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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857.

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hatte bekannt machen lassen wer ihr ein Räthsel vorlegte das sie nicht errathen könnte, der sollte ihr Gemahl werden: erriethe sie es aber, so müßte er sich das Haupt abschlagen lassen. Drei Tage hatte sie Zeit sich zu besinnen, sie war aber so klug daß sie immer die vorgelegten Räthsel vor der bestimmten Zeit errieth. Schon waren neune auf diese Weise umgekommen, als der Königssohn anlangte und von ihrer großen Schönheit geblendet sein Leben daran setzen wollte. Da trat er vor sie hin und gab ihr sein Räthsel auf, 'was ist das,' sagte er, 'einer schlug keinen und schlug doch zwölfe.' Sie wußte nicht was das war, sie sann und sann, aber sie brachte es nicht heraus: sie schlug ihre Räthselbücher auf, aber es stand nicht darin: kurz ihre Weisheit war zu Ende. Da sie sich nicht zu helfen wußte, befahl sie ihrer Magd in das Schlafgemach des Herrn zu schleichen, da sollte sie seine Träume behorchen, und dachte er rede vielleicht im Schlaf und verrathe das Räthsel. Aber der kluge Diener hatte sich statt des Herrn ins Bett gelegt und als die Magd heran kam, riß er ihr den Mantel ab, in den sie sich verhüllt hatte, und jagte sie mit Ruthen hinaus. Jn der zweiten Nacht schickte die Königstochter ihre Kammerjungfer, die sollte sehen ob es ihr mit Horchen besser glückte, aber der Diener nahm auch ihr den Mantel weg, und jagte sie mit Ruthen hinaus. Nun glaubte der Herr für die dritte Nacht sicher zu sein und legte sich in sein Bett, da kam die Königstochter selbst, hatte einen nebelgrauen Mantel umgethan und setzte sich neben ihn. Und als sie dachte er schliefe und träumte, so redete sie ihn an und hoffte er werde im Traume antworten, wie viele thun: aber er war wach und verstand und hörte alles sehr wohl. Da fragte sie 'einer schlug keinen, was ist das?' Er antwortete 'ein Rabe der von einem todten und vergifteten Pferde fraß und davon starb.' Weiter fragte sie 'und schlug doch zwölfe, was ist das?' 'Das sind zwölf Mörder, die den Raben verzehrten und daran starben.'

hatte bekannt machen lassen wer ihr ein Räthsel vorlegte das sie nicht errathen könnte, der sollte ihr Gemahl werden: erriethe sie es aber, so müßte er sich das Haupt abschlagen lassen. Drei Tage hatte sie Zeit sich zu besinnen, sie war aber so klug daß sie immer die vorgelegten Räthsel vor der bestimmten Zeit errieth. Schon waren neune auf diese Weise umgekommen, als der Königssohn anlangte und von ihrer großen Schönheit geblendet sein Leben daran setzen wollte. Da trat er vor sie hin und gab ihr sein Räthsel auf, ‘was ist das,’ sagte er, ‘einer schlug keinen und schlug doch zwölfe.’ Sie wußte nicht was das war, sie sann und sann, aber sie brachte es nicht heraus: sie schlug ihre Räthselbücher auf, aber es stand nicht darin: kurz ihre Weisheit war zu Ende. Da sie sich nicht zu helfen wußte, befahl sie ihrer Magd in das Schlafgemach des Herrn zu schleichen, da sollte sie seine Träume behorchen, und dachte er rede vielleicht im Schlaf und verrathe das Räthsel. Aber der kluge Diener hatte sich statt des Herrn ins Bett gelegt und als die Magd heran kam, riß er ihr den Mantel ab, in den sie sich verhüllt hatte, und jagte sie mit Ruthen hinaus. Jn der zweiten Nacht schickte die Königstochter ihre Kammerjungfer, die sollte sehen ob es ihr mit Horchen besser glückte, aber der Diener nahm auch ihr den Mantel weg, und jagte sie mit Ruthen hinaus. Nun glaubte der Herr für die dritte Nacht sicher zu sein und legte sich in sein Bett, da kam die Königstochter selbst, hatte einen nebelgrauen Mantel umgethan und setzte sich neben ihn. Und als sie dachte er schliefe und träumte, so redete sie ihn an und hoffte er werde im Traume antworten, wie viele thun: aber er war wach und verstand und hörte alles sehr wohl. Da fragte sie ‘einer schlug keinen, was ist das?’ Er antwortete ‘ein Rabe der von einem todten und vergifteten Pferde fraß und davon starb.’ Weiter fragte sie ‘und schlug doch zwölfe, was ist das?’ ‘Das sind zwölf Mörder, die den Raben verzehrten und daran starben.’

