Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

gib einmal her, was du mitgenommen hast.' Sie reichte ihm das trockne Brot. 'Wo ist Butter und Käse?' fragte der Mann. 'Ach, Friederchen,' sagte Catherlieschen, 'mit der Butter hab ich die Fahrgleisen geschmiert, und die Käse werden bald kommen; einer lief mir fort, da hab ich die andern nachgeschickt, sie sollten ihn rufen.' Sprach der Frieder 'das hättest du nicht thun sollen, Catherlieschen, die Butter an den Weg schmieren und die Käse den Berg hinab rollen.' 'Ja, Friederchen, hättest mirs sagen müssen.'

Da aßen sie das trockne Brot zusammen, und der Frieder sagte 'Catherlieschen, hast du auch unser Haus verwahrt, wie du fort gegangen bist?' 'Nein, Friederchen, hättest mirs vorher sagen sollen.' 'So geh wieder heim und bewahr erst das Haus, ehe wir weiter gehen; bring auch etwas anderes zu essen mit, ich will hier auf dich warten.' Catherlieschen gieng zurück und dachte 'Friederchen will etwas anderes zu essen, Butter und Käse schmeckt ihm wohl nicht, so will ich ein Tuch voll Hutzeln und einen Krug Essig zum Trunk mitnehmen.' Danach riegelte es die Oberthüre zu, aber die Unterthüre hob es aus, nahm sie auf die Schulter und glaubte wenn es die Thüre in Sicherheit gebracht hätte, müßte das Haus wohl bewahrt sein. Catherlieschen nahm sich Zeit zum Weg und dachte, 'desto länger ruht sich Friederchen aus.' Als es ihn wieder erreicht hatte, sprach es 'da, Friederchen, hast du die Hausthüre, da kannst du das Haus selber verwahren.' 'Ach, Gott,' sprach er, 'was hab ich für eine kluge Frau! hebt die Thüre unten aus, daß alles hinein laufen kann, und riegelt sie oben zu. Jetzt ists zu spät noch einmal nach Haus zu gehen, aber hast du die Thüre hierher gebracht, so sollst du sie auch ferner tragen.' 'Die Thüre will ich tragen, Friederchen, aber die Hutzeln und der Essigkrug werden mir zu schwer: ich hänge sie an die Thüre, die mag sie tragen.'

Nun giengen sie in den Wald und suchten die Spitzbuben, aber

gib einmal her, was du mitgenommen hast.’ Sie reichte ihm das trockne Brot. ‘Wo ist Butter und Käse?’ fragte der Mann. ‘Ach, Friederchen,’ sagte Catherlieschen, ‘mit der Butter hab ich die Fahrgleisen geschmiert, und die Käse werden bald kommen; einer lief mir fort, da hab ich die andern nachgeschickt, sie sollten ihn rufen.’ Sprach der Frieder ‘das hättest du nicht thun sollen, Catherlieschen, die Butter an den Weg schmieren und die Käse den Berg hinab rollen.’ ‘Ja, Friederchen, hättest mirs sagen müssen.’

Da aßen sie das trockne Brot zusammen, und der Frieder sagte ‘Catherlieschen, hast du auch unser Haus verwahrt, wie du fort gegangen bist?’ ‘Nein, Friederchen, hättest mirs vorher sagen sollen.’ ‘So geh wieder heim und bewahr erst das Haus, ehe wir weiter gehen; bring auch etwas anderes zu essen mit, ich will hier auf dich warten.’ Catherlieschen gieng zurück und dachte ‘Friederchen will etwas anderes zu essen, Butter und Käse schmeckt ihm wohl nicht, so will ich ein Tuch voll Hutzeln und einen Krug Essig zum Trunk mitnehmen.’ Danach riegelte es die Oberthüre zu, aber die Unterthüre hob es aus, nahm sie auf die Schulter und glaubte wenn es die Thüre in Sicherheit gebracht hätte, müßte das Haus wohl bewahrt sein. Catherlieschen nahm sich Zeit zum Weg und dachte, ‘desto länger ruht sich Friederchen aus.’ Als es ihn wieder erreicht hatte, sprach es ‘da, Friederchen, hast du die Hausthüre, da kannst du das Haus selber verwahren.’ ‘Ach, Gott,’ sprach er, ‘was hab ich für eine kluge Frau! hebt die Thüre unten aus, daß alles hinein laufen kann, und riegelt sie oben zu. Jetzt ists zu spät noch einmal nach Haus zu gehen, aber hast du die Thüre hierher gebracht, so sollst du sie auch ferner tragen.’ ‘Die Thüre will ich tragen, Friederchen, aber die Hutzeln und der Essigkrug werden mir zu schwer: ich hänge sie an die Thüre, die mag sie tragen.’

