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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857.

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Wie er das gesagt hatte, schnallte er ihn auf, und schaute hinein, da lagen sie beide darin. 'Ach, so ists recht,' sprach er, 'nun bin ich ein gemachter Kerl,' gieng fort auf eine Wiese und holte den Braten hervor. Wie er so im besten Essen war, kamen zwei Handwerksbursche daher und sahen die eine Gans, die noch nicht angerührt war, mit hungrigen Augen an. Dachte der Bruder Lustig 'mit einer hast du genug,' rief die zwei Bursche herbei und sprach 'da nehmt die Gans und verzehrt sie auf meine Gesundheit.' Sie bedankten sich, giengen damit ins Wirthshaus, ließen sich eine Halbe Wein und ein Brot geben, packten die geschenkte Gans aus und fiengen an zu essen. Die Wirthin sah zu und sprach zu ihrem Mann 'die zwei essen eine Gans, sieh doch nach obs nicht eine von unsern aus der Ofenröhre ist.' Der Wirth lief hin, da war die Ofenröhre leer: 'was, ihr Diebsgesindel, so wohlfeil wollt ihr Gänse essen! gleich bezahlt, oder ich will euch mit grünem Haselsaft waschen.' Die zwei sprachen 'wir sind keine Diebe, ein abgedankter Soldat hat uns die Gans draußen auf der Wiese geschenkt.' 'Jhr sollt mir keine Nase drehen, der Soldat ist hier gewesen, aber als ein ehrlicher Kerl zur Thür hinaus gegangen, auf den hab ich Acht gehabt: ihr seid die Diebe und sollt bezahlen.' Da sie aber nicht bezahlen konnten, nahm er den Stock und prügelte sie zur Thüre hinaus.

Bruder Lustig gieng seiner Wege und kam an einen Ort, da stand ein prächtiges Schloß und nicht weit davon ein schlechtes Wirthshaus. Er gieng in das Wirthshaus und bat um ein Nachtlager, aber der Wirth wies ihn ab, und sprach 'es ist kein Platz mehr da, das Haus ist voll vornehmer Gäste.' 'Das nimmt mich Wunder,' sprach der Bruder Lustig, 'daß sie zu euch kommen und nicht in das prächtige Schloß gehen.' 'Ja,' antwortete der Wirth, 'es hat was an sich, dort eine Nacht zu liegen, wers noch versucht hat, ist nicht lebendig wieder heraus gekommen.' 'Wenns andere

Wie er das gesagt hatte, schnallte er ihn auf, und schaute hinein, da lagen sie beide darin. ‘Ach, so ists recht,’ sprach er, ‘nun bin ich ein gemachter Kerl,’ gieng fort auf eine Wiese und holte den Braten hervor. Wie er so im besten Essen war, kamen zwei Handwerksbursche daher und sahen die eine Gans, die noch nicht angerührt war, mit hungrigen Augen an. Dachte der Bruder Lustig ‘mit einer hast du genug,’ rief die zwei Bursche herbei und sprach ‘da nehmt die Gans und verzehrt sie auf meine Gesundheit.’ Sie bedankten sich, giengen damit ins Wirthshaus, ließen sich eine Halbe Wein und ein Brot geben, packten die geschenkte Gans aus und fiengen an zu essen. Die Wirthin sah zu und sprach zu ihrem Mann ‘die zwei essen eine Gans, sieh doch nach obs nicht eine von unsern aus der Ofenröhre ist.’ Der Wirth lief hin, da war die Ofenröhre leer: ‘was, ihr Diebsgesindel, so wohlfeil wollt ihr Gänse essen! gleich bezahlt, oder ich will euch mit grünem Haselsaft waschen.’ Die zwei sprachen ‘wir sind keine Diebe, ein abgedankter Soldat hat uns die Gans draußen auf der Wiese geschenkt.’ ‘Jhr sollt mir keine Nase drehen, der Soldat ist hier gewesen, aber als ein ehrlicher Kerl zur Thür hinaus gegangen, auf den hab ich Acht gehabt: ihr seid die Diebe und sollt bezahlen.’ Da sie aber nicht bezahlen konnten, nahm er den Stock und prügelte sie zur Thüre hinaus.

Bruder Lustig gieng seiner Wege und kam an einen Ort, da stand ein prächtiges Schloß und nicht weit davon ein schlechtes Wirthshaus. Er gieng in das Wirthshaus und bat um ein Nachtlager, aber der Wirth wies ihn ab, und sprach ‘es ist kein Platz mehr da, das Haus ist voll vornehmer Gäste.’ ‘Das nimmt mich Wunder,’ sprach der Bruder Lustig, ‘daß sie zu euch kommen und nicht in das prächtige Schloß gehen.’ ‘Ja,’ antwortete der Wirth, ‘es hat was an sich, dort eine Nacht zu liegen, wers noch versucht hat, ist nicht lebendig wieder heraus gekommen.’ ‘Wenns andere

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[410/0443] Wie er das gesagt hatte, schnallte er ihn auf, und schaute hinein, da lagen sie beide darin. ‘Ach, so ists recht,’ sprach er, ‘nun bin ich ein gemachter Kerl,’ gieng fort auf eine Wiese und holte den Braten hervor. Wie er so im besten Essen war, kamen zwei Handwerksbursche daher und sahen die eine Gans, die noch nicht angerührt war, mit hungrigen Augen an. Dachte der Bruder Lustig ‘mit einer hast du genug,’ rief die zwei Bursche herbei und sprach ‘da nehmt die Gans und verzehrt sie auf meine Gesundheit.’ Sie bedankten sich, giengen damit ins Wirthshaus, ließen sich eine Halbe Wein und ein Brot geben, packten die geschenkte Gans aus und fiengen an zu essen. Die Wirthin sah zu und sprach zu ihrem Mann ‘die zwei essen eine Gans, sieh doch nach obs nicht eine von unsern aus der Ofenröhre ist.’ Der Wirth lief hin, da war die Ofenröhre leer: ‘was, ihr Diebsgesindel, so wohlfeil wollt ihr Gänse essen! gleich bezahlt, oder ich will euch mit grünem Haselsaft waschen.’ Die zwei sprachen ‘wir sind keine Diebe, ein abgedankter Soldat hat uns die Gans draußen auf der Wiese geschenkt.’ ‘Jhr sollt mir keine Nase drehen, der Soldat ist hier gewesen, aber als ein ehrlicher Kerl zur Thür hinaus gegangen, auf den hab ich Acht gehabt: ihr seid die Diebe und sollt bezahlen.’ Da sie aber nicht bezahlen konnten, nahm er den Stock und prügelte sie zur Thüre hinaus. Bruder Lustig gieng seiner Wege und kam an einen Ort, da stand ein prächtiges Schloß und nicht weit davon ein schlechtes Wirthshaus. Er gieng in das Wirthshaus und bat um ein Nachtlager, aber der Wirth wies ihn ab, und sprach ‘es ist kein Platz mehr da, das Haus ist voll vornehmer Gäste.’ ‘Das nimmt mich Wunder,’ sprach der Bruder Lustig, ‘daß sie zu euch kommen und nicht in das prächtige Schloß gehen.’ ‘Ja,’ antwortete der Wirth, ‘es hat was an sich, dort eine Nacht zu liegen, wers noch versucht hat, ist nicht lebendig wieder heraus gekommen.’ ‘Wenns andere

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1857/443>, abgerufen am 25.11.2024.