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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850.

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Schneiderlein den Riesen (Nr 20): selbst einzelne Züge stimmen überein. Der Schneider spiegelt dem Riesen vor wie Amin dem Ghul er könne Wasser aus einem Stein drücken, was jener durch einen Käs, dieser durch ein Ei bewirkt, das sie statt des Steins in die Hand nehmen; die Jren haben eine entsprechende Redensart (K. v. K. 1, 73) 'er ist so stark daß er Lab und Molken aus einem Stein drückt.' Ferner entgeht das Schneiderlein wie Amin dem Schlag, mit welchem das Ungethüm sie in der Nacht tödten will, dadurch daß sie in der Höhle ihre Lagerstätte vertauschen. Jn einer andern Erzählung erinnert der Schuhflicker Achmed, der als Sterndeuter vom Zufall begünstigt die geheimsten Dinge an den Tag bringt und zu großem Ansehen gelangt, an den armen Bauer Krebs (Nr 98), der als Doctor Allwissend auftritt und auf gleiche Weise zu Ehren kommt; hier ist ein Zusammenhang bei aller Verschiedenheit der Ausführung nicht leicht zu verkennen.

Äußert sich in den Werken von Somadeva und Nechschebi das Bestreben nach kunstreicher Ausbildung und gewählter Sprache, so hat sich noch der einfache Ausdruck erhalten in dem mongolischen Buche Schiditu Kur, dessen indischer Ursprung, wie mir W. Schott bestätigt, nicht zu bezweifeln ist. Hier zeigt sich unter ganz anderen äußern Verhältnissen die Verwandtschaft mit deutschen Märchen auf das bestimmteste. Die fünf Gefährten, die dem sechsten Beistand leisten, um die schöne Frau zu erlangen, machen ähnliche Ansprüche auf ihren Besitz, wie die vier Brüder (Nr 129). Ein Meisterdieb zeigt gleiche Künste (Nr 192 und norwegisch bei Asbjörnsen Seite 216), der Wundermann vernichtet seine Feinde zwar mit andern Mitteln, aber ganz auf die Weise, wie der Besitzer des Ranzens, des Hütleins und Hörnleins (Nr 54), und die Abenteuer Massangs stimmen mit denen des starken Hans (Nr 166) überein.

Bei den Völkern des deutschen Stammes hat sich der Eifer für

Schneiderlein den Riesen (Nr 20): selbst einzelne Züge stimmen überein. Der Schneider spiegelt dem Riesen vor wie Amin dem Ghul er könne Wasser aus einem Stein drücken, was jener durch einen Käs, dieser durch ein Ei bewirkt, das sie statt des Steins in die Hand nehmen; die Jren haben eine entsprechende Redensart (K. v. K. 1, 73) ‘er ist so stark daß er Lab und Molken aus einem Stein drückt.’ Ferner entgeht das Schneiderlein wie Amin dem Schlag, mit welchem das Ungethüm sie in der Nacht tödten will, dadurch daß sie in der Höhle ihre Lagerstätte vertauschen. Jn einer andern Erzählung erinnert der Schuhflicker Achmed, der als Sterndeuter vom Zufall begünstigt die geheimsten Dinge an den Tag bringt und zu großem Ansehen gelangt, an den armen Bauer Krebs (Nr 98), der als Doctor Allwissend auftritt und auf gleiche Weise zu Ehren kommt; hier ist ein Zusammenhang bei aller Verschiedenheit der Ausführung nicht leicht zu verkennen.

Äußert sich in den Werken von Somadeva und Nechschebi das Bestreben nach kunstreicher Ausbildung und gewählter Sprache, so hat sich noch der einfache Ausdruck erhalten in dem mongolischen Buche Schiditu Kur, dessen indischer Ursprung, wie mir W. Schott bestätigt, nicht zu bezweifeln ist. Hier zeigt sich unter ganz anderen äußern Verhältnissen die Verwandtschaft mit deutschen Märchen auf das bestimmteste. Die fünf Gefährten, die dem sechsten Beistand leisten, um die schöne Frau zu erlangen, machen ähnliche Ansprüche auf ihren Besitz, wie die vier Brüder (Nr 129). Ein Meisterdieb zeigt gleiche Künste (Nr 192 und norwegisch bei Asbjörnsen Seite 216), der Wundermann vernichtet seine Feinde zwar mit andern Mitteln, aber ganz auf die Weise, wie der Besitzer des Ranzens, des Hütleins und Hörnleins (Nr 54), und die Abenteuer Massangs stimmen mit denen des starken Hans (Nr 166) überein.

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[LX/0066] Schneiderlein den Riesen (Nr 20): selbst einzelne Züge stimmen überein. Der Schneider spiegelt dem Riesen vor wie Amin dem Ghul er könne Wasser aus einem Stein drücken, was jener durch einen Käs, dieser durch ein Ei bewirkt, das sie statt des Steins in die Hand nehmen; die Jren haben eine entsprechende Redensart (K. v. K. 1, 73) ‘er ist so stark daß er Lab und Molken aus einem Stein drückt.’ Ferner entgeht das Schneiderlein wie Amin dem Schlag, mit welchem das Ungethüm sie in der Nacht tödten will, dadurch daß sie in der Höhle ihre Lagerstätte vertauschen. Jn einer andern Erzählung erinnert der Schuhflicker Achmed, der als Sterndeuter vom Zufall begünstigt die geheimsten Dinge an den Tag bringt und zu großem Ansehen gelangt, an den armen Bauer Krebs (Nr 98), der als Doctor Allwissend auftritt und auf gleiche Weise zu Ehren kommt; hier ist ein Zusammenhang bei aller Verschiedenheit der Ausführung nicht leicht zu verkennen. Äußert sich in den Werken von Somadeva und Nechschebi das Bestreben nach kunstreicher Ausbildung und gewählter Sprache, so hat sich noch der einfache Ausdruck erhalten in dem mongolischen Buche Schiditu Kur, dessen indischer Ursprung, wie mir W. Schott bestätigt, nicht zu bezweifeln ist. Hier zeigt sich unter ganz anderen äußern Verhältnissen die Verwandtschaft mit deutschen Märchen auf das bestimmteste. Die fünf Gefährten, die dem sechsten Beistand leisten, um die schöne Frau zu erlangen, machen ähnliche Ansprüche auf ihren Besitz, wie die vier Brüder (Nr 129). Ein Meisterdieb zeigt gleiche Künste (Nr 192 und norwegisch bei Asbjörnsen Seite 216), der Wundermann vernichtet seine Feinde zwar mit andern Mitteln, aber ganz auf die Weise, wie der Besitzer des Ranzens, des Hütleins und Hörnleins (Nr 54), und die Abenteuer Massangs stimmen mit denen des starken Hans (Nr 166) überein. Bei den Völkern des deutschen Stammes hat sich der Eifer für

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850, S. LX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1850/66>, abgerufen am 22.11.2024.