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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857.

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Endlich als sie an das jüngste kam, da rief eine feine Stimme 'liebe Mutter, ich stecke im Uhrkasten.' Sie holte es heraus, und es erzählte ihr daß der Wolf gekommen wäre und die andern alle gefressen hätte. Da könnt ihr denken wie sie über ihre armen Kinder geweint hat.

Endlich gieng sie in ihrem Jammer hinaus, und das jüngste Geislein lief mit. Als sie auf die Wiese kam, so lag da der Wolf an dem Baum und schnarchte daß die Äste zitterten. Sie betrachtete ihn von allen Seiten, und sah daß in seinem angefüllten Bauch sich etwas regte und zappelte. 'Ach Gott,' dachte sie, 'sollten meine armen Kinder, die er zum Abendbrot hinunter gewürgt hat, noch am Leben sein?' Da mußte das Geislein nach Haus laufen und Scheere, Nadel und Zwirn holen. Dann schnitt sie dem Ungethüm den Wanst auf, und kaum hatte sie einen Schnitt gethan, so streckte schon ein Geislein den Kopf heraus, und als sie weiter schnitt, so sprangen nacheinander alle sechse heraus, und waren noch alle am Leben, und hatten nicht einmal Schaden gelitten, denn das Ungethüm hatte sie in der Gier ganz hinunter geschluckt. Das war eine Freude! Da herzten sie ihre liebe Mutter, und hüpften wie ein Schneider, der Hochzeit hält. Die Alte aber sagte 'jetzt geht und sucht Wackersteine, damit wollen wir dem gottlosen Thier den Bauch füllen, so lange es noch im Schlafe liegt.' Da schleppten die sieben Geiserchen in aller Eile die Steine herbei und steckten sie ihm in den Bauch, so viel sie hinein bringen konnten. Dann nähte ihn die Alte in aller Geschwindigkeit wieder zu, daß er nichts merkte und sich nicht einmal regte.

Als der Wolf endlich ausgeschlafen hatte, machte er sich auf die Beine, und weil ihm die Steine im Magen so großen Durst erregten, so wollte er zu einem Brunnen gehen und trinken. Als er aber anfieng zu gehen und sich hin und her zu bewegen, so

Endlich als sie an das jüngste kam, da rief eine feine Stimme ‘liebe Mutter, ich stecke im Uhrkasten.’ Sie holte es heraus, und es erzählte ihr daß der Wolf gekommen wäre und die andern alle gefressen hätte. Da könnt ihr denken wie sie über ihre armen Kinder geweint hat.

Endlich gieng sie in ihrem Jammer hinaus, und das jüngste Geislein lief mit. Als sie auf die Wiese kam, so lag da der Wolf an dem Baum und schnarchte daß die Äste zitterten. Sie betrachtete ihn von allen Seiten, und sah daß in seinem angefüllten Bauch sich etwas regte und zappelte. ‘Ach Gott,’ dachte sie, ‘sollten meine armen Kinder, die er zum Abendbrot hinunter gewürgt hat, noch am Leben sein?’ Da mußte das Geislein nach Haus laufen und Scheere, Nadel und Zwirn holen. Dann schnitt sie dem Ungethüm den Wanst auf, und kaum hatte sie einen Schnitt gethan, so streckte schon ein Geislein den Kopf heraus, und als sie weiter schnitt, so sprangen nacheinander alle sechse heraus, und waren noch alle am Leben, und hatten nicht einmal Schaden gelitten, denn das Ungethüm hatte sie in der Gier ganz hinunter geschluckt. Das war eine Freude! Da herzten sie ihre liebe Mutter, und hüpften wie ein Schneider, der Hochzeit hält. Die Alte aber sagte ‘jetzt geht und sucht Wackersteine, damit wollen wir dem gottlosen Thier den Bauch füllen, so lange es noch im Schlafe liegt.’ Da schleppten die sieben Geiserchen in aller Eile die Steine herbei und steckten sie ihm in den Bauch, so viel sie hinein bringen konnten. Dann nähte ihn die Alte in aller Geschwindigkeit wieder zu, daß er nichts merkte und sich nicht einmal regte.

Als der Wolf endlich ausgeschlafen hatte, machte er sich auf die Beine, und weil ihm die Steine im Magen so großen Durst erregten, so wollte er zu einem Brunnen gehen und trinken. Als er aber anfieng zu gehen und sich hin und her zu bewegen, so

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[28/0061] Endlich als sie an das jüngste kam, da rief eine feine Stimme ‘liebe Mutter, ich stecke im Uhrkasten.’ Sie holte es heraus, und es erzählte ihr daß der Wolf gekommen wäre und die andern alle gefressen hätte. Da könnt ihr denken wie sie über ihre armen Kinder geweint hat. Endlich gieng sie in ihrem Jammer hinaus, und das jüngste Geislein lief mit. Als sie auf die Wiese kam, so lag da der Wolf an dem Baum und schnarchte daß die Äste zitterten. Sie betrachtete ihn von allen Seiten, und sah daß in seinem angefüllten Bauch sich etwas regte und zappelte. ‘Ach Gott,’ dachte sie, ‘sollten meine armen Kinder, die er zum Abendbrot hinunter gewürgt hat, noch am Leben sein?’ Da mußte das Geislein nach Haus laufen und Scheere, Nadel und Zwirn holen. Dann schnitt sie dem Ungethüm den Wanst auf, und kaum hatte sie einen Schnitt gethan, so streckte schon ein Geislein den Kopf heraus, und als sie weiter schnitt, so sprangen nacheinander alle sechse heraus, und waren noch alle am Leben, und hatten nicht einmal Schaden gelitten, denn das Ungethüm hatte sie in der Gier ganz hinunter geschluckt. Das war eine Freude! Da herzten sie ihre liebe Mutter, und hüpften wie ein Schneider, der Hochzeit hält. Die Alte aber sagte ‘jetzt geht und sucht Wackersteine, damit wollen wir dem gottlosen Thier den Bauch füllen, so lange es noch im Schlafe liegt.’ Da schleppten die sieben Geiserchen in aller Eile die Steine herbei und steckten sie ihm in den Bauch, so viel sie hinein bringen konnten. Dann nähte ihn die Alte in aller Geschwindigkeit wieder zu, daß er nichts merkte und sich nicht einmal regte. Als der Wolf endlich ausgeschlafen hatte, machte er sich auf die Beine, und weil ihm die Steine im Magen so großen Durst erregten, so wollte er zu einem Brunnen gehen und trinken. Als er aber anfieng zu gehen und sich hin und her zu bewegen, so

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1857/61>, abgerufen am 24.11.2024.