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hatte bekannt machen lassen wer ihr ein Räthsel vorlegte das sie nicht errathen könnte, der sollte ihr Gemahl werden: erriethe sie es aber, so müßte er sich das Haupt abschlagen lassen. Drei Tage hatte sie Zeit sich zu besinnen, sie war aber so klug daß sie immer die vorgelegten Räthsel vor der bestimmten Zeit errieth. Schon waren neune auf diese Weise umgekommen, als der Königssohn anlangte und von ihrer großen Schönheit geblendet sein Leben daran setzen wollte. Da trat er vor sie hin und gab ihr sein Räthsel auf, &#x2018;was ist das,&#x2019; sagte er, &#x2018;einer schlug keinen und schlug doch zwölfe.&#x2019; Sie wußte nicht was das war, sie sann und sann, aber sie brachte es nicht heraus: sie schlug ihre Räthselbücher auf, aber es stand nicht darin: kurz ihre Weisheit war zu Ende. Da sie sich nicht zu helfen wußte, befahl sie ihrer Magd in das Schlafgemach des Herrn zu schleichen, da sollte sie seine Träume behorchen, und dachte er rede vielleicht im Schlaf und verrathe das Räthsel. Aber der kluge Diener hatte sich statt des Herrn ins Bett gelegt und als die Magd heran kam, riß er ihr den Mantel ab, in den sie sich verhüllt hatte, und jagte sie mit Ruthen hinaus. Jn der zweiten Nacht schickte die Königstochter ihre Kammerjungfer, die sollte sehen ob es ihr mit Horchen besser glückte, aber der Diener nahm auch ihr den Mantel weg, und jagte sie mit Ruthen hinaus. Nun glaubte der Herr für die dritte Nacht sicher zu sein und legte sich in sein Bett, da kam die Königstochter selbst, hatte einen nebelgrauen Mantel umgethan und setzte sich neben ihn. Und als sie dachte er schliefe und träumte, so redete sie ihn an und hoffte er werde im Traume antworten, wie viele thun: aber er war wach und verstand und hörte alles sehr wohl. Da fragte sie &#x2018;einer schlug keinen, was ist das?&#x2019; Er antwortete &#x2018;ein Rabe der von einem todten und vergifteten Pferde fraß und davon starb.&#x2019; Weiter fragte sie &#x2018;und schlug doch zwölfe, was ist das?&#x2019; &#x2018;Das sind zwölf Mörder, die den Raben verzehrten und daran starben.&#x2019;
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[129/0162] hatte bekannt machen lassen wer ihr ein Räthsel vorlegte das sie nicht errathen könnte, der sollte ihr Gemahl werden: erriethe sie es aber, so müßte er sich das Haupt abschlagen lassen. Drei Tage hatte sie Zeit sich zu besinnen, sie war aber so klug daß sie immer die vorgelegten Räthsel vor der bestimmten Zeit errieth. Schon waren neune auf diese Weise umgekommen, als der Königssohn anlangte und von ihrer großen Schönheit geblendet sein Leben daran setzen wollte. Da trat er vor sie hin und gab ihr sein Räthsel auf, ‘was ist das,’ sagte er, ‘einer schlug keinen und schlug doch zwölfe.’ Sie wußte nicht was das war, sie sann und sann, aber sie brachte es nicht heraus: sie schlug ihre Räthselbücher auf, aber es stand nicht darin: kurz ihre Weisheit war zu Ende. Da sie sich nicht zu helfen wußte, befahl sie ihrer Magd in das Schlafgemach des Herrn zu schleichen, da sollte sie seine Träume behorchen, und dachte er rede vielleicht im Schlaf und verrathe das Räthsel. Aber der kluge Diener hatte sich statt des Herrn ins Bett gelegt und als die Magd heran kam, riß er ihr den Mantel ab, in den sie sich verhüllt hatte, und jagte sie mit Ruthen hinaus. Jn der zweiten Nacht schickte die Königstochter ihre Kammerjungfer, die sollte sehen ob es ihr mit Horchen besser glückte, aber der Diener nahm auch ihr den Mantel weg, und jagte sie mit Ruthen hinaus. Nun glaubte der Herr für die dritte Nacht sicher zu sein und legte sich in sein Bett, da kam die Königstochter selbst, hatte einen nebelgrauen Mantel umgethan und setzte sich neben ihn. Und als sie dachte er schliefe und träumte, so redete sie ihn an und hoffte er werde im Traume antworten, wie viele thun: aber er war wach und verstand und hörte alles sehr wohl. Da fragte sie ‘einer schlug keinen, was ist das?’ Er antwortete ‘ein Rabe der von einem todten und vergifteten Pferde fraß und davon starb.’ Weiter fragte sie ‘und schlug doch zwölfe, was ist das?’ ‘Das sind zwölf Mörder, die den Raben verzehrten und daran starben.’

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1857/162>, abgerufen am 26.11.2024.