Welt satt machen, und ist die größte Noth und kein Mensch weiß sich da zu helfen. Endlich, wie nur noch ein einziges Haus übrig ist, da kommt das Kind heim und spricht nur: "Töpfchen steh!" da steht es und hört auf zu kochen, und wenn sie wieder in die Stadt wollten, haben sie sich durch- essen müssen.
18. Die treuen Thiere.
Es war einmal ein Mann, der hatte gar nicht viel Geld; mit dem wenigen, das ihm übrig blieb, zog er in die weite Welt. Da kam er in ein Dorf, wo die Jungen zusammen liefen, schrien und lärmten. "Was habt ihr vor, ihr Jungen?" sagte der Mann. -- "Ei, da haben wir eine Maus, die muß uns tanzen, seht einmal, was das für ein Spaß ist! wie die herumtrippelt!" Den Mann aber dauerte das arme Thierchen und er sprach: "laßt die Maus laufen, ihr Jungen, ich will euch auch Geld geben." Da gab er ihnen Geld und sie ließen die Maus gehen, die lief, was sie konnte, in ein Loch hinein. Der Mann ging fort und kam in ein anderes Dorf, da hat- ten die Jungen einen Affen, der mußte tanzen und Purzelbäume machen, und sie lachten darü- ber und ließen dem Thier keine Ruh. Da gab
Welt ſatt machen, und iſt die groͤßte Noth und kein Menſch weiß ſich da zu helfen. Endlich, wie nur noch ein einziges Haus uͤbrig iſt, da kommt das Kind heim und ſpricht nur: „Toͤpfchen ſteh!“ da ſteht es und hoͤrt auf zu kochen, und wenn ſie wieder in die Stadt wollten, haben ſie ſich durch- eſſen muͤſſen.
18. Die treuen Thiere.
Es war einmal ein Mann, der hatte gar nicht viel Geld; mit dem wenigen, das ihm uͤbrig blieb, zog er in die weite Welt. Da kam er in ein Dorf, wo die Jungen zuſammen liefen, ſchrien und laͤrmten. „Was habt ihr vor, ihr Jungen?“ ſagte der Mann. — „Ei, da haben wir eine Maus, die muß uns tanzen, ſeht einmal, was das fuͤr ein Spaß iſt! wie die herumtrippelt!“ Den Mann aber dauerte das arme Thierchen und er ſprach: „laßt die Maus laufen, ihr Jungen, ich will euch auch Geld geben.“ Da gab er ihnen Geld und ſie ließen die Maus gehen, die lief, was ſie konnte, in ein Loch hinein. Der Mann ging fort und kam in ein anderes Dorf, da hat- ten die Jungen einen Affen, der mußte tanzen und Purzelbaͤume machen, und ſie lachten daruͤ- ber und ließen dem Thier keine Ruh. Da gab
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Welt ſatt machen, und iſt die groͤßte Noth und
kein Menſch weiß ſich da zu helfen. Endlich, wie
nur noch ein einziges Haus uͤbrig iſt, da kommt das
Kind heim und ſpricht nur: „Toͤpfchen ſteh!“
da ſteht es und hoͤrt auf zu kochen, und wenn ſie
wieder in die Stadt wollten, haben ſie ſich durch-
eſſen muͤſſen.
18.
Die treuen Thiere.
Es war einmal ein Mann, der hatte gar
nicht viel Geld; mit dem wenigen, das ihm uͤbrig
blieb, zog er in die weite Welt. Da kam er in
ein Dorf, wo die Jungen zuſammen liefen, ſchrien
und laͤrmten. „Was habt ihr vor, ihr Jungen?“
ſagte der Mann. — „Ei, da haben wir eine
Maus, die muß uns tanzen, ſeht einmal, was
das fuͤr ein Spaß iſt! wie die herumtrippelt!“
Den Mann aber dauerte das arme Thierchen und
er ſprach: „laßt die Maus laufen, ihr Jungen,
ich will euch auch Geld geben.“ Da gab er ihnen
Geld und ſie ließen die Maus gehen, die lief,
was ſie konnte, in ein Loch hinein. Der Mann
ging fort und kam in ein anderes Dorf, da hat-
ten die Jungen einen Affen, der mußte tanzen
und Purzelbaͤume machen, und ſie lachten daruͤ-
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/129>, abgerufen am 18.11.2024.
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