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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850.

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Bruder Lustig zog mit seinem Gold umher, und verthats und verfumfeits wie das erstemal. Als er nun nichts mehr als vier Kreuzer hatte, kam er an einem Wirthshaus vorbei und dachte 'das Geld muß fort,' und, ließ sich für drei Kreuzer Wein und einen Kreuzer Brot geben. Wie er da saß und trank, kam ihm der Geruch von gebratenen Gänsen in die Nase. Bruder Lustig schaute und guckte, und sah daß der Wirth zwei Gänse in der Ofenröhre stehen hatte. Da fiel ihm ein daß ihm sein Camerad gesagt hatte was er sich in seinen Ranzen wünschte, das sollte darin sein. 'Holla, das mußt du mit den Gänsen versuchen!' Also gieng er hinaus, und vor der Thüre sprach er 'so wünsch ich die zwei gebratenen Gänse aus der Ofenröhre in meinen Ranzen.' Wie er das gesagt hatte, schnallte er ihn auf, und schaute hinein, da lagen sie beide darin. 'Ach, so ists recht,' sprach er, 'nun bin ich ein gemachter Kerl,' gieng fort auf eine Wiese und holte den Braten hervor. Wie er so im besten Essen war, kamen zwei Handwerksbursche daher und sahen die eine Gans, die noch nicht angerührt war, mit hungrigen Augen an. Dachte der Bruder Lustig 'mit einer hast du genug,' rief die zwei Bursche herbei und sprach 'da nehmt die Gans und verzehrt sie auf meine Gesundheit.' Sie bedankten sich, giengen damit ins Wirthshaus, ließen sich eine Halbe Wein und ein Brot geben, packten die geschenkte Gans aus und fiengen an zu essen. Die Wirthin sah zu und sprach zu ihrem Mann 'die zwei essen eine Gans, sieh doch nach obs nicht eine von unsern aus der Ofenröhre ist.' Der Wirth lief hin, da war die Ofenröhre leer: 'was, ihr Diebsgesindel, so wohlfeil wollt ihr

Bruder Lustig zog mit seinem Gold umher, und verthats und verfumfeits wie das erstemal. Als er nun nichts mehr als vier Kreuzer hatte, kam er an einem Wirthshaus vorbei und dachte ‘das Geld muß fort,’ und, ließ sich für drei Kreuzer Wein und einen Kreuzer Brot geben. Wie er da saß und trank, kam ihm der Geruch von gebratenen Gänsen in die Nase. Bruder Lustig schaute und guckte, und sah daß der Wirth zwei Gänse in der Ofenröhre stehen hatte. Da fiel ihm ein daß ihm sein Camerad gesagt hatte was er sich in seinen Ranzen wünschte, das sollte darin sein. ‘Holla, das mußt du mit den Gänsen versuchen!’ Also gieng er hinaus, und vor der Thüre sprach er ‘so wünsch ich die zwei gebratenen Gänse aus der Ofenröhre in meinen Ranzen.’ Wie er das gesagt hatte, schnallte er ihn auf, und schaute hinein, da lagen sie beide darin. ‘Ach, so ists recht,’ sprach er, ‘nun bin ich ein gemachter Kerl,’ gieng fort auf eine Wiese und holte den Braten hervor. Wie er so im besten Essen war, kamen zwei Handwerksbursche daher und sahen die eine Gans, die noch nicht angerührt war, mit hungrigen Augen an. Dachte der Bruder Lustig ‘mit einer hast du genug,’ rief die zwei Bursche herbei und sprach ‘da nehmt die Gans und verzehrt sie auf meine Gesundheit.’ Sie bedankten sich, giengen damit ins Wirthshaus, ließen sich eine Halbe Wein und ein Brot geben, packten die geschenkte Gans aus und fiengen an zu essen. Die Wirthin sah zu und sprach zu ihrem Mann ‘die zwei essen eine Gans, sieh doch nach obs nicht eine von unsern aus der Ofenröhre ist.’ Der Wirth lief hin, da war die Ofenröhre leer: ‘was, ihr Diebsgesindel, so wohlfeil wollt ihr

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[476/0558] Bruder Lustig zog mit seinem Gold umher, und verthats und verfumfeits wie das erstemal. Als er nun nichts mehr als vier Kreuzer hatte, kam er an einem Wirthshaus vorbei und dachte ‘das Geld muß fort,’ und, ließ sich für drei Kreuzer Wein und einen Kreuzer Brot geben. Wie er da saß und trank, kam ihm der Geruch von gebratenen Gänsen in die Nase. Bruder Lustig schaute und guckte, und sah daß der Wirth zwei Gänse in der Ofenröhre stehen hatte. Da fiel ihm ein daß ihm sein Camerad gesagt hatte was er sich in seinen Ranzen wünschte, das sollte darin sein. ‘Holla, das mußt du mit den Gänsen versuchen!’ Also gieng er hinaus, und vor der Thüre sprach er ‘so wünsch ich die zwei gebratenen Gänse aus der Ofenröhre in meinen Ranzen.’ Wie er das gesagt hatte, schnallte er ihn auf, und schaute hinein, da lagen sie beide darin. ‘Ach, so ists recht,’ sprach er, ‘nun bin ich ein gemachter Kerl,’ gieng fort auf eine Wiese und holte den Braten hervor. Wie er so im besten Essen war, kamen zwei Handwerksbursche daher und sahen die eine Gans, die noch nicht angerührt war, mit hungrigen Augen an. Dachte der Bruder Lustig ‘mit einer hast du genug,’ rief die zwei Bursche herbei und sprach ‘da nehmt die Gans und verzehrt sie auf meine Gesundheit.’ Sie bedankten sich, giengen damit ins Wirthshaus, ließen sich eine Halbe Wein und ein Brot geben, packten die geschenkte Gans aus und fiengen an zu essen. Die Wirthin sah zu und sprach zu ihrem Mann ‘die zwei essen eine Gans, sieh doch nach obs nicht eine von unsern aus der Ofenröhre ist.’ Der Wirth lief hin, da war die Ofenröhre leer: ‘was, ihr Diebsgesindel, so wohlfeil wollt ihr

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850, S. 476. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1850/558>, abgerufen am 23.11.2024.