da steckte der Teufel.' Sprach der Müller 'der Teufel muß hinaus,' und sperrte die Hausthür auf, die Frau aber mußte den Schlüssel hergeben, und Bürle schloß den Schrank auf. Da lief der Pfaff was er konnte hinaus, und der Müller sprach 'ich habe den schwarzen Kerl mit meinen Augen gesehen: es war richtig.' Bürle aber machte sich am andern Morgen in der Dämmerung mit den dreihundert Thalern aus dem Staub.
Daheim that sich das Bürle allgemach auf, baute ein hübsches Haus, und die Bauern sprachen 'das Bürle ist gewiß gewesen wo der goldene Schnee fällt und man das Geld mit Scheffeln heim trägt.' Da ward Bürle vor den Schultheiß gefordert, es sollte sagen woher sein Reichthum käme. Antwortete es 'ich habe mein Kuhfell in der Stadt für dreihundert Thaler verkauft.' Als die Bauern das hörten, wollten sie auch den großen Vortheil genießen, liefen heim, schlugen all ihre Kühe todt und zogen die Felle ab, um sie in der Stadt mit dem großen Gewinn zu verkaufen. Der Schultheiß sprach 'meine Magd muß aber vorangehen.' Als diese zum Kaufmann in die Stadt kam, gab er ihr nicht mehr als drei Thaler für ein Fell; und als die übrigen kamen, gab er ihnen nicht einmal so viel und sprach 'was soll ich mit all den Häuten anfangen?'
Nun ärgerten sich die Bauern daß sie vom Bürle hinters Licht geführt waren, wollten Rache an ihm nehmen und verklagten es wegen des Betrugs bei dem Schultheiß. Das unschuldige Bürle ward einstimmig zum Tod verurtheilt, und sollte in einem durchlöcherten Faß ins Wasser gerollt werden. Bürle ward hinausgeführt
da steckte der Teufel.’ Sprach der Müller ‘der Teufel muß hinaus,’ und sperrte die Hausthür auf, die Frau aber mußte den Schlüssel hergeben, und Bürle schloß den Schrank auf. Da lief der Pfaff was er konnte hinaus, und der Müller sprach ‘ich habe den schwarzen Kerl mit meinen Augen gesehen: es war richtig.’ Bürle aber machte sich am andern Morgen in der Dämmerung mit den dreihundert Thalern aus dem Staub.
Daheim that sich das Bürle allgemach auf, baute ein hübsches Haus, und die Bauern sprachen ‘das Bürle ist gewiß gewesen wo der goldene Schnee fällt und man das Geld mit Scheffeln heim trägt.’ Da ward Bürle vor den Schultheiß gefordert, es sollte sagen woher sein Reichthum käme. Antwortete es ‘ich habe mein Kuhfell in der Stadt für dreihundert Thaler verkauft.’ Als die Bauern das hörten, wollten sie auch den großen Vortheil genießen, liefen heim, schlugen all ihre Kühe todt und zogen die Felle ab, um sie in der Stadt mit dem großen Gewinn zu verkaufen. Der Schultheiß sprach ‘meine Magd muß aber vorangehen.’ Als diese zum Kaufmann in die Stadt kam, gab er ihr nicht mehr als drei Thaler für ein Fell; und als die übrigen kamen, gab er ihnen nicht einmal so viel und sprach ‘was soll ich mit all den Häuten anfangen?’
Nun ärgerten sich die Bauern daß sie vom Bürle hinters Licht geführt waren, wollten Rache an ihm nehmen und verklagten es wegen des Betrugs bei dem Schultheiß. Das unschuldige Bürle ward einstimmig zum Tod verurtheilt, und sollte in einem durchlöcherten Faß ins Wasser gerollt werden. Bürle ward hinausgeführt
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0474"n="392"/>
da steckte der Teufel.’ Sprach der Müller ‘der Teufel muß hinaus,’ und sperrte die Hausthür auf, die Frau aber mußte den Schlüssel hergeben, und Bürle schloß den Schrank auf. Da lief der Pfaff was er konnte hinaus, und der Müller sprach ‘ich habe den schwarzen Kerl mit meinen Augen gesehen: es war richtig.’ Bürle aber machte sich am andern Morgen in der Dämmerung mit den dreihundert Thalern aus dem Staub.</p><lb/><p>Daheim that sich das Bürle allgemach auf, baute ein hübsches Haus, und die Bauern sprachen ‘das Bürle ist gewiß gewesen wo der goldene Schnee fällt und man das Geld mit Scheffeln heim trägt.’ Da ward Bürle vor den Schultheiß gefordert, es sollte sagen woher sein Reichthum käme. Antwortete es ‘ich habe mein Kuhfell in der Stadt für dreihundert Thaler verkauft.’ Als die Bauern das hörten, wollten sie auch den großen Vortheil genießen, liefen heim, schlugen all ihre Kühe todt und zogen die Felle ab, um sie in der Stadt mit dem großen Gewinn zu verkaufen. Der Schultheiß sprach ‘meine Magd muß aber vorangehen.’ Als diese zum Kaufmann in die Stadt kam, gab er ihr nicht mehr als drei Thaler für ein Fell; und als die übrigen kamen, gab er ihnen nicht einmal so viel und sprach ‘was soll ich mit all den Häuten anfangen?’</p><lb/><p>Nun ärgerten sich die Bauern daß sie vom Bürle hinters Licht geführt waren, wollten Rache an ihm nehmen und verklagten es wegen des Betrugs bei dem Schultheiß. Das unschuldige Bürle ward einstimmig zum Tod verurtheilt, und sollte in einem durchlöcherten Faß ins Wasser gerollt werden. Bürle ward hinausgeführt
</p></div></body></text></TEI>
[392/0474]
da steckte der Teufel.’ Sprach der Müller ‘der Teufel muß hinaus,’ und sperrte die Hausthür auf, die Frau aber mußte den Schlüssel hergeben, und Bürle schloß den Schrank auf. Da lief der Pfaff was er konnte hinaus, und der Müller sprach ‘ich habe den schwarzen Kerl mit meinen Augen gesehen: es war richtig.’ Bürle aber machte sich am andern Morgen in der Dämmerung mit den dreihundert Thalern aus dem Staub.
Daheim that sich das Bürle allgemach auf, baute ein hübsches Haus, und die Bauern sprachen ‘das Bürle ist gewiß gewesen wo der goldene Schnee fällt und man das Geld mit Scheffeln heim trägt.’ Da ward Bürle vor den Schultheiß gefordert, es sollte sagen woher sein Reichthum käme. Antwortete es ‘ich habe mein Kuhfell in der Stadt für dreihundert Thaler verkauft.’ Als die Bauern das hörten, wollten sie auch den großen Vortheil genießen, liefen heim, schlugen all ihre Kühe todt und zogen die Felle ab, um sie in der Stadt mit dem großen Gewinn zu verkaufen. Der Schultheiß sprach ‘meine Magd muß aber vorangehen.’ Als diese zum Kaufmann in die Stadt kam, gab er ihr nicht mehr als drei Thaler für ein Fell; und als die übrigen kamen, gab er ihnen nicht einmal so viel und sprach ‘was soll ich mit all den Häuten anfangen?’
Nun ärgerten sich die Bauern daß sie vom Bürle hinters Licht geführt waren, wollten Rache an ihm nehmen und verklagten es wegen des Betrugs bei dem Schultheiß. Das unschuldige Bürle ward einstimmig zum Tod verurtheilt, und sollte in einem durchlöcherten Faß ins Wasser gerollt werden. Bürle ward hinausgeführt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1850/474>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.