Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857.deiner Einsamkeit?' 'Einen Tag wie den andern,' erwiederte der Köhler, 'und jeden Abend Kartoffeln; hast du Lust dazu und willst mein Gast sein?' 'Schönen Dank,' antwortete der Reisende, 'ich will dir die Mahlzeit nicht wegnehmen, du hast auf einen Gast nicht gerechnet, aber wenn du mit mir vorlieb nehmen willst, so sollst du eingeladen sein.' 'Wer soll dir anrichten?' sprach der Köhler, 'ich sehe daß du nichts bei dir hast, und ein paar Stunden im Umkreis ist niemand, der dir etwas geben könnte.' 'Und doch solls ein Essen sein,' antwortete er, 'so gut, wie du noch keins gekostet hast.' Darauf holte er sein Tüchlein aus dem Ranzen, breitete es auf die Erde, und sprach 'Tüchlein, deck dich,' und alsbald stand da Gesottenes und Gebratenes, und war so warm als wenn es eben aus der Küche käme. Der Köhler machte große Augen, ließ sich aber nicht lange bitten, sondern langte zu und schob immer größere Bissen in sein schwarzes Maul hinein. Als sie abgegessen hatten, schmunzelte der Köhler und sagte 'hör, dein Tüchlein hat meinen Beifall, das wäre so etwas für mich in dem Walde, wo mir niemand etwas gutes kocht. Jch will dir einen Tausch vorschlagen, da in der Ecke hängt ein Soldatenranzen, der zwar alt und unscheinbar ist, in dem aber wunderbare Kräfte stecken; da ich ihn doch nicht mehr brauche, so will ich ihn für das Tüchlein geben.' 'Erst muß ich wissen was das für wunderbare Kräfte sind,' erwiederte er. 'Das will ich dir sagen,' antwortete der Köhler, 'wenn du mit der Hand darauf klopfst, so kommt jedesmal ein Gefreiter mit sechs Mann, die haben Ober- und Untergewehr, und was du befiehlst, das vollbringen sie.' 'Meinetwegen,' sagte er 'wenns nicht anders sein kann, so wollen wir tauschen,' gab dem Köhler das Tüchlein, hob den Ranzen von dem Haken, hieng ihn um und nahm Abschied. Als er ein Stück Wegs gegangen war, wollte er die Wunderkräfte seines Ranzens versuchen und klopfte darauf. Alsbald traten die sieben Kriegshelden deiner Einsamkeit?’ ‘Einen Tag wie den andern,’ erwiederte der Köhler, ‘und jeden Abend Kartoffeln; hast du Lust dazu und willst mein Gast sein?’ ‘Schönen Dank,’ antwortete der Reisende, ‘ich will dir die Mahlzeit nicht wegnehmen, du hast auf einen Gast nicht gerechnet, aber wenn du mit mir vorlieb nehmen willst, so sollst du eingeladen sein.’ ‘Wer soll dir anrichten?’ sprach der Köhler, ‘ich sehe daß du nichts bei dir hast, und ein paar Stunden im Umkreis ist niemand, der dir etwas geben könnte.’ ‘Und doch solls ein Essen sein,’ antwortete er, ‘so gut, wie du noch keins gekostet hast.’ Darauf holte er sein Tüchlein aus dem Ranzen, breitete es auf die Erde, und sprach ‘Tüchlein, deck dich,’ und alsbald stand da Gesottenes und Gebratenes, und war so warm als wenn es eben aus der Küche käme. Der Köhler machte große Augen, ließ sich aber nicht lange bitten, sondern langte zu und schob immer größere Bissen in sein schwarzes Maul hinein. Als sie abgegessen hatten, schmunzelte der Köhler und sagte ‘hör, dein Tüchlein hat meinen Beifall, das wäre so etwas für mich in dem Walde, wo mir niemand etwas gutes kocht. Jch will dir einen Tausch vorschlagen, da in der Ecke hängt ein Soldatenranzen, der zwar alt und unscheinbar ist, in dem aber wunderbare Kräfte stecken; da ich ihn doch nicht mehr brauche, so will ich ihn für das Tüchlein geben.’ ‘Erst muß ich wissen was das für wunderbare Kräfte sind,’ erwiederte er. ‘Das will ich dir sagen,’ antwortete der Köhler, ‘wenn du mit der Hand darauf klopfst, so kommt jedesmal ein Gefreiter mit sechs Mann, die haben Ober- und Untergewehr, und was du befiehlst, das vollbringen sie.’ ‘Meinetwegen,’ sagte er ‘wenns nicht anders sein kann, so wollen wir tauschen,’ gab dem Köhler das Tüchlein, hob den Ranzen von dem Haken, hieng ihn um und nahm Abschied. Als er ein Stück Wegs gegangen war, wollte er die Wunderkräfte seines Ranzens versuchen und klopfte darauf. Alsbald traten die sieben Kriegshelden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0309" n="276"/> deiner Einsamkeit?’ ‘Einen Tag wie den andern,’ erwiederte der Köhler, ‘und jeden Abend Kartoffeln; hast du Lust dazu und willst mein Gast sein?’ ‘Schönen Dank,’ antwortete der Reisende, ‘ich will dir die Mahlzeit nicht wegnehmen, du hast auf einen Gast nicht gerechnet, aber wenn du mit mir vorlieb nehmen willst, so sollst du eingeladen sein.’ ‘Wer soll dir anrichten?’ sprach der Köhler, ‘ich sehe daß du nichts bei dir hast, und ein paar Stunden im Umkreis ist niemand, der dir etwas geben könnte.’ ‘Und doch solls ein Essen sein,’ antwortete er, ‘so gut, wie du noch keins gekostet hast.’ Darauf holte er sein Tüchlein aus dem Ranzen, breitete es auf die Erde, und sprach ‘Tüchlein, deck dich,’ und alsbald stand da Gesottenes und Gebratenes, und war so warm als wenn es eben aus der Küche käme. Der Köhler machte große Augen, ließ sich aber nicht lange bitten, sondern langte zu und schob immer größere Bissen in sein schwarzes Maul hinein. Als sie abgegessen hatten, schmunzelte der Köhler und sagte ‘hör, dein Tüchlein hat meinen Beifall, das wäre so etwas für mich in dem Walde, wo mir niemand etwas gutes kocht. Jch will dir einen Tausch vorschlagen, da in der Ecke hängt ein Soldatenranzen, der zwar alt und unscheinbar ist, in dem aber wunderbare Kräfte stecken; da ich ihn doch nicht mehr brauche, so will ich ihn für das Tüchlein geben.’ ‘Erst muß ich wissen was das für wunderbare Kräfte sind,’ erwiederte er. ‘Das will ich dir sagen,’ antwortete der Köhler, ‘wenn du mit der Hand darauf klopfst, so kommt jedesmal ein Gefreiter mit sechs Mann, die haben Ober- und Untergewehr, und was du befiehlst, das vollbringen sie.’ ‘Meinetwegen,’ sagte er ‘wenns nicht anders sein kann, so wollen wir tauschen,’ gab dem Köhler das Tüchlein, hob den Ranzen von dem Haken, hieng ihn um und nahm Abschied. Als er ein Stück Wegs gegangen war, wollte er die Wunderkräfte seines Ranzens versuchen und klopfte darauf. Alsbald traten die sieben Kriegshelden </p> </div> </body> </text> </TEI> [276/0309]
deiner Einsamkeit?’ ‘Einen Tag wie den andern,’ erwiederte der Köhler, ‘und jeden Abend Kartoffeln; hast du Lust dazu und willst mein Gast sein?’ ‘Schönen Dank,’ antwortete der Reisende, ‘ich will dir die Mahlzeit nicht wegnehmen, du hast auf einen Gast nicht gerechnet, aber wenn du mit mir vorlieb nehmen willst, so sollst du eingeladen sein.’ ‘Wer soll dir anrichten?’ sprach der Köhler, ‘ich sehe daß du nichts bei dir hast, und ein paar Stunden im Umkreis ist niemand, der dir etwas geben könnte.’ ‘Und doch solls ein Essen sein,’ antwortete er, ‘so gut, wie du noch keins gekostet hast.’ Darauf holte er sein Tüchlein aus dem Ranzen, breitete es auf die Erde, und sprach ‘Tüchlein, deck dich,’ und alsbald stand da Gesottenes und Gebratenes, und war so warm als wenn es eben aus der Küche käme. Der Köhler machte große Augen, ließ sich aber nicht lange bitten, sondern langte zu und schob immer größere Bissen in sein schwarzes Maul hinein. Als sie abgegessen hatten, schmunzelte der Köhler und sagte ‘hör, dein Tüchlein hat meinen Beifall, das wäre so etwas für mich in dem Walde, wo mir niemand etwas gutes kocht. Jch will dir einen Tausch vorschlagen, da in der Ecke hängt ein Soldatenranzen, der zwar alt und unscheinbar ist, in dem aber wunderbare Kräfte stecken; da ich ihn doch nicht mehr brauche, so will ich ihn für das Tüchlein geben.’ ‘Erst muß ich wissen was das für wunderbare Kräfte sind,’ erwiederte er. ‘Das will ich dir sagen,’ antwortete der Köhler, ‘wenn du mit der Hand darauf klopfst, so kommt jedesmal ein Gefreiter mit sechs Mann, die haben Ober- und Untergewehr, und was du befiehlst, das vollbringen sie.’ ‘Meinetwegen,’ sagte er ‘wenns nicht anders sein kann, so wollen wir tauschen,’ gab dem Köhler das Tüchlein, hob den Ranzen von dem Haken, hieng ihn um und nahm Abschied. Als er ein Stück Wegs gegangen war, wollte er die Wunderkräfte seines Ranzens versuchen und klopfte darauf. Alsbald traten die sieben Kriegshelden
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