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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857.

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und sprach 'gnädigster Herr Vater, sie ist noch am Leben, und ich bin ihr Sohn, und die wilden Thiere haben ihn nicht geraubt, sondern der Bösewicht, der alte Koch, hat es gethan, der hat mich, als sie eingeschlafen war, von ihrem Schooß weggenommen und ihre Schürze mit dem Blut eines Huhns betropft.' Darauf nahm er den Hund mit dem goldenen Halsband und sprach 'das ist der Bösewicht,' und ließ glühende Kohlen bringen, die mußte er Angesichts aller fressen, daß ihm die Lohe aus dem Hals schlug. Darauf fragte er den König ob er ihn in seiner wahren Gestalt sehen wollte, und wünschte ihn wieder zum Koch, da stand er alsbald mit der weißen Schürze und dem Messer an der Seite. Der König, wie er ihn sah, ward zornig, und befahl daß er in den tiefsten Kerker sollte geworfen werden. Darauf sprach der Jäger weiter 'Herr Vater, wollt ihr auch das Mädchen sehen, das mich so zärtlich aufgezogen hat und mich hernach ums Leben bringen sollte, es aber nicht gethan hat, obgleich sein eigenes Leben auf dem Spiel stand?' Antwortete der König 'ja, ich will sie gerne sehen.' Sprach der Sohn 'gnädigster Herr Vater, ich will sie euch zeigen in Gestalt einer schönen Blume.' Und griff in die Tasche und holte die Nelke, und stellte sie auf die königliche Tafel, und sie war so schön, wie der König nie eine gesehen hatte. Darauf sprach der Sohn 'nun will ich sie auch in ihrer wahren Gestalt zeigen,' und wünschte sie zu einer Jungfrau; da stand sie da und war so schön, daß kein Maler sie hätte schöner malen können.

Der König aber schickte zwei Kammerfrauen und zwei Diener hinab in den Thurm, die sollten die Frau Königin holen und an die königliche Tafel bringen. Als sie aber dahin geführt ward, aß sie nichts mehr und sagte 'der gnädige barmherzige Gott, der mich im Thurm erhalten hat, wird mich bald erlösen.' Da lebte sie noch drei Tage und starb dann selig; und als sie begraben

und sprach ‘gnädigster Herr Vater, sie ist noch am Leben, und ich bin ihr Sohn, und die wilden Thiere haben ihn nicht geraubt, sondern der Bösewicht, der alte Koch, hat es gethan, der hat mich, als sie eingeschlafen war, von ihrem Schooß weggenommen und ihre Schürze mit dem Blut eines Huhns betropft.’ Darauf nahm er den Hund mit dem goldenen Halsband und sprach ‘das ist der Bösewicht,’ und ließ glühende Kohlen bringen, die mußte er Angesichts aller fressen, daß ihm die Lohe aus dem Hals schlug. Darauf fragte er den König ob er ihn in seiner wahren Gestalt sehen wollte, und wünschte ihn wieder zum Koch, da stand er alsbald mit der weißen Schürze und dem Messer an der Seite. Der König, wie er ihn sah, ward zornig, und befahl daß er in den tiefsten Kerker sollte geworfen werden. Darauf sprach der Jäger weiter ‘Herr Vater, wollt ihr auch das Mädchen sehen, das mich so zärtlich aufgezogen hat und mich hernach ums Leben bringen sollte, es aber nicht gethan hat, obgleich sein eigenes Leben auf dem Spiel stand?’ Antwortete der König ‘ja, ich will sie gerne sehen.’ Sprach der Sohn ‘gnädigster Herr Vater, ich will sie euch zeigen in Gestalt einer schönen Blume.’ Und griff in die Tasche und holte die Nelke, und stellte sie auf die königliche Tafel, und sie war so schön, wie der König nie eine gesehen hatte. Darauf sprach der Sohn ‘nun will ich sie auch in ihrer wahren Gestalt zeigen,’ und wünschte sie zu einer Jungfrau; da stand sie da und war so schön, daß kein Maler sie hätte schöner malen können.

Der König aber schickte zwei Kammerfrauen und zwei Diener hinab in den Thurm, die sollten die Frau Königin holen und an die königliche Tafel bringen. Als sie aber dahin geführt ward, aß sie nichts mehr und sagte ‘der gnädige barmherzige Gott, der mich im Thurm erhalten hat, wird mich bald erlösen.’ Da lebte sie noch drei Tage und starb dann selig; und als sie begraben

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[393/0426] und sprach ‘gnädigster Herr Vater, sie ist noch am Leben, und ich bin ihr Sohn, und die wilden Thiere haben ihn nicht geraubt, sondern der Bösewicht, der alte Koch, hat es gethan, der hat mich, als sie eingeschlafen war, von ihrem Schooß weggenommen und ihre Schürze mit dem Blut eines Huhns betropft.’ Darauf nahm er den Hund mit dem goldenen Halsband und sprach ‘das ist der Bösewicht,’ und ließ glühende Kohlen bringen, die mußte er Angesichts aller fressen, daß ihm die Lohe aus dem Hals schlug. Darauf fragte er den König ob er ihn in seiner wahren Gestalt sehen wollte, und wünschte ihn wieder zum Koch, da stand er alsbald mit der weißen Schürze und dem Messer an der Seite. Der König, wie er ihn sah, ward zornig, und befahl daß er in den tiefsten Kerker sollte geworfen werden. Darauf sprach der Jäger weiter ‘Herr Vater, wollt ihr auch das Mädchen sehen, das mich so zärtlich aufgezogen hat und mich hernach ums Leben bringen sollte, es aber nicht gethan hat, obgleich sein eigenes Leben auf dem Spiel stand?’ Antwortete der König ‘ja, ich will sie gerne sehen.’ Sprach der Sohn ‘gnädigster Herr Vater, ich will sie euch zeigen in Gestalt einer schönen Blume.’ Und griff in die Tasche und holte die Nelke, und stellte sie auf die königliche Tafel, und sie war so schön, wie der König nie eine gesehen hatte. Darauf sprach der Sohn ‘nun will ich sie auch in ihrer wahren Gestalt zeigen,’ und wünschte sie zu einer Jungfrau; da stand sie da und war so schön, daß kein Maler sie hätte schöner malen können. Der König aber schickte zwei Kammerfrauen und zwei Diener hinab in den Thurm, die sollten die Frau Königin holen und an die königliche Tafel bringen. Als sie aber dahin geführt ward, aß sie nichts mehr und sagte ‘der gnädige barmherzige Gott, der mich im Thurm erhalten hat, wird mich bald erlösen.’ Da lebte sie noch drei Tage und starb dann selig; und als sie begraben

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1857/426>, abgerufen am 27.11.2024.