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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857.

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Gäste sein.' Sie lachten und meinten er triebe seinen Spaß mit ihnen. Er aber stellte sein hölzernes Tischchen mitten in die Stube und sprach 'Tischchen, deck dich.' Augenblicklich war es mit Speisen besetzt, so gut wie sie der Wirth nicht hätte herbeischaffen können, und wovon der Geruch den Gästen lieblich in die Nase stieg. 'Zugegriffen, liebe Freunde,' sprach der Schreiner, und die Gäste, als sie sahen wie es gemeint war, ließen sich nicht zweimal bitten, rückten heran, zogen ihre Messer und griffen tapfer zu. Und was sie am meisten verwunderte, wenn eine Schüssel leer geworden war, so stellte sich gleich von selbst eine volle an ihren Platz. Der Wirth stand in einer Ecke und sah dem Dinge zu; er wußte gar nicht was er sagen sollte, dachte aber 'einen solchen Koch könntest du in deiner Wirthschaft wohl brauchen.' Der Schreiner und seine Gesellschaft waren lustig bis in die späte Nacht, endlich legten sie sich schlafen, und der junge Geselle gieng auch zu Bett und stellte sein Wünschtischchen an die Wand. Dem Wirthe aber ließen seine Gedanken keine Ruhe, es fiel ihm ein daß in seiner Rumpelkammer ein altes Tischchen stände, das gerade so aussähe: das holte er ganz sachte herbei und vertauschte es mit dem Wünschtischchen. Am andern Morgen zahlte der Schreiner sein Schlafgeld, packte sein Tischchen auf, dachte gar nicht daran daß er ein falsches hätte und gieng seiner Wege. Zu Mittag kam er bei seinem Vater an, der ihn mit großer Freude empfieng. 'Nun, mein lieber Sohn, was hast du gelernt?' sagte er zu ihm. 'Vater, ich bin ein Schreiner geworden.' 'Ein gutes Handwerk,' erwiederte der Alte, 'aber was hast du von deiner Wanderschaft mitgebracht?' 'Vater, das beste, was ich mitgebracht habe, ist das Tischchen.' Der Schneider betrachtete es von allen Seiten und sagte 'daran hast du kein Meisterstück gemacht, das ist ein altes und schlechtes Tischchen.' 'Aber es ist ein Tischchen deck dich,' antwortete der Sohn, 'wenn ich es hinstelle, und sage ihm es sollte sich decken,

Gäste sein.’ Sie lachten und meinten er triebe seinen Spaß mit ihnen. Er aber stellte sein hölzernes Tischchen mitten in die Stube und sprach ‘Tischchen, deck dich.’ Augenblicklich war es mit Speisen besetzt, so gut wie sie der Wirth nicht hätte herbeischaffen können, und wovon der Geruch den Gästen lieblich in die Nase stieg. ‘Zugegriffen, liebe Freunde,’ sprach der Schreiner, und die Gäste, als sie sahen wie es gemeint war, ließen sich nicht zweimal bitten, rückten heran, zogen ihre Messer und griffen tapfer zu. Und was sie am meisten verwunderte, wenn eine Schüssel leer geworden war, so stellte sich gleich von selbst eine volle an ihren Platz. Der Wirth stand in einer Ecke und sah dem Dinge zu; er wußte gar nicht was er sagen sollte, dachte aber ‘einen solchen Koch könntest du in deiner Wirthschaft wohl brauchen.’ Der Schreiner und seine Gesellschaft waren lustig bis in die späte Nacht, endlich legten sie sich schlafen, und der junge Geselle gieng auch zu Bett und stellte sein Wünschtischchen an die Wand. Dem Wirthe aber ließen seine Gedanken keine Ruhe, es fiel ihm ein daß in seiner Rumpelkammer ein altes Tischchen stände, das gerade so aussähe: das holte er ganz sachte herbei und vertauschte es mit dem Wünschtischchen. Am andern Morgen zahlte der Schreiner sein Schlafgeld, packte sein Tischchen auf, dachte gar nicht daran daß er ein falsches hätte und gieng seiner Wege. Zu Mittag kam er bei seinem Vater an, der ihn mit großer Freude empfieng. ‘Nun, mein lieber Sohn, was hast du gelernt?’ sagte er zu ihm. ‘Vater, ich bin ein Schreiner geworden.’ ‘Ein gutes Handwerk,’ erwiederte der Alte, ‘aber was hast du von deiner Wanderschaft mitgebracht?’ ‘Vater, das beste, was ich mitgebracht habe, ist das Tischchen.’ Der Schneider betrachtete es von allen Seiten und sagte ‘daran hast du kein Meisterstück gemacht, das ist ein altes und schlechtes Tischchen.’ ‘Aber es ist ein Tischchen deck dich,’ antwortete der Sohn, ‘wenn ich es hinstelle, und sage ihm es sollte sich decken,

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[186/0219] Gäste sein.’ Sie lachten und meinten er triebe seinen Spaß mit ihnen. Er aber stellte sein hölzernes Tischchen mitten in die Stube und sprach ‘Tischchen, deck dich.’ Augenblicklich war es mit Speisen besetzt, so gut wie sie der Wirth nicht hätte herbeischaffen können, und wovon der Geruch den Gästen lieblich in die Nase stieg. ‘Zugegriffen, liebe Freunde,’ sprach der Schreiner, und die Gäste, als sie sahen wie es gemeint war, ließen sich nicht zweimal bitten, rückten heran, zogen ihre Messer und griffen tapfer zu. Und was sie am meisten verwunderte, wenn eine Schüssel leer geworden war, so stellte sich gleich von selbst eine volle an ihren Platz. Der Wirth stand in einer Ecke und sah dem Dinge zu; er wußte gar nicht was er sagen sollte, dachte aber ‘einen solchen Koch könntest du in deiner Wirthschaft wohl brauchen.’ Der Schreiner und seine Gesellschaft waren lustig bis in die späte Nacht, endlich legten sie sich schlafen, und der junge Geselle gieng auch zu Bett und stellte sein Wünschtischchen an die Wand. Dem Wirthe aber ließen seine Gedanken keine Ruhe, es fiel ihm ein daß in seiner Rumpelkammer ein altes Tischchen stände, das gerade so aussähe: das holte er ganz sachte herbei und vertauschte es mit dem Wünschtischchen. Am andern Morgen zahlte der Schreiner sein Schlafgeld, packte sein Tischchen auf, dachte gar nicht daran daß er ein falsches hätte und gieng seiner Wege. Zu Mittag kam er bei seinem Vater an, der ihn mit großer Freude empfieng. ‘Nun, mein lieber Sohn, was hast du gelernt?’ sagte er zu ihm. ‘Vater, ich bin ein Schreiner geworden.’ ‘Ein gutes Handwerk,’ erwiederte der Alte, ‘aber was hast du von deiner Wanderschaft mitgebracht?’ ‘Vater, das beste, was ich mitgebracht habe, ist das Tischchen.’ Der Schneider betrachtete es von allen Seiten und sagte ‘daran hast du kein Meisterstück gemacht, das ist ein altes und schlechtes Tischchen.’ ‘Aber es ist ein Tischchen deck dich,’ antwortete der Sohn, ‘wenn ich es hinstelle, und sage ihm es sollte sich decken,

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1857/219>, abgerufen am 19.12.2024.