Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850.wenn du was Gutes ißest, so denk an mich: von dem süßen rothen Kindbetterwein tränk ich auch gerne ein Tröpfchen.' Es war aber alles nicht wahr, die Katze hatte keine Base, und war nicht zu Gevatter gebeten. Sie gieng geradeswegs nach der Kirche, schlich zu dem Fetttöpfchen, fieng an zu lecken und leckte die fette Haut ab. Dann machte sie einen Spatziergang auf den Dächern der Stadt, besah sich die Gelegenheit, streckte sich hernach in der Sonne aus und wischte sich den Bart so oft sie an das Fetttöpfchen dachte. Erst als es Abend war, kam sie wieder nach Haus. 'Nun, da bist du ja wieder,' sagte die Maus, 'du hast gewiß einen lustigen Tag gehabt.' 'Es gieng wohl an' antwortete die Katze. 'Was hat denn das Kind für einen Namen bekommen?' fragte die Maus. 'Hautab' sagte die Katze ganz trocken. 'Hautab,' rief die Maus, 'das ist ja ein wunderlicher und seltsamer Name, ist der in eurer Familie gebräuchlich?' 'Was ist da weiter,' sagte die Katze, 'er ist nicht schlechter als Bröseldieb, wie deine Pathen heißen.' Nicht lange danach überkam die Katze wieder ein Gelüsten. Sie sprach zur Maus 'du mußt mir den Gefallen thun und nochmals das Hauswesen allein besorgen, ich bin zum zweitenmal zu Gevatter gebeten, und da das Kind einen weißen Ring um den Hals hat, so kann ichs nicht absagen.' Die gute Maus willigte ein, die Katze aber schlich hinter der Stadtmauer zu der Kirche und fraß den Fetttopf halb aus. 'Es schmeckt nichts besser,' sagte sie, 'als was man selber ißt,' und war mit ihrem Tagewerk ganz zufrieden. Als sie heimkam, fragte die Maus 'wie ist denn dieses Kind getauft worden?' 'Halbaus' antwortete die Katze. 'Halbaus! was du sagst! den wenn du was Gutes ißest, so denk an mich: von dem süßen rothen Kindbetterwein tränk ich auch gerne ein Tröpfchen.’ Es war aber alles nicht wahr, die Katze hatte keine Base, und war nicht zu Gevatter gebeten. Sie gieng geradeswegs nach der Kirche, schlich zu dem Fetttöpfchen, fieng an zu lecken und leckte die fette Haut ab. Dann machte sie einen Spatziergang auf den Dächern der Stadt, besah sich die Gelegenheit, streckte sich hernach in der Sonne aus und wischte sich den Bart so oft sie an das Fetttöpfchen dachte. Erst als es Abend war, kam sie wieder nach Haus. ‘Nun, da bist du ja wieder,’ sagte die Maus, ‘du hast gewiß einen lustigen Tag gehabt.’ ‘Es gieng wohl an’ antwortete die Katze. ‘Was hat denn das Kind für einen Namen bekommen?’ fragte die Maus. ‘Hautab’ sagte die Katze ganz trocken. ‘Hautab,’ rief die Maus, ‘das ist ja ein wunderlicher und seltsamer Name, ist der in eurer Familie gebräuchlich?’ ‘Was ist da weiter,’ sagte die Katze, ‘er ist nicht schlechter als Bröseldieb, wie deine Pathen heißen.’ Nicht lange danach überkam die Katze wieder ein Gelüsten. Sie sprach zur Maus ‘du mußt mir den Gefallen thun und nochmals das Hauswesen allein besorgen, ich bin zum zweitenmal zu Gevatter gebeten, und da das Kind einen weißen Ring um den Hals hat, so kann ichs nicht absagen.’ Die gute Maus willigte ein, die Katze aber schlich hinter der Stadtmauer zu der Kirche und fraß den Fetttopf halb aus. ‘Es schmeckt nichts besser,’ sagte sie, ‘als was man selber ißt,’ und war mit ihrem Tagewerk ganz zufrieden. Als sie heimkam, fragte die Maus ‘wie ist denn dieses Kind getauft worden?’ ‘Halbaus’ antwortete die Katze. ‘Halbaus! was du sagst! den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0089" n="7"/> wenn du was Gutes ißest, so denk an mich: von dem süßen rothen Kindbetterwein tränk ich auch gerne ein Tröpfchen.’ Es war aber alles nicht wahr, die Katze hatte keine Base, und war nicht zu Gevatter gebeten. Sie gieng geradeswegs nach der Kirche, schlich zu dem Fetttöpfchen, fieng an zu lecken und leckte die fette Haut ab. Dann machte sie einen Spatziergang auf den Dächern der Stadt, besah sich die Gelegenheit, streckte sich hernach in der Sonne aus und wischte sich den Bart so oft sie an das Fetttöpfchen dachte. Erst als es Abend war, kam sie wieder nach Haus. ‘Nun, da bist du ja wieder,’ sagte die Maus, ‘du hast gewiß einen lustigen Tag gehabt.’ ‘Es gieng wohl an’ antwortete die Katze. ‘Was hat denn das Kind für einen Namen bekommen?’ fragte die Maus. ‘<hi rendition="#g">Hautab</hi>’ sagte die Katze ganz trocken. ‘Hautab,’ rief die Maus, ‘das ist ja ein wunderlicher und seltsamer Name, ist der in eurer Familie gebräuchlich?’ ‘Was ist da weiter,’ sagte die Katze, ‘er ist nicht schlechter als Bröseldieb, wie deine Pathen heißen.’</p><lb/> <p>Nicht lange danach überkam die Katze wieder ein Gelüsten. Sie sprach zur Maus ‘du mußt mir den Gefallen thun und nochmals das Hauswesen allein besorgen, ich bin zum zweitenmal zu Gevatter gebeten, und da das Kind einen weißen Ring um den Hals hat, so kann ichs nicht absagen.’ Die gute Maus willigte ein, die Katze aber schlich hinter der Stadtmauer zu der Kirche und fraß den Fetttopf halb aus. ‘Es schmeckt nichts besser,’ sagte sie, ‘als was man selber ißt,’ und war mit ihrem Tagewerk ganz zufrieden. Als sie heimkam, fragte die Maus ‘wie ist denn dieses Kind getauft worden?’ ‘<hi rendition="#g">Halbaus</hi>’ antwortete die Katze. ‘Halbaus! was du sagst! den </p> </div> </body> </text> </TEI> [7/0089]
wenn du was Gutes ißest, so denk an mich: von dem süßen rothen Kindbetterwein tränk ich auch gerne ein Tröpfchen.’ Es war aber alles nicht wahr, die Katze hatte keine Base, und war nicht zu Gevatter gebeten. Sie gieng geradeswegs nach der Kirche, schlich zu dem Fetttöpfchen, fieng an zu lecken und leckte die fette Haut ab. Dann machte sie einen Spatziergang auf den Dächern der Stadt, besah sich die Gelegenheit, streckte sich hernach in der Sonne aus und wischte sich den Bart so oft sie an das Fetttöpfchen dachte. Erst als es Abend war, kam sie wieder nach Haus. ‘Nun, da bist du ja wieder,’ sagte die Maus, ‘du hast gewiß einen lustigen Tag gehabt.’ ‘Es gieng wohl an’ antwortete die Katze. ‘Was hat denn das Kind für einen Namen bekommen?’ fragte die Maus. ‘Hautab’ sagte die Katze ganz trocken. ‘Hautab,’ rief die Maus, ‘das ist ja ein wunderlicher und seltsamer Name, ist der in eurer Familie gebräuchlich?’ ‘Was ist da weiter,’ sagte die Katze, ‘er ist nicht schlechter als Bröseldieb, wie deine Pathen heißen.’
Nicht lange danach überkam die Katze wieder ein Gelüsten. Sie sprach zur Maus ‘du mußt mir den Gefallen thun und nochmals das Hauswesen allein besorgen, ich bin zum zweitenmal zu Gevatter gebeten, und da das Kind einen weißen Ring um den Hals hat, so kann ichs nicht absagen.’ Die gute Maus willigte ein, die Katze aber schlich hinter der Stadtmauer zu der Kirche und fraß den Fetttopf halb aus. ‘Es schmeckt nichts besser,’ sagte sie, ‘als was man selber ißt,’ und war mit ihrem Tagewerk ganz zufrieden. Als sie heimkam, fragte die Maus ‘wie ist denn dieses Kind getauft worden?’ ‘Halbaus’ antwortete die Katze. ‘Halbaus! was du sagst! den
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-03T14:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |