Ein abgedankter Soldat hatte nichts zu leben und wußte sich nicht mehr zu helfen. Da ging er hinaus in den Wald und als er ein Weilchen gegangen war, begegnete ihm ein kleines Männ- chen, das war aber der Teufel. Das Männchen sagte zu ihm: "was fehlt dir, du siehst ja so trübselig aus?" da sprach der Soldat: ich habe Hunger und kein Geld." Der Teufel sagte: willst du dich bei mir vermiethen und mein Knecht seyn, so sollst du für dein Lebtag genug haben; sieben Jahre sollst du mir dienen, dann bist du wieder frei, aber eins sag ich dir, du darfst dich nicht waschen, nicht kämmen, nicht schnippen, keine Nägel und Haare abschneiden und kein Wasser aus den Augen wischen." Der Soldat sagte: wohlan, so soll's seyn! und ging mit dem Männ- chen fort, das führte ihn nun geradeswegs in die Hölle hinein. Da sagte es ihm was er zu thun habe, er müßte das Feuer schüren unter den Kes- seln, wo die Höllenbraten drin säßen, das Haus rein halten, den Kehrdreck hinter die Thüre tra- gen und überall auf Ordnung sehen, aber guckt' er einziges Mal in die Kessel hinein, so sollt's ihm schlimm gehen. Der Soldat sprach: "es ist schon gut, ich will's besorgen." Da ging nun
14. Des Teufels rußiger Bruder.
Ein abgedankter Soldat hatte nichts zu leben und wußte ſich nicht mehr zu helfen. Da ging er hinaus in den Wald und als er ein Weilchen gegangen war, begegnete ihm ein kleines Maͤnn- chen, das war aber der Teufel. Das Maͤnnchen ſagte zu ihm: „was fehlt dir, du ſiehſt ja ſo truͤbſelig aus?“ da ſprach der Soldat: ich habe Hunger und kein Geld.“ Der Teufel ſagte: willſt du dich bei mir vermiethen und mein Knecht ſeyn, ſo ſollſt du fuͤr dein Lebtag genug haben; ſieben Jahre ſollſt du mir dienen, dann biſt du wieder frei, aber eins ſag ich dir, du darfſt dich nicht waſchen, nicht kaͤmmen, nicht ſchnippen, keine Naͤgel und Haare abſchneiden und kein Waſſer aus den Augen wiſchen.“ Der Soldat ſagte: wohlan, ſo ſoll’s ſeyn! und ging mit dem Maͤnn- chen fort, das fuͤhrte ihn nun geradeswegs in die Hoͤlle hinein. Da ſagte es ihm was er zu thun habe, er muͤßte das Feuer ſchuͤren unter den Keſ- ſeln, wo die Hoͤllenbraten drin ſaͤßen, das Haus rein halten, den Kehrdreck hinter die Thuͤre tra- gen und uͤberall auf Ordnung ſehen, aber guckt’ er einziges Mal in die Keſſel hinein, ſo ſollt’s ihm ſchlimm gehen. Der Soldat ſprach: „es iſt ſchon gut, ich will’s beſorgen.“ Da ging nun
<TEI><text><body><pbfacs="#f0115"n="94"/><divn="1"><head>14.<lb/><hirendition="#g">Des Teufels rußiger Bruder</hi>.</head><lb/><p>Ein abgedankter Soldat hatte nichts zu leben<lb/>
und wußte ſich nicht mehr zu helfen. Da ging<lb/>
er hinaus in den Wald und als er ein Weilchen<lb/>
gegangen war, begegnete ihm ein kleines Maͤnn-<lb/>
chen, das war aber der Teufel. Das Maͤnnchen<lb/>ſagte zu ihm: „was fehlt dir, du ſiehſt ja ſo<lb/>
truͤbſelig aus?“ da ſprach der Soldat: ich habe<lb/>
Hunger und kein Geld.“ Der Teufel ſagte:<lb/>
willſt du dich bei mir vermiethen und mein Knecht<lb/>ſeyn, ſo ſollſt du fuͤr dein Lebtag genug haben;<lb/>ſieben Jahre ſollſt du mir dienen, dann biſt du<lb/>
wieder frei, aber eins ſag ich dir, du darfſt dich<lb/>
nicht waſchen, nicht kaͤmmen, nicht ſchnippen,<lb/>
keine Naͤgel und Haare abſchneiden und kein Waſſer<lb/>
aus den Augen wiſchen.“ Der Soldat ſagte:<lb/>
wohlan, ſo ſoll’s ſeyn! und ging mit dem Maͤnn-<lb/>
chen fort, das fuͤhrte ihn nun geradeswegs in die<lb/>
Hoͤlle hinein. Da ſagte es ihm was er zu thun<lb/>
habe, er muͤßte das Feuer ſchuͤren unter den Keſ-<lb/>ſeln, wo die Hoͤllenbraten drin ſaͤßen, das Haus<lb/>
rein halten, den Kehrdreck hinter die Thuͤre tra-<lb/>
gen und uͤberall auf Ordnung ſehen, aber guckt’<lb/>
er einziges Mal in die Keſſel hinein, ſo ſollt’s<lb/>
ihm ſchlimm gehen. Der Soldat ſprach: „es<lb/>
iſt ſchon gut, ich will’s beſorgen.“ Da ging nun<lb/></p></div></body></text></TEI>
[94/0115]
14.
Des Teufels rußiger Bruder.
Ein abgedankter Soldat hatte nichts zu leben
und wußte ſich nicht mehr zu helfen. Da ging
er hinaus in den Wald und als er ein Weilchen
gegangen war, begegnete ihm ein kleines Maͤnn-
chen, das war aber der Teufel. Das Maͤnnchen
ſagte zu ihm: „was fehlt dir, du ſiehſt ja ſo
truͤbſelig aus?“ da ſprach der Soldat: ich habe
Hunger und kein Geld.“ Der Teufel ſagte:
willſt du dich bei mir vermiethen und mein Knecht
ſeyn, ſo ſollſt du fuͤr dein Lebtag genug haben;
ſieben Jahre ſollſt du mir dienen, dann biſt du
wieder frei, aber eins ſag ich dir, du darfſt dich
nicht waſchen, nicht kaͤmmen, nicht ſchnippen,
keine Naͤgel und Haare abſchneiden und kein Waſſer
aus den Augen wiſchen.“ Der Soldat ſagte:
wohlan, ſo ſoll’s ſeyn! und ging mit dem Maͤnn-
chen fort, das fuͤhrte ihn nun geradeswegs in die
Hoͤlle hinein. Da ſagte es ihm was er zu thun
habe, er muͤßte das Feuer ſchuͤren unter den Keſ-
ſeln, wo die Hoͤllenbraten drin ſaͤßen, das Haus
rein halten, den Kehrdreck hinter die Thuͤre tra-
gen und uͤberall auf Ordnung ſehen, aber guckt’
er einziges Mal in die Keſſel hinein, ſo ſollt’s
ihm ſchlimm gehen. Der Soldat ſprach: „es
iſt ſchon gut, ich will’s beſorgen.“ Da ging nun
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/115>, abgerufen am 18.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.