Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815."Das wär' mir gelegen," sagte die Prinzessin und "wann du willst mein Schätzchen seyn, will ich dir geben hell, hell Wässerlein." "Ja doch! ich will dein Schätzchen seyn, sagte die Darnach dachte die Prinzessin nicht weiter "Mach' mir auf! mach mir auf! Königstochter, jüngste, weißt du nicht, wie du gesagt als ich in dem Brünnchen saß, du wolltest auch mein Schätzchen seyn, gäb' ich dir hell, hell Wässerlein." „Das waͤr’ mir gelegen,“ ſagte die Prinzeſſin und „wann du willſt mein Schaͤtzchen ſeyn, will ich dir geben hell, hell Waͤſſerlein.“ „Ja doch! ich will dein Schaͤtzchen ſeyn, ſagte die Darnach dachte die Prinzeſſin nicht weiter „Mach’ mir auf! mach mir auf! Koͤnigstochter, juͤngſte, weißt du nicht, wie du geſagt als ich in dem Bruͤnnchen ſaß, du wollteſt auch mein Schaͤtzchen ſeyn, gaͤb’ ich dir hell, hell Waͤſſerlein.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0113" n="92"/> <p>„Das waͤr’ mir gelegen,“ ſagte die Prinzeſſin und<lb/> lief fort. Endlich kam die dritte, und ſchoͤpfte<lb/> auch, aber es ging ihr nicht beſſer und der Froſch<lb/> ſprach auch zu ihr:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„wann du willſt mein Schaͤtzchen ſeyn,</l><lb/> <l>will ich dir geben hell, hell Waͤſſerlein.“</l> </lg><lb/> <p>„Ja doch! ich will dein Schaͤtzchen ſeyn, ſagte die<lb/> Prinzeſſin, ſchaff’ mir nur reines Waſſer,“ ſie<lb/> dachte aber: was ſchadet dir das, du kannſt ihm<lb/> ja leicht aus Gefallen ſo ſprechen, ein dummer<lb/> Froſch kann doch nimmermehr mein Schatz ſeyn.<lb/> Der Froſch aber war wieder in’s Waſſer geſprun-<lb/> gen, und als ſie nun zum zweitenmal ſchoͤpfte, da<lb/> war das Waſſer ſo klar, daß die Sonne ordent-<lb/> lich vor Freuden darin blinkte. Sie trank ſich<lb/> recht ſatt und brachte ihren Schweſtern noch mit<lb/> hinauf: was ſeyd ihr ſo einfaͤltig geweſen und<lb/> habt euch vor dem Froſch gefuͤrchtet.“</p><lb/> <p>Darnach dachte die Prinzeſſin nicht weiter<lb/> daran und legte ſich Abends vergnuͤgt in’s Bett.<lb/> Wie ſie ein Weilchen darin lag und noch nicht ein-<lb/> geſchlafen war, da hoͤrt ſie auf einmal etwas an<lb/> der Thuͤre krabbeln, und darnach ſingen:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„Mach’ mir auf! mach mir auf!</l><lb/> <l>Koͤnigstochter, juͤngſte,</l><lb/> <l>weißt du nicht, wie du geſagt</l><lb/> <l>als ich in dem Bruͤnnchen ſaß,</l><lb/> <l>du wollteſt auch mein Schaͤtzchen ſeyn,</l><lb/> <l>gaͤb’ ich dir hell, hell Waͤſſerlein.“</l> </lg><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [92/0113]
„Das waͤr’ mir gelegen,“ ſagte die Prinzeſſin und
lief fort. Endlich kam die dritte, und ſchoͤpfte
auch, aber es ging ihr nicht beſſer und der Froſch
ſprach auch zu ihr:
„wann du willſt mein Schaͤtzchen ſeyn,
will ich dir geben hell, hell Waͤſſerlein.“
„Ja doch! ich will dein Schaͤtzchen ſeyn, ſagte die
Prinzeſſin, ſchaff’ mir nur reines Waſſer,“ ſie
dachte aber: was ſchadet dir das, du kannſt ihm
ja leicht aus Gefallen ſo ſprechen, ein dummer
Froſch kann doch nimmermehr mein Schatz ſeyn.
Der Froſch aber war wieder in’s Waſſer geſprun-
gen, und als ſie nun zum zweitenmal ſchoͤpfte, da
war das Waſſer ſo klar, daß die Sonne ordent-
lich vor Freuden darin blinkte. Sie trank ſich
recht ſatt und brachte ihren Schweſtern noch mit
hinauf: was ſeyd ihr ſo einfaͤltig geweſen und
habt euch vor dem Froſch gefuͤrchtet.“
Darnach dachte die Prinzeſſin nicht weiter
daran und legte ſich Abends vergnuͤgt in’s Bett.
Wie ſie ein Weilchen darin lag und noch nicht ein-
geſchlafen war, da hoͤrt ſie auf einmal etwas an
der Thuͤre krabbeln, und darnach ſingen:
„Mach’ mir auf! mach mir auf!
Koͤnigstochter, juͤngſte,
weißt du nicht, wie du geſagt
als ich in dem Bruͤnnchen ſaß,
du wollteſt auch mein Schaͤtzchen ſeyn,
gaͤb’ ich dir hell, hell Waͤſſerlein.“
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