Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

einen Sohn Namens Dsesse hinter sich aufsitzen. Als das Rebhuhn anfängt zu flattern, bockt der Büffel und wirft den Alten ab, der sich todt stellt. Wehklagend eilt der Sohn nach Haus. Am andern Morgen macht der Vater dieselbe Probe mit Rongsa, dem zweiten Sohn, die ebenso ausfällt. Am dritten Morgen kommt die Reihe an Joro, wie Gesser in seiner Kindheit genannt wird. Auf dem Weg gelangen sie zu dem Feld eines Chinesen, das mit Holz eingezäunt ist, auf dem eine Elster hüpft. Das Rebhuhn flattert, der Alte fällt vom Büffel zur Erde und stellt sich todt. Joro springt herab, fängt zum Schein ein entsetzliches Trauergeschrei an, hält aber den Büffel fest. Plötzlich hört er mit seiner Klage auf und spricht 'hätte dieser tückische Chinese nicht hier seinen Acker angelegt und nicht mit hölzernen Stangen umsteckt, von denen die Elster auffliegen konnte, so hätte der Büffel sich nicht gebäumt und mein Alter wäre nicht ums Leben gekommen.' Dann ruft er den Chinesen herbei und droht er wolle ihn als Ersatz für den Todten nehmen. Der Chinese, der nicht eher kommt als bis Joro anfängt das Getreide zu verwüsten, muß das Gehölz in der Nähe umhauen und herbei bringen, welches zum Leichenbegängnis dienen soll. Joro setzt das gefällte Holz neben seinen Vater in einen Haufen und zündet ihn an. Als das Feuer auflodert, schielt der Alte seitwärts: Joro nimmt eine Handvoll Erde, wirft es auf die Augen des Vaters und spricht 'man sagt, Väterchen, es sei ein schlechtes Zeichen für die nachbleibende Familie, wenn jemand mit offenen Augen sterbe.' Als das Feuer immer stärker prasselt, zieht der Alte beide Beine zusammen. Joro spricht 'man behauptet die Glieder des nachgelassenen Weibes und der Kinder könnten sich nicht ausstrecken, wenn jemand im Tode die Beine zusammen ziehe.' Er holt ein Stück Balken und legt es dem Alten über beide Beine. Dann nimmt er ihn auf den Rücken, um ihn auf den brennenden Holzstoß zu

einen Sohn Namens Dsesse hinter sich aufsitzen. Als das Rebhuhn anfängt zu flattern, bockt der Büffel und wirft den Alten ab, der sich todt stellt. Wehklagend eilt der Sohn nach Haus. Am andern Morgen macht der Vater dieselbe Probe mit Rongsa, dem zweiten Sohn, die ebenso ausfällt. Am dritten Morgen kommt die Reihe an Joro, wie Gesser in seiner Kindheit genannt wird. Auf dem Weg gelangen sie zu dem Feld eines Chinesen, das mit Holz eingezäunt ist, auf dem eine Elster hüpft. Das Rebhuhn flattert, der Alte fällt vom Büffel zur Erde und stellt sich todt. Joro springt herab, fängt zum Schein ein entsetzliches Trauergeschrei an, hält aber den Büffel fest. Plötzlich hört er mit seiner Klage auf und spricht ‘hätte dieser tückische Chinese nicht hier seinen Acker angelegt und nicht mit hölzernen Stangen umsteckt, von denen die Elster auffliegen konnte, so hätte der Büffel sich nicht gebäumt und mein Alter wäre nicht ums Leben gekommen.’ Dann ruft er den Chinesen herbei und droht er wolle ihn als Ersatz für den Todten nehmen. Der Chinese, der nicht eher kommt als bis Joro anfängt das Getreide zu verwüsten, muß das Gehölz in der Nähe umhauen und herbei bringen, welches zum Leichenbegängnis dienen soll. Joro setzt das gefällte Holz neben seinen Vater in einen Haufen und zündet ihn an. Als das Feuer auflodert, schielt der Alte seitwärts: Joro nimmt eine Handvoll Erde, wirft es auf die Augen des Vaters und spricht ‘man sagt, Väterchen, es sei ein schlechtes Zeichen für die nachbleibende Familie, wenn jemand mit offenen Augen sterbe.’ Als das Feuer immer stärker prasselt, zieht der Alte beide Beine zusammen. Joro spricht ‘man behauptet die Glieder des nachgelassenen Weibes und der Kinder könnten sich nicht ausstrecken, wenn jemand im Tode die Beine zusammen ziehe.’ Er holt ein Stück Balken und legt es dem Alten über beide Beine. Dann nimmt er ihn auf den Rücken, um ihn auf den brennenden Holzstoß zu

