Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857.sie fanden sie nicht. Weils endlich dunkel ward, stiegen sie auf einen Baum und wollten da übernachten. Kaum aber saßen sie oben, so kamen die Kerle daher, die forttragen was nicht mitgehen will, und die Dinge finden, ehe sie verloren sind. Sie ließen sich gerade unter dem Baum nieder, auf dem Frieder und Catherlieschen saßen, machten sie ein Feuer an und wollten ihre Beute theilen. Der Frieder stieg von der andern Seite herab und sammelte Steine, stieg damit wieder hinauf und wollte die Diebe todt werfen. Die Steine aber trafen nicht, und die Spitzbuben riefen 'es ist bald Morgen, der Wind schüttelt die Tannäpfel herunter.' Catherlieschen hatte die Thüre noch immer auf der Schulter, und weil sie so schwer drückte, dachte es die Hutzeln wären schuld und sprach 'Friederchen, ich muß die Hutzeln hinabwerfen.' 'Nein, Catherlieschen, jetzt nicht,' antwortete er, 'sie könnten uns verrathen.' 'Ach, Friederchen, ich muß, sie drücken mich gar zu sehr.' 'Nun so thus, ins Henkers Namen!' Da rollten die Hutzeln zwischen den Ästen herab, und die Kerle unten sprachen 'die Vögel misten.' Eine Weile danach, weil die Thüre noch immer drückte, sprach Catherlieschen 'ach, Friederchen, ich muß den Essig ausschütten.' 'Nein, Catherlieschen, das darfst du nicht, es könnte uns verrathen.' 'Ach, Friederchen, ich muß, er drückt mich gar zu sehr.' 'Nun so thus ins Henkers Namen!' Da schüttete es den Essig aus, daß er die Kerle bespritzte. Sie sprachen unter einander 'der Thau tröpfelt schon herunter.' Endlich dachte Catherlieschen 'sollte es wohl die Thüre sein, was mich so drückt?' und sprach 'Friederchen, ich muß die Thüre hinabwerfen.' 'Nein, Catherlieschen, jetzt nicht, sie könnte uns verrathen.' 'Ach, Friederchen, ich muß, sie drückt mich gar zu sehr.' 'Nein, Catherlieschen, halt sie ja fest.' 'Ach, Friederchen, ich laß sie fallen.' 'Ei,' antwortete Frieder ärgerlich, 'so laß sie fallen ins Teufels Namen!' Da fiel sie herunter mit starkem Gepolter, und die sie fanden sie nicht. Weils endlich dunkel ward, stiegen sie auf einen Baum und wollten da übernachten. Kaum aber saßen sie oben, so kamen die Kerle daher, die forttragen was nicht mitgehen will, und die Dinge finden, ehe sie verloren sind. Sie ließen sich gerade unter dem Baum nieder, auf dem Frieder und Catherlieschen saßen, machten sie ein Feuer an und wollten ihre Beute theilen. Der Frieder stieg von der andern Seite herab und sammelte Steine, stieg damit wieder hinauf und wollte die Diebe todt werfen. Die Steine aber trafen nicht, und die Spitzbuben riefen ‘es ist bald Morgen, der Wind schüttelt die Tannäpfel herunter.’ Catherlieschen hatte die Thüre noch immer auf der Schulter, und weil sie so schwer drückte, dachte es die Hutzeln wären schuld und sprach ‘Friederchen, ich muß die Hutzeln hinabwerfen.’ ‘Nein, Catherlieschen, jetzt nicht,’ antwortete er, ‘sie könnten uns verrathen.’ ‘Ach, Friederchen, ich muß, sie drücken mich gar zu sehr.’ ‘Nun so thus, ins Henkers Namen!’ Da rollten die Hutzeln zwischen den Ästen herab, und die Kerle unten sprachen ‘die Vögel misten.’ Eine Weile danach, weil die Thüre noch immer drückte, sprach Catherlieschen ‘ach, Friederchen, ich muß den Essig ausschütten.’ ‘Nein, Catherlieschen, das darfst du nicht, es könnte uns verrathen.’ ‘Ach, Friederchen, ich muß, er drückt mich gar zu sehr.’ ‘Nun so thus ins Henkers Namen!’ Da schüttete es den Essig aus, daß er die Kerle bespritzte. Sie sprachen unter einander ‘der Thau tröpfelt schon herunter.’ Endlich dachte Catherlieschen ‘sollte es wohl die Thüre sein, was mich so drückt?’ und sprach ‘Friederchen, ich muß die Thüre hinabwerfen.’ ‘Nein, Catherlieschen, jetzt nicht, sie könnte uns verrathen.’ ‘Ach, Friederchen, ich muß, sie drückt mich gar zu sehr.’ ‘Nein, Catherlieschen, halt sie ja fest.’ ‘Ach, Friederchen, ich laß sie fallen.’ ‘Ei,’ antwortete Frieder ärgerlich, ‘so laß sie fallen ins Teufels Namen!’ Da fiel sie herunter mit starkem Gepolter, und die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0341" n="308"/> sie fanden sie nicht. Weils endlich dunkel ward, stiegen sie auf einen Baum und wollten da übernachten. Kaum aber saßen sie oben, so kamen die Kerle daher, die forttragen was nicht mitgehen will, und die Dinge finden, ehe sie verloren sind. Sie ließen sich gerade unter dem Baum nieder, auf dem Frieder und Catherlieschen saßen, machten sie ein Feuer an und wollten ihre Beute theilen. Der Frieder stieg von der andern Seite herab und sammelte Steine, stieg damit wieder hinauf und wollte die Diebe todt werfen. Die Steine aber trafen nicht, und die Spitzbuben riefen ‘es ist bald Morgen, der Wind schüttelt die Tannäpfel herunter.’ Catherlieschen hatte die Thüre noch immer auf der Schulter, und weil sie so schwer drückte, dachte es die Hutzeln wären schuld und sprach ‘Friederchen, ich muß die Hutzeln hinabwerfen.’ ‘Nein, Catherlieschen, jetzt nicht,’ antwortete er, ‘sie könnten uns verrathen.’ ‘Ach, Friederchen, ich muß, sie drücken mich gar zu sehr.’ ‘Nun so thus, ins Henkers Namen!’ Da rollten die Hutzeln zwischen den Ästen herab, und die Kerle unten sprachen ‘die Vögel misten.’ Eine Weile danach, weil die Thüre noch immer drückte, sprach Catherlieschen ‘ach, Friederchen, ich muß den Essig ausschütten.’ ‘Nein, Catherlieschen, das darfst du nicht, es könnte uns verrathen.’ ‘Ach, Friederchen, ich muß, er drückt mich gar zu sehr.’ ‘Nun so thus ins Henkers Namen!’ Da schüttete es den Essig aus, daß er die Kerle bespritzte. Sie sprachen unter einander ‘der Thau tröpfelt schon herunter.’ Endlich dachte Catherlieschen ‘sollte es wohl die Thüre sein, was mich so drückt?’ und sprach ‘Friederchen, ich muß die Thüre hinabwerfen.’ ‘Nein, Catherlieschen, jetzt nicht, sie könnte uns verrathen.’ ‘Ach, Friederchen, ich muß, sie drückt mich gar zu sehr.’ ‘Nein, Catherlieschen, halt sie ja fest.’ ‘Ach, Friederchen, ich laß sie fallen.’ ‘Ei,’ antwortete Frieder ärgerlich, ‘so laß sie fallen ins Teufels Namen!’ Da fiel sie herunter mit starkem Gepolter, und die </p> </div> </body> </text> </TEI> [308/0341]
sie fanden sie nicht. Weils endlich dunkel ward, stiegen sie auf einen Baum und wollten da übernachten. Kaum aber saßen sie oben, so kamen die Kerle daher, die forttragen was nicht mitgehen will, und die Dinge finden, ehe sie verloren sind. Sie ließen sich gerade unter dem Baum nieder, auf dem Frieder und Catherlieschen saßen, machten sie ein Feuer an und wollten ihre Beute theilen. Der Frieder stieg von der andern Seite herab und sammelte Steine, stieg damit wieder hinauf und wollte die Diebe todt werfen. Die Steine aber trafen nicht, und die Spitzbuben riefen ‘es ist bald Morgen, der Wind schüttelt die Tannäpfel herunter.’ Catherlieschen hatte die Thüre noch immer auf der Schulter, und weil sie so schwer drückte, dachte es die Hutzeln wären schuld und sprach ‘Friederchen, ich muß die Hutzeln hinabwerfen.’ ‘Nein, Catherlieschen, jetzt nicht,’ antwortete er, ‘sie könnten uns verrathen.’ ‘Ach, Friederchen, ich muß, sie drücken mich gar zu sehr.’ ‘Nun so thus, ins Henkers Namen!’ Da rollten die Hutzeln zwischen den Ästen herab, und die Kerle unten sprachen ‘die Vögel misten.’ Eine Weile danach, weil die Thüre noch immer drückte, sprach Catherlieschen ‘ach, Friederchen, ich muß den Essig ausschütten.’ ‘Nein, Catherlieschen, das darfst du nicht, es könnte uns verrathen.’ ‘Ach, Friederchen, ich muß, er drückt mich gar zu sehr.’ ‘Nun so thus ins Henkers Namen!’ Da schüttete es den Essig aus, daß er die Kerle bespritzte. Sie sprachen unter einander ‘der Thau tröpfelt schon herunter.’ Endlich dachte Catherlieschen ‘sollte es wohl die Thüre sein, was mich so drückt?’ und sprach ‘Friederchen, ich muß die Thüre hinabwerfen.’ ‘Nein, Catherlieschen, jetzt nicht, sie könnte uns verrathen.’ ‘Ach, Friederchen, ich muß, sie drückt mich gar zu sehr.’ ‘Nein, Catherlieschen, halt sie ja fest.’ ‘Ach, Friederchen, ich laß sie fallen.’ ‘Ei,’ antwortete Frieder ärgerlich, ‘so laß sie fallen ins Teufels Namen!’ Da fiel sie herunter mit starkem Gepolter, und die
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