goldenes Krönchen getragen, legte es darauf und ging dann wieder fort. Da nahm das Mädchen die Krone auf, sie glitzerte und war von zartem Goldgespinst: nicht lange, so kam die Unke zum zweitenmal wieder, wie sie aber die Krone nicht mehr sah, kroch sie an die Wand und schlug vor Leid ihr Häuptlein so lang dawider, als sie nur noch Kräfte hatte, bis sie endlich todt da lag. Hätte das Mädchen die Krone liegen lassen, die Unke hätte wohl noch mehr von ihren Schätzen aus der Höhle herbeigetragen.
III.
(Die Unke ruft:) huhu! huhu! (Kind spricht:) kommt herut! (Die Unke kommt her- vor, da fragt das Kind nach seinem Schwester- chen:) "hast du Rothstrümpfchen nicht gesehen?" (Unke:) "Ne, ik og nit: wie du denn? huhu! huhu! huhu!"
20. Der arme Müllerbursch und das Kätzchen.
In einer Mühle dienten einmal drei Mül- lerbursche, worin nur ein alter Müller lebte ohne Frau und Kind. Wie sie nun etliche Jahre bei ihm gedient hatten, sagte er zu ihnen: "zieht ein- mal fort, und wer mir das beste Pferd nach Haus
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goldenes Kroͤnchen getragen, legte es darauf und ging dann wieder fort. Da nahm das Maͤdchen die Krone auf, ſie glitzerte und war von zartem Goldgeſpinſt: nicht lange, ſo kam die Unke zum zweitenmal wieder, wie ſie aber die Krone nicht mehr ſah, kroch ſie an die Wand und ſchlug vor Leid ihr Haͤuptlein ſo lang dawider, als ſie nur noch Kraͤfte hatte, bis ſie endlich todt da lag. Haͤtte das Maͤdchen die Krone liegen laſſen, die Unke haͤtte wohl noch mehr von ihren Schaͤtzen aus der Hoͤhle herbeigetragen.
III.
(Die Unke ruft:) huhu! huhu! (Kind ſpricht:) kommt herut! (Die Unke kommt her- vor, da fragt das Kind nach ſeinem Schweſter- chen:) „haſt du Rothſtruͤmpfchen nicht geſehen?“ (Unke:) „Ne, ik og nit: wie du denn? huhu! huhu! huhu!“
20. Der arme Muͤllerburſch und das Kaͤtzchen.
In einer Muͤhle dienten einmal drei Muͤl- lerburſche, worin nur ein alter Muͤller lebte ohne Frau und Kind. Wie ſie nun etliche Jahre bei ihm gedient hatten, ſagte er zu ihnen: „zieht ein- mal fort, und wer mir das beſte Pferd nach Haus
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goldenes Kroͤnchen getragen, legte es darauf und
ging dann wieder fort. Da nahm das Maͤdchen
die Krone auf, ſie glitzerte und war von zartem
Goldgeſpinſt: nicht lange, ſo kam die Unke zum
zweitenmal wieder, wie ſie aber die Krone nicht
mehr ſah, kroch ſie an die Wand und ſchlug vor
Leid ihr Haͤuptlein ſo lang dawider, als ſie nur
noch Kraͤfte hatte, bis ſie endlich todt da lag.
Haͤtte das Maͤdchen die Krone liegen laſſen, die
Unke haͤtte wohl noch mehr von ihren Schaͤtzen
aus der Hoͤhle herbeigetragen.
III.
(Die Unke ruft:) huhu! huhu! (Kind
ſpricht:) kommt herut! (Die Unke kommt her-
vor, da fragt das Kind nach ſeinem Schweſter-
chen:) „haſt du Rothſtruͤmpfchen nicht geſehen?“
(Unke:) „Ne, ik og nit: wie du denn? huhu!
huhu! huhu!“
20.
Der arme Muͤllerburſch und das Kaͤtzchen.
In einer Muͤhle dienten einmal drei Muͤl-
lerburſche, worin nur ein alter Muͤller lebte ohne
Frau und Kind. Wie ſie nun etliche Jahre bei
ihm gedient hatten, ſagte er zu ihnen: „zieht ein-
mal fort, und wer mir das beſte Pferd nach Haus
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/136>, abgerufen am 18.11.2024.
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