen kann. Auf einmal erwachte der mit den Katzenaugen, weckte die an- dern und sprach: "Brüder, schaut einmal auf, seht ihr die weißen Mäuschen, die da herumlau- fen? "Die zwei richteten sich auf, konnten aber nichts sehen. Da sprach er: "es ist mit uns nicht richtig, wir haben das Unsrige nicht wieder gekriegt, wir müssen zurück zu dem Wirth, der hat uns betrogen." Also machten sie sich am an- dern Morgen dahin auf und sagten dem Wirth, sie hätten ihr richtig Werk nicht wieder kriegt, der eine hätte eine Diebshand, der zweite Katzenau- gen und der dritte ein Schweineherz. Der Wirth sprach, da müßte das Mädchen Schuld daran seyn und wollte es rufen, aber wie das die drei hatte kommen sehen, war es zum Hinterpförtchen fort- gelaufen und kam nicht wieder. Da sprachen die drei, er sollte ihnen viel Geld geben, sonst ließen sie ihm den rothen Hahn über's Haus fliegen; da gab er, was er hatte und nur aufbringen konnte, und die drei zogen damit fort; es war für ihr Lebtag genug, sie hätten aber doch lieber ihr richtig Werk gehabt.
33. Der
„Ei, ſagte er, was kann ich dafuͤr, es zuckt mir in der Hand, ich muß zugreifen, ich mag wollen oder nicht.“ Sie legten ſich darnach ſchlafen, wie ſie da liegen, iſt’s ſo finſter, daß man keine Hand vor den Augen ſehen kann. Auf einmal erwachte der mit den Katzenaugen, weckte die an- dern und ſprach: „Bruͤder, ſchaut einmal auf, ſeht ihr die weißen Maͤuschen, die da herumlau- fen? „Die zwei richteten ſich auf, konnten aber nichts ſehen. Da ſprach er: „es iſt mit uns nicht richtig, wir haben das Unſrige nicht wieder gekriegt, wir muͤſſen zuruͤck zu dem Wirth, der hat uns betrogen.“ Alſo machten ſie ſich am an- dern Morgen dahin auf und ſagten dem Wirth, ſie haͤtten ihr richtig Werk nicht wieder kriegt, der eine haͤtte eine Diebshand, der zweite Katzenau- gen und der dritte ein Schweineherz. Der Wirth ſprach, da muͤßte das Maͤdchen Schuld daran ſeyn und wollte es rufen, aber wie das die drei hatte kommen ſehen, war es zum Hinterpfoͤrtchen fort- gelaufen und kam nicht wieder. Da ſprachen die drei, er ſollte ihnen viel Geld geben, ſonſt ließen ſie ihm den rothen Hahn uͤber’s Haus fliegen; da gab er, was er hatte und nur aufbringen konnte, und die drei zogen damit fort; es war fuͤr ihr Lebtag genug, ſie haͤtten aber doch lieber ihr richtig Werk gehabt.
33. Der
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„Ei, ſagte er, was kann ich dafuͤr, es zuckt mir
in der Hand, ich muß zugreifen, ich mag wollen
oder nicht.“ Sie legten ſich darnach ſchlafen,
wie ſie da liegen, iſt’s ſo finſter, daß man keine
Hand vor den Augen ſehen kann. Auf einmal
erwachte der mit den Katzenaugen, weckte die an-
dern und ſprach: „Bruͤder, ſchaut einmal auf,
ſeht ihr die weißen Maͤuschen, die da herumlau-
fen? „Die zwei richteten ſich auf, konnten aber
nichts ſehen. Da ſprach er: „es iſt mit uns
nicht richtig, wir haben das Unſrige nicht wieder
gekriegt, wir muͤſſen zuruͤck zu dem Wirth, der
hat uns betrogen.“ Alſo machten ſie ſich am an-
dern Morgen dahin auf und ſagten dem Wirth,
ſie haͤtten ihr richtig Werk nicht wieder kriegt, der
eine haͤtte eine Diebshand, der zweite Katzenau-
gen und der dritte ein Schweineherz. Der Wirth
ſprach, da muͤßte das Maͤdchen Schuld daran ſeyn
und wollte es rufen, aber wie das die drei hatte
kommen ſehen, war es zum Hinterpfoͤrtchen fort-
gelaufen und kam nicht wieder. Da ſprachen die
drei, er ſollte ihnen viel Geld geben, ſonſt ließen
ſie ihm den rothen Hahn uͤber’s Haus fliegen;
da gab er, was er hatte und nur aufbringen
konnte, und die drei zogen damit fort; es war
fuͤr ihr Lebtag genug, ſie haͤtten aber doch lieber
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33. Der
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/197>, abgerufen am 23.12.2024.
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