der; die beiden Schwestern aber, weil sie ihr Glück versäumt hatten, waren so bös, daß am Hochzeittag die eine sich ersäufte, die andere sich erhenkte. Am Abend klopfte und brummte etwas an der Thüre und als der Bräutigam hinging und aufmachte, so war's der Teufel im grünen Rock, der sprach: "siehst du, da hab' ich nun zwei Seelen für deine eine!"
16. Der Zaunkönig und der Bär.
Zur Sommerszeit gingen einmal der Bär und der Wolf im Wald spaziren, da hörte der Bär so schönen Gesang von einem Vogel und sprach: Bruder Wolf, was ist das für ein Vogel, der so schön singt?" -- "Das ist der König der Vögel, sagte der Wolf, vor dem müssen wir uns neigen;" es war aber der Zaunkönig. "Wenn das ist, sagte der Bär, möcht' ich auch gern sei- nen königlichen Pallast sehen, komm und führ' mich hin." "Das geht nicht so, wie du meinst, sprach der Wolf, du mußt warten, bis die Frau Königin kommt." Bald darauf kam die Frau Königin und hatte Futter im Schnabel und der Herr König auch und wollten ihre Jungen ätzen. Der Bär wär' gern nun gleich hintendrein gegan-
der; die beiden Schweſtern aber, weil ſie ihr Gluͤck verſaͤumt hatten, waren ſo boͤs, daß am Hochzeittag die eine ſich erſaͤufte, die andere ſich erhenkte. Am Abend klopfte und brummte etwas an der Thuͤre und als der Braͤutigam hinging und aufmachte, ſo war’s der Teufel im gruͤnen Rock, der ſprach: „ſiehſt du, da hab’ ich nun zwei Seelen fuͤr deine eine!“
16. Der Zaunkoͤnig und der Baͤr.
Zur Sommerszeit gingen einmal der Baͤr und der Wolf im Wald ſpaziren, da hoͤrte der Baͤr ſo ſchoͤnen Geſang von einem Vogel und ſprach: Bruder Wolf, was iſt das fuͤr ein Vogel, der ſo ſchoͤn ſingt?“ — „Das iſt der Koͤnig der Voͤgel, ſagte der Wolf, vor dem muͤſſen wir uns neigen;“ es war aber der Zaunkoͤnig. „Wenn das iſt, ſagte der Baͤr, moͤcht’ ich auch gern ſei- nen koͤniglichen Pallaſt ſehen, komm und fuͤhr’ mich hin.“ „Das geht nicht ſo, wie du meinſt, ſprach der Wolf, du mußt warten, bis die Frau Koͤnigin kommt.“ Bald darauf kam die Frau Koͤnigin und hatte Futter im Schnabel und der Herr Koͤnig auch und wollten ihre Jungen aͤtzen. Der Baͤr waͤr’ gern nun gleich hintendrein gegan-
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der; die beiden Schweſtern aber, weil ſie ihr
Gluͤck verſaͤumt hatten, waren ſo boͤs, daß am
Hochzeittag die eine ſich erſaͤufte, die andere ſich
erhenkte. Am Abend klopfte und brummte etwas
an der Thuͤre und als der Braͤutigam hinging
und aufmachte, ſo war’s der Teufel im gruͤnen
Rock, der ſprach: „ſiehſt du, da hab’ ich nun
zwei Seelen fuͤr deine eine!“
16.
Der Zaunkoͤnig und der Baͤr.
Zur Sommerszeit gingen einmal der Baͤr
und der Wolf im Wald ſpaziren, da hoͤrte der
Baͤr ſo ſchoͤnen Geſang von einem Vogel und
ſprach: Bruder Wolf, was iſt das fuͤr ein Vogel,
der ſo ſchoͤn ſingt?“ — „Das iſt der Koͤnig der
Voͤgel, ſagte der Wolf, vor dem muͤſſen wir uns
neigen;“ es war aber der Zaunkoͤnig. „Wenn
das iſt, ſagte der Baͤr, moͤcht’ ich auch gern ſei-
nen koͤniglichen Pallaſt ſehen, komm und fuͤhr’
mich hin.“ „Das geht nicht ſo, wie du meinſt,
ſprach der Wolf, du mußt warten, bis die Frau
Koͤnigin kommt.“ Bald darauf kam die Frau
Koͤnigin und hatte Futter im Schnabel und der
Herr Koͤnig auch und wollten ihre Jungen aͤtzen.
Der Baͤr waͤr’ gern nun gleich hintendrein gegan-
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/124>, abgerufen am 18.11.2024.
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