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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857.

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zornig würde. Der Schneider gehorchte, als aber der heilige Petrus einmal zur Thüre hinaus trat, stand er auf, gieng voll Neugierde in allen Winkeln des Himmels herum und besah sich die Gelegenheit. Endlich kam er zu einem Platz, da standen viele schöne und köstliche Stühle und in der Mitte ein ganz goldener Sessel, der mit glänzenden Edelsteinen besetzt war; er war auch viel höher als die übrigen Stühle, und ein goldener Fußschemel stand davor. Es war aber der Sessel, auf welchem der Herr saß, wenn er daheim war, und von welchem er alles sehen konnte, was auf Erden geschah. Der Schneider stand still und sah den Sessel eine gute Weile an, denn er gefiel ihm besser als alles andere. Endlich konnte er den Vorwitz nicht bezähmen, stieg hinauf und setzte sich in den Sessel. Da sah er alles was auf Erden geschah, und bemerkte eine alte häßliche Frau, die an einem Bach stand und wusch, und zwei Schleier heimlich bei Seite that. Der Schneider erzürnte sich bei diesem Anblicke so sehr, daß er den goldenen Fußschemel ergriff und durch den Himmel auf die Erde hinab nach der alten Diebin warf. Da er aber den Schemel nicht wieder herauf holen konnte, so schlich er sich sachte aus dem Sessel weg, setzte sich an seinen Platz hinter die Thüre und that als ob er kein Wasser getrübt hätte.

Als der Herr und Meister mit dem himmlischen Gefolge wieder zurückkam, ward er zwar den Schneider hinter der Thüre nicht gewahr, als er sich aber auf seinen Sessel setzte, mangelte der Schemel. Er fragte den heiligen Petrus wo der Schemel hingekommen wäre, der wußte es nicht. Da fragte er weiter ob er jemand hereingelassen hätte. 'Jch weiß niemand,' antwortete Petrus 'der da gewesen wäre, als ein lahmer Schneider, der noch hinter der Thüre sitzt.' Da ließ der Herr den Schneider vor sich treten und fragte ihn ob er den Schemel weggenommen und wo er ihn hingethan hätte. 'O Herr,' antwortete der Schneider freudig, 'ich habe ihn

zornig würde. Der Schneider gehorchte, als aber der heilige Petrus einmal zur Thüre hinaus trat, stand er auf, gieng voll Neugierde in allen Winkeln des Himmels herum und besah sich die Gelegenheit. Endlich kam er zu einem Platz, da standen viele schöne und köstliche Stühle und in der Mitte ein ganz goldener Sessel, der mit glänzenden Edelsteinen besetzt war; er war auch viel höher als die übrigen Stühle, und ein goldener Fußschemel stand davor. Es war aber der Sessel, auf welchem der Herr saß, wenn er daheim war, und von welchem er alles sehen konnte, was auf Erden geschah. Der Schneider stand still und sah den Sessel eine gute Weile an, denn er gefiel ihm besser als alles andere. Endlich konnte er den Vorwitz nicht bezähmen, stieg hinauf und setzte sich in den Sessel. Da sah er alles was auf Erden geschah, und bemerkte eine alte häßliche Frau, die an einem Bach stand und wusch, und zwei Schleier heimlich bei Seite that. Der Schneider erzürnte sich bei diesem Anblicke so sehr, daß er den goldenen Fußschemel ergriff und durch den Himmel auf die Erde hinab nach der alten Diebin warf. Da er aber den Schemel nicht wieder herauf holen konnte, so schlich er sich sachte aus dem Sessel weg, setzte sich an seinen Platz hinter die Thüre und that als ob er kein Wasser getrübt hätte.

Als der Herr und Meister mit dem himmlischen Gefolge wieder zurückkam, ward er zwar den Schneider hinter der Thüre nicht gewahr, als er sich aber auf seinen Sessel setzte, mangelte der Schemel. Er fragte den heiligen Petrus wo der Schemel hingekommen wäre, der wußte es nicht. Da fragte er weiter ob er jemand hereingelassen hätte. ‘Jch weiß niemand,’ antwortete Petrus ‘der da gewesen wäre, als ein lahmer Schneider, der noch hinter der Thüre sitzt.’ Da ließ der Herr den Schneider vor sich treten und fragte ihn ob er den Schemel weggenommen und wo er ihn hingethan hätte. ‘O Herr,’ antwortete der Schneider freudig, ‘ich habe ihn

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[180/0213] zornig würde. Der Schneider gehorchte, als aber der heilige Petrus einmal zur Thüre hinaus trat, stand er auf, gieng voll Neugierde in allen Winkeln des Himmels herum und besah sich die Gelegenheit. Endlich kam er zu einem Platz, da standen viele schöne und köstliche Stühle und in der Mitte ein ganz goldener Sessel, der mit glänzenden Edelsteinen besetzt war; er war auch viel höher als die übrigen Stühle, und ein goldener Fußschemel stand davor. Es war aber der Sessel, auf welchem der Herr saß, wenn er daheim war, und von welchem er alles sehen konnte, was auf Erden geschah. Der Schneider stand still und sah den Sessel eine gute Weile an, denn er gefiel ihm besser als alles andere. Endlich konnte er den Vorwitz nicht bezähmen, stieg hinauf und setzte sich in den Sessel. Da sah er alles was auf Erden geschah, und bemerkte eine alte häßliche Frau, die an einem Bach stand und wusch, und zwei Schleier heimlich bei Seite that. Der Schneider erzürnte sich bei diesem Anblicke so sehr, daß er den goldenen Fußschemel ergriff und durch den Himmel auf die Erde hinab nach der alten Diebin warf. Da er aber den Schemel nicht wieder herauf holen konnte, so schlich er sich sachte aus dem Sessel weg, setzte sich an seinen Platz hinter die Thüre und that als ob er kein Wasser getrübt hätte. Als der Herr und Meister mit dem himmlischen Gefolge wieder zurückkam, ward er zwar den Schneider hinter der Thüre nicht gewahr, als er sich aber auf seinen Sessel setzte, mangelte der Schemel. Er fragte den heiligen Petrus wo der Schemel hingekommen wäre, der wußte es nicht. Da fragte er weiter ob er jemand hereingelassen hätte. ‘Jch weiß niemand,’ antwortete Petrus ‘der da gewesen wäre, als ein lahmer Schneider, der noch hinter der Thüre sitzt.’ Da ließ der Herr den Schneider vor sich treten und fragte ihn ob er den Schemel weggenommen und wo er ihn hingethan hätte. ‘O Herr,’ antwortete der Schneider freudig, ‘ich habe ihn

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1857/213>, abgerufen am 19.12.2024.