Nun giengen sie in den Wald und suchten die Spitzbuben, aber

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0340" n="307"/>
gib einmal her, was du mitgenommen hast.&#x2019; Sie reichte ihm das trockne Brot. &#x2018;Wo ist Butter und Käse?&#x2019; fragte der Mann. &#x2018;Ach, Friederchen,&#x2019; sagte Catherlieschen, &#x2018;mit der Butter hab ich die Fahrgleisen geschmiert, und die Käse werden bald kommen; einer lief mir fort, da hab ich die andern nachgeschickt, sie sollten ihn rufen.&#x2019; Sprach der Frieder &#x2018;das hättest du nicht thun sollen, Catherlieschen, die Butter an den Weg schmieren und die Käse den Berg hinab rollen.&#x2019; &#x2018;Ja, Friederchen, hättest mirs sagen müssen.&#x2019;</p><lb/>
        <p>Da aßen sie das trockne Brot zusammen, und der Frieder sagte &#x2018;Catherlieschen, hast du auch unser Haus verwahrt, wie du fort gegangen bist?&#x2019; &#x2018;Nein, Friederchen, hättest mirs vorher sagen sollen.&#x2019; &#x2018;So geh wieder heim und bewahr erst das Haus, ehe wir weiter gehen; bring auch etwas anderes zu essen mit, ich will hier auf dich warten.&#x2019; Catherlieschen gieng zurück und dachte &#x2018;Friederchen will etwas anderes zu essen, Butter und Käse schmeckt ihm wohl nicht, so will ich ein Tuch voll Hutzeln und einen Krug Essig zum Trunk mitnehmen.&#x2019; Danach riegelte es die Oberthüre zu, aber die Unterthüre hob es aus, nahm sie auf die Schulter und glaubte wenn es die Thüre in Sicherheit gebracht hätte, müßte das Haus wohl bewahrt sein. Catherlieschen nahm sich Zeit zum Weg und dachte, &#x2018;desto länger ruht sich Friederchen aus.&#x2019; Als es ihn wieder erreicht hatte, sprach es &#x2018;da, Friederchen, hast du die Hausthüre, da kannst du das Haus selber verwahren.&#x2019; &#x2018;Ach, Gott,&#x2019; sprach er, &#x2018;was hab ich für eine kluge Frau! hebt die Thüre unten aus, daß alles hinein laufen kann, und riegelt sie oben zu. Jetzt ists zu spät noch einmal nach Haus zu gehen, aber hast du die Thüre hierher gebracht, so sollst du sie auch ferner tragen.&#x2019; &#x2018;Die Thüre will ich tragen, Friederchen, aber die Hutzeln und der Essigkrug werden mir zu schwer: ich hänge sie an die Thüre, die mag sie tragen.&#x2019;</p><lb/>
        <p>Nun giengen sie in den Wald und suchten die Spitzbuben, aber
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[307/0340] gib einmal her, was du mitgenommen hast.’ Sie reichte ihm das trockne Brot. ‘Wo ist Butter und Käse?’ fragte der Mann. ‘Ach, Friederchen,’ sagte Catherlieschen, ‘mit der Butter hab ich die Fahrgleisen geschmiert, und die Käse werden bald kommen; einer lief mir fort, da hab ich die andern nachgeschickt, sie sollten ihn rufen.’ Sprach der Frieder ‘das hättest du nicht thun sollen, Catherlieschen, die Butter an den Weg schmieren und die Käse den Berg hinab rollen.’ ‘Ja, Friederchen, hättest mirs sagen müssen.’ Da aßen sie das trockne Brot zusammen, und der Frieder sagte ‘Catherlieschen, hast du auch unser Haus verwahrt, wie du fort gegangen bist?’ ‘Nein, Friederchen, hättest mirs vorher sagen sollen.’ ‘So geh wieder heim und bewahr erst das Haus, ehe wir weiter gehen; bring auch etwas anderes zu essen mit, ich will hier auf dich warten.’ Catherlieschen gieng zurück und dachte ‘Friederchen will etwas anderes zu essen, Butter und Käse schmeckt ihm wohl nicht, so will ich ein Tuch voll Hutzeln und einen Krug Essig zum Trunk mitnehmen.’ Danach riegelte es die Oberthüre zu, aber die Unterthüre hob es aus, nahm sie auf die Schulter und glaubte wenn es die Thüre in Sicherheit gebracht hätte, müßte das Haus wohl bewahrt sein. Catherlieschen nahm sich Zeit zum Weg und dachte, ‘desto länger ruht sich Friederchen aus.’ Als es ihn wieder erreicht hatte, sprach es ‘da, Friederchen, hast du die Hausthüre, da kannst du das Haus selber verwahren.’ ‘Ach, Gott,’ sprach er, ‘was hab ich für eine kluge Frau! hebt die Thüre unten aus, daß alles hinein laufen kann, und riegelt sie oben zu. Jetzt ists zu spät noch einmal nach Haus zu gehen, aber hast du die Thüre hierher gebracht, so sollst du sie auch ferner tragen.’ ‘Die Thüre will ich tragen, Friederchen, aber die Hutzeln und der Essigkrug werden mir zu schwer: ich hänge sie an die Thüre, die mag sie tragen.’ Nun giengen sie in den Wald und suchten die Spitzbuben, aber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Google Books (University of Oxford, Taylor Institution Library): Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-03T14:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1857/340
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1857/340>, abgerufen am 24.11.2024.