"sie werden keine gehabt haben." "Ei! sagte der König, jed' Gethier hat eine Zunge," und fragte weiter, was der werth wäre, daß ihm wi- derführe? Da sprach der Hauptmann: "der ge- hört in Stücken zerrissen zu werden." Da sagte der König, er hätte sich selber sein Urtheil gespro- chen, und ward der Hauptmann gefänglich gesetzt und dann in vier Stücke zerrissen, die Prin- zessin aber mit dem Jäger vermählt, der holte seinen Vater und seine Mutter und die lebten in Freude bei ihrem Sohn, und nach des alten Kö- nigs Tod bekam er das Reich.
26. Der Dreschflegel vom Himmel.
Es zog einmal ein Bauer mit einem Paar Ochsen zum Pflügen aus, als er auf's Land kam, da fingen den beiden Thieren die Hörner an zu wachsen, wuchsen fort und als er nach Haus will, sind sie so groß, daß er nicht mit zum Thor hinein kann. Zu gutem Glück kam gerade ein Metzger daher, dem überließ er sie, und schlossen sie den Handel dergestalt, daß er sollte dem Metzger ein Maas Rübsamen bringen, der wollt' ihm dann für jedes Korn einen brabanter Thaler aufzählen: das heiß ich mir gut verkauft! Der Bauer ging nun hin und trug das Maas Rübsamen, unter-
„ſie werden keine gehabt haben.“ „Ei! ſagte der Koͤnig, jed’ Gethier hat eine Zunge,“ und fragte weiter, was der werth waͤre, daß ihm wi- derfuͤhre? Da ſprach der Hauptmann: „der ge- hoͤrt in Stuͤcken zerriſſen zu werden.“ Da ſagte der Koͤnig, er haͤtte ſich ſelber ſein Urtheil geſpro- chen, und ward der Hauptmann gefaͤnglich geſetzt und dann in vier Stuͤcke zerriſſen, die Prin- zeſſin aber mit dem Jaͤger vermaͤhlt, der holte ſeinen Vater und ſeine Mutter und die lebten in Freude bei ihrem Sohn, und nach des alten Koͤ- nigs Tod bekam er das Reich.
26. Der Dreſchflegel vom Himmel.
Es zog einmal ein Bauer mit einem Paar Ochſen zum Pfluͤgen aus, als er auf’s Land kam, da fingen den beiden Thieren die Hoͤrner an zu wachſen, wuchſen fort und als er nach Haus will, ſind ſie ſo groß, daß er nicht mit zum Thor hinein kann. Zu gutem Gluͤck kam gerade ein Metzger daher, dem uͤberließ er ſie, und ſchloſſen ſie den Handel dergeſtalt, daß er ſollte dem Metzger ein Maas Ruͤbſamen bringen, der wollt’ ihm dann fuͤr jedes Korn einen brabanter Thaler aufzaͤhlen: das heiß ich mir gut verkauft! Der Bauer ging nun hin und trug das Maas Ruͤbſamen, unter-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0167"n="146"/>„ſie werden keine gehabt haben.“„Ei! ſagte<lb/>
der Koͤnig, jed’ Gethier hat eine Zunge,“ und<lb/>
fragte weiter, was der werth waͤre, daß ihm wi-<lb/>
derfuͤhre? Da ſprach der Hauptmann: „der ge-<lb/>
hoͤrt in Stuͤcken zerriſſen zu werden.“ Da ſagte<lb/>
der Koͤnig, er haͤtte ſich ſelber ſein Urtheil geſpro-<lb/>
chen, und ward der Hauptmann gefaͤnglich geſetzt<lb/>
und dann in vier Stuͤcke zerriſſen, die Prin-<lb/>
zeſſin aber mit dem Jaͤger vermaͤhlt, der holte<lb/>ſeinen Vater und ſeine Mutter und die lebten in<lb/>
Freude bei ihrem Sohn, und nach des alten Koͤ-<lb/>
nigs Tod bekam er das Reich.</p></div><lb/><divn="1"><head>26.<lb/><hirendition="#g">Der Dreſchflegel vom Himmel</hi>.</head><lb/><p>Es zog einmal ein Bauer mit einem Paar<lb/>
Ochſen zum Pfluͤgen aus, als er auf’s Land kam,<lb/>
da fingen den beiden Thieren die Hoͤrner an zu<lb/>
wachſen, wuchſen fort und als er nach Haus will,<lb/>ſind ſie ſo groß, daß er nicht mit zum Thor hinein<lb/>
kann. Zu gutem Gluͤck kam gerade ein Metzger<lb/>
daher, dem uͤberließ er ſie, und ſchloſſen ſie den<lb/>
Handel dergeſtalt, daß er ſollte dem Metzger ein<lb/>
Maas Ruͤbſamen bringen, der wollt’ ihm dann<lb/>
fuͤr jedes Korn einen brabanter Thaler aufzaͤhlen:<lb/>
das heiß ich mir gut verkauft! Der Bauer ging<lb/>
nun hin und trug das Maas Ruͤbſamen, unter-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[146/0167]
„ſie werden keine gehabt haben.“ „Ei! ſagte
der Koͤnig, jed’ Gethier hat eine Zunge,“ und
fragte weiter, was der werth waͤre, daß ihm wi-
derfuͤhre? Da ſprach der Hauptmann: „der ge-
hoͤrt in Stuͤcken zerriſſen zu werden.“ Da ſagte
der Koͤnig, er haͤtte ſich ſelber ſein Urtheil geſpro-
chen, und ward der Hauptmann gefaͤnglich geſetzt
und dann in vier Stuͤcke zerriſſen, die Prin-
zeſſin aber mit dem Jaͤger vermaͤhlt, der holte
ſeinen Vater und ſeine Mutter und die lebten in
Freude bei ihrem Sohn, und nach des alten Koͤ-
nigs Tod bekam er das Reich.
26.
Der Dreſchflegel vom Himmel.
Es zog einmal ein Bauer mit einem Paar
Ochſen zum Pfluͤgen aus, als er auf’s Land kam,
da fingen den beiden Thieren die Hoͤrner an zu
wachſen, wuchſen fort und als er nach Haus will,
ſind ſie ſo groß, daß er nicht mit zum Thor hinein
kann. Zu gutem Gluͤck kam gerade ein Metzger
daher, dem uͤberließ er ſie, und ſchloſſen ſie den
Handel dergeſtalt, daß er ſollte dem Metzger ein
Maas Ruͤbſamen bringen, der wollt’ ihm dann
fuͤr jedes Korn einen brabanter Thaler aufzaͤhlen:
das heiß ich mir gut verkauft! Der Bauer ging
nun hin und trug das Maas Ruͤbſamen, unter-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/167>, abgerufen am 18.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.