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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850.

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und ein Geistlicher gebracht, der ihm eine Seelenmesse lesen sollte. Die andern mußten sich alle entfernen, und wie das Bürle den Geistlichen anblickte, so erkannte es den Pfaffen, der bei der Frau Müllerin gewesen war. Sprach es zu ihm 'ich hab euch aus dem Schrank befreit, befreit mich aus dem Faß.' Nun trieb gerade der Schäfer mit einer Herde Schafe daher, von dem das Bürle wußte daß er längst gerne Schultheiß geworden wäre: da schrie es aus allen Kräften 'nein, ich thus nicht! und wenns die ganze Welt haben wollte, nein, ich thus nicht!' Der Schäfer, der das hörte, kam herbei und fragte 'was hast du vor? was willst du nicht thun?' Bürle sprach 'da wollen sie mich zum Schultheiß machen, wenn ich mich in das Faß setze, aber ich thus nicht.' Der Schäfer sagte 'wenns weiter nichts ist, um Schultheiß zu werden, wollt ich mich gleich in das Faß setzen.' Bürle sprach 'willst du dich hinein setzen, so wirst du auch Schultheiß.' Der Schäfer wars zufrieden, setzte sich hinein, und das Bürle schlug den Deckel drauf; dann nahm es die Herde des Schäfers für sich und trieb sie fort. Der Pfaff aber gieng zur Gemeinde und sagte die Seelenmesse wäre gelesen. Da kamen sie und rollten das Faß nach dem Wasser hin. Als das Faß zu rollen anfieng, rief der Schäfer 'ich will ja gerne Schultheiß werden.' Sie glaubten nicht anders als das Bürle schrie so, und sprachen 'das meinen wir auch, aber erst sollst du dich da unten umsehen,' und rollten das Faß ins Wasser hinein.

Darauf giengen die Bauern heim, und wie sie ins Dorf kamen, so kam auch das Bürle daher, trieb eine Herde Schafe ruhig ein und war ganz zufrieden. Da erstaunten die Bauern und sprachen

und ein Geistlicher gebracht, der ihm eine Seelenmesse lesen sollte. Die andern mußten sich alle entfernen, und wie das Bürle den Geistlichen anblickte, so erkannte es den Pfaffen, der bei der Frau Müllerin gewesen war. Sprach es zu ihm ‘ich hab euch aus dem Schrank befreit, befreit mich aus dem Faß.’ Nun trieb gerade der Schäfer mit einer Herde Schafe daher, von dem das Bürle wußte daß er längst gerne Schultheiß geworden wäre: da schrie es aus allen Kräften ‘nein, ich thus nicht! und wenns die ganze Welt haben wollte, nein, ich thus nicht!’ Der Schäfer, der das hörte, kam herbei und fragte ‘was hast du vor? was willst du nicht thun?’ Bürle sprach ‘da wollen sie mich zum Schultheiß machen, wenn ich mich in das Faß setze, aber ich thus nicht.’ Der Schäfer sagte ‘wenns weiter nichts ist, um Schultheiß zu werden, wollt ich mich gleich in das Faß setzen.’ Bürle sprach ‘willst du dich hinein setzen, so wirst du auch Schultheiß.’ Der Schäfer wars zufrieden, setzte sich hinein, und das Bürle schlug den Deckel drauf; dann nahm es die Herde des Schäfers für sich und trieb sie fort. Der Pfaff aber gieng zur Gemeinde und sagte die Seelenmesse wäre gelesen. Da kamen sie und rollten das Faß nach dem Wasser hin. Als das Faß zu rollen anfieng, rief der Schäfer ‘ich will ja gerne Schultheiß werden.’ Sie glaubten nicht anders als das Bürle schrie so, und sprachen ‘das meinen wir auch, aber erst sollst du dich da unten umsehen,’ und rollten das Faß ins Wasser hinein.

Darauf giengen die Bauern heim, und wie sie ins Dorf kamen, so kam auch das Bürle daher, trieb eine Herde Schafe ruhig ein und war ganz zufrieden. Da erstaunten die Bauern und sprachen

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[393/0475] und ein Geistlicher gebracht, der ihm eine Seelenmesse lesen sollte. Die andern mußten sich alle entfernen, und wie das Bürle den Geistlichen anblickte, so erkannte es den Pfaffen, der bei der Frau Müllerin gewesen war. Sprach es zu ihm ‘ich hab euch aus dem Schrank befreit, befreit mich aus dem Faß.’ Nun trieb gerade der Schäfer mit einer Herde Schafe daher, von dem das Bürle wußte daß er längst gerne Schultheiß geworden wäre: da schrie es aus allen Kräften ‘nein, ich thus nicht! und wenns die ganze Welt haben wollte, nein, ich thus nicht!’ Der Schäfer, der das hörte, kam herbei und fragte ‘was hast du vor? was willst du nicht thun?’ Bürle sprach ‘da wollen sie mich zum Schultheiß machen, wenn ich mich in das Faß setze, aber ich thus nicht.’ Der Schäfer sagte ‘wenns weiter nichts ist, um Schultheiß zu werden, wollt ich mich gleich in das Faß setzen.’ Bürle sprach ‘willst du dich hinein setzen, so wirst du auch Schultheiß.’ Der Schäfer wars zufrieden, setzte sich hinein, und das Bürle schlug den Deckel drauf; dann nahm es die Herde des Schäfers für sich und trieb sie fort. Der Pfaff aber gieng zur Gemeinde und sagte die Seelenmesse wäre gelesen. Da kamen sie und rollten das Faß nach dem Wasser hin. Als das Faß zu rollen anfieng, rief der Schäfer ‘ich will ja gerne Schultheiß werden.’ Sie glaubten nicht anders als das Bürle schrie so, und sprachen ‘das meinen wir auch, aber erst sollst du dich da unten umsehen,’ und rollten das Faß ins Wasser hinein. Darauf giengen die Bauern heim, und wie sie ins Dorf kamen, so kam auch das Bürle daher, trieb eine Herde Schafe ruhig ein und war ganz zufrieden. Da erstaunten die Bauern und sprachen

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1850/475>, abgerufen am 22.11.2024.