<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="preface">
        <p><pb facs="#f0046" n="XL"/>
einen Sohn Namens Dsesse hinter sich aufsitzen. Als das Rebhuhn anfängt zu flattern, bockt der Büffel und wirft den Alten ab, der sich todt stellt. Wehklagend eilt der Sohn nach Haus. Am andern Morgen macht der Vater dieselbe Probe mit Rongsa, dem zweiten Sohn, die ebenso ausfällt. Am dritten Morgen kommt die Reihe an Joro, wie Gesser in seiner Kindheit genannt wird. Auf dem Weg gelangen sie zu dem Feld eines Chinesen, das mit Holz eingezäunt ist, auf dem eine Elster hüpft. Das Rebhuhn flattert, der Alte fällt vom Büffel zur Erde und stellt sich todt. Joro springt herab, fängt zum Schein ein entsetzliches Trauergeschrei an, hält aber den Büffel fest. Plötzlich hört er mit seiner Klage auf und spricht &#x2018;hätte dieser tückische Chinese nicht hier seinen Acker angelegt und nicht mit hölzernen Stangen umsteckt, von denen die Elster auffliegen konnte, so hätte der Büffel sich nicht gebäumt und mein Alter wäre nicht ums Leben gekommen.&#x2019; Dann ruft er den Chinesen herbei und droht er wolle ihn als Ersatz für den Todten nehmen. Der Chinese, der nicht eher kommt als bis Joro anfängt das Getreide zu verwüsten, muß das Gehölz in der Nähe umhauen und herbei bringen, welches zum Leichenbegängnis dienen soll. Joro setzt das gefällte Holz neben seinen Vater in einen Haufen und zündet ihn an. Als das Feuer auflodert, schielt der Alte seitwärts: Joro nimmt eine Handvoll Erde, wirft es auf die Augen des Vaters und spricht &#x2018;man sagt, Väterchen, es sei ein schlechtes Zeichen für die nachbleibende Familie, wenn jemand mit offenen Augen sterbe.&#x2019; Als das Feuer immer stärker prasselt, zieht der Alte beide Beine zusammen. Joro spricht &#x2018;man behauptet die Glieder des nachgelassenen Weibes und der Kinder könnten sich nicht ausstrecken, wenn jemand im Tode die Beine zusammen ziehe.&#x2019; Er holt ein Stück Balken und legt es dem Alten über beide Beine. Dann nimmt er ihn auf den Rücken, um ihn auf den brennenden Holzstoß zu
</p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[XL/0046] einen Sohn Namens Dsesse hinter sich aufsitzen. Als das Rebhuhn anfängt zu flattern, bockt der Büffel und wirft den Alten ab, der sich todt stellt. Wehklagend eilt der Sohn nach Haus. Am andern Morgen macht der Vater dieselbe Probe mit Rongsa, dem zweiten Sohn, die ebenso ausfällt. Am dritten Morgen kommt die Reihe an Joro, wie Gesser in seiner Kindheit genannt wird. Auf dem Weg gelangen sie zu dem Feld eines Chinesen, das mit Holz eingezäunt ist, auf dem eine Elster hüpft. Das Rebhuhn flattert, der Alte fällt vom Büffel zur Erde und stellt sich todt. Joro springt herab, fängt zum Schein ein entsetzliches Trauergeschrei an, hält aber den Büffel fest. Plötzlich hört er mit seiner Klage auf und spricht ‘hätte dieser tückische Chinese nicht hier seinen Acker angelegt und nicht mit hölzernen Stangen umsteckt, von denen die Elster auffliegen konnte, so hätte der Büffel sich nicht gebäumt und mein Alter wäre nicht ums Leben gekommen.’ Dann ruft er den Chinesen herbei und droht er wolle ihn als Ersatz für den Todten nehmen. Der Chinese, der nicht eher kommt als bis Joro anfängt das Getreide zu verwüsten, muß das Gehölz in der Nähe umhauen und herbei bringen, welches zum Leichenbegängnis dienen soll. Joro setzt das gefällte Holz neben seinen Vater in einen Haufen und zündet ihn an. Als das Feuer auflodert, schielt der Alte seitwärts: Joro nimmt eine Handvoll Erde, wirft es auf die Augen des Vaters und spricht ‘man sagt, Väterchen, es sei ein schlechtes Zeichen für die nachbleibende Familie, wenn jemand mit offenen Augen sterbe.’ Als das Feuer immer stärker prasselt, zieht der Alte beide Beine zusammen. Joro spricht ‘man behauptet die Glieder des nachgelassenen Weibes und der Kinder könnten sich nicht ausstrecken, wenn jemand im Tode die Beine zusammen ziehe.’ Er holt ein Stück Balken und legt es dem Alten über beide Beine. Dann nimmt er ihn auf den Rücken, um ihn auf den brennenden Holzstoß zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-03T14:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1850/46
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850, S. XL. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1850/46>, abgerufen am 21.11.2024.