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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857.

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mit einem Haken heran und meinte große Schätze zu finden, als er sie aber aufmachte, lag ein schöner Knabe darin, der ganz frisch und munter war. Er brachte ihn zu den Müllersleuten, und weil diese keine Kinder hatten, freuten sie sich und sprachen 'Gott hat es uns beschert.' Sie pflegten den Fündling wohl, und er wuchs in allen Tugenden heran.

Es trug sich zu, daß der König einmal bei einem Gewitter in die Mühle trat und die Müllersleute fragte ob der große Junge ihr Sohn wäre. 'Nein,' antworteten sie, 'es ist ein Fündling, er ist vor vierzehn Jahren in einer Schachtel ans Wehr geschwommen, und der Mahlbursche hat ihn aus dem Wasser gezogen.' Da merkte der König daß es niemand anders, als das Glückskind war, das er ins Wasser geworfen hatte, und sprach 'ihr guten Leute, könnte der Junge nicht einen Brief an die Frau Königin bringen, ich will ihm zwei Goldstücke zum Lohn geben?' 'Wie der Herr König gebietet,' antworteten die Leute, und hießen den Jungen sich bereit halten. Da schrieb der König einen Brief an die Königin, worin stand 'sobald der Knabe mit diesem Schreiben angelangt ist, soll er getödtet und begraben werden, und das alles soll geschehen sein ehe ich zurückkomme.'

Der Knabe machte sich mit diesem Briefe auf den Weg, verirrte sich aber und kam Abends in einen großen Wald. Jn der Dunkelheit sah er ein kleines Licht, gieng darauf zu und gelangte zu einem Häuschen. Als er hinein trat, saß eine alte Frau beim Feuer ganz allein. Sie erschrack als sie den Knaben erblickte und sprach 'wo kommst du her und wo willst du hin?' 'Jch komme von der Mühle,' antwortete er, 'und will zur Frau Königin, der ich einen Brief bringen soll: weil ich mich aber in dem Walde verirrt habe, so wollte ich hier gerne übernachten.' 'Du armer Junge,' sprach die Frau, 'du bist in ein Räuberhaus gerathen, und wenn sie heim kommen, so bringen sie dich um.' 'Mag kommen

mit einem Haken heran und meinte große Schätze zu finden, als er sie aber aufmachte, lag ein schöner Knabe darin, der ganz frisch und munter war. Er brachte ihn zu den Müllersleuten, und weil diese keine Kinder hatten, freuten sie sich und sprachen ‘Gott hat es uns beschert.’ Sie pflegten den Fündling wohl, und er wuchs in allen Tugenden heran.

Es trug sich zu, daß der König einmal bei einem Gewitter in die Mühle trat und die Müllersleute fragte ob der große Junge ihr Sohn wäre. ‘Nein,’ antworteten sie, ‘es ist ein Fündling, er ist vor vierzehn Jahren in einer Schachtel ans Wehr geschwommen, und der Mahlbursche hat ihn aus dem Wasser gezogen.’ Da merkte der König daß es niemand anders, als das Glückskind war, das er ins Wasser geworfen hatte, und sprach ‘ihr guten Leute, könnte der Junge nicht einen Brief an die Frau Königin bringen, ich will ihm zwei Goldstücke zum Lohn geben?’ ‘Wie der Herr König gebietet,’ antworteten die Leute, und hießen den Jungen sich bereit halten. Da schrieb der König einen Brief an die Königin, worin stand ‘sobald der Knabe mit diesem Schreiben angelangt ist, soll er getödtet und begraben werden, und das alles soll geschehen sein ehe ich zurückkomme.’

Der Knabe machte sich mit diesem Briefe auf den Weg, verirrte sich aber und kam Abends in einen großen Wald. Jn der Dunkelheit sah er ein kleines Licht, gieng darauf zu und gelangte zu einem Häuschen. Als er hinein trat, saß eine alte Frau beim Feuer ganz allein. Sie erschrack als sie den Knaben erblickte und sprach ‘wo kommst du her und wo willst du hin?’ ‘Jch komme von der Mühle,’ antwortete er, ‘und will zur Frau Königin, der ich einen Brief bringen soll: weil ich mich aber in dem Walde verirrt habe, so wollte ich hier gerne übernachten.’ ‘Du armer Junge,’ sprach die Frau, ‘du bist in ein Räuberhaus gerathen, und wenn sie heim kommen, so bringen sie dich um.’ ‘Mag kommen

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[153/0186] mit einem Haken heran und meinte große Schätze zu finden, als er sie aber aufmachte, lag ein schöner Knabe darin, der ganz frisch und munter war. Er brachte ihn zu den Müllersleuten, und weil diese keine Kinder hatten, freuten sie sich und sprachen ‘Gott hat es uns beschert.’ Sie pflegten den Fündling wohl, und er wuchs in allen Tugenden heran. Es trug sich zu, daß der König einmal bei einem Gewitter in die Mühle trat und die Müllersleute fragte ob der große Junge ihr Sohn wäre. ‘Nein,’ antworteten sie, ‘es ist ein Fündling, er ist vor vierzehn Jahren in einer Schachtel ans Wehr geschwommen, und der Mahlbursche hat ihn aus dem Wasser gezogen.’ Da merkte der König daß es niemand anders, als das Glückskind war, das er ins Wasser geworfen hatte, und sprach ‘ihr guten Leute, könnte der Junge nicht einen Brief an die Frau Königin bringen, ich will ihm zwei Goldstücke zum Lohn geben?’ ‘Wie der Herr König gebietet,’ antworteten die Leute, und hießen den Jungen sich bereit halten. Da schrieb der König einen Brief an die Königin, worin stand ‘sobald der Knabe mit diesem Schreiben angelangt ist, soll er getödtet und begraben werden, und das alles soll geschehen sein ehe ich zurückkomme.’ Der Knabe machte sich mit diesem Briefe auf den Weg, verirrte sich aber und kam Abends in einen großen Wald. Jn der Dunkelheit sah er ein kleines Licht, gieng darauf zu und gelangte zu einem Häuschen. Als er hinein trat, saß eine alte Frau beim Feuer ganz allein. Sie erschrack als sie den Knaben erblickte und sprach ‘wo kommst du her und wo willst du hin?’ ‘Jch komme von der Mühle,’ antwortete er, ‘und will zur Frau Königin, der ich einen Brief bringen soll: weil ich mich aber in dem Walde verirrt habe, so wollte ich hier gerne übernachten.’ ‘Du armer Junge,’ sprach die Frau, ‘du bist in ein Räuberhaus gerathen, und wenn sie heim kommen, so bringen sie dich um.’ ‘Mag kommen

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1857/186>, abgerufen am 25.11.2024.