Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

etwas kochte. Die Tochter warnte die beiden vorsichtig zu sein, nichts zu essen und nichts zu trinken, denn die Alte braue böse Getränke. Sie schliefen ruhig bis zum frühen Morgen. Als sie sich zur Abreise fertig machten, und der Königssohn schon zu Pferde saß, sprach die Alte 'wartet einen Augenblick, ich will euch erst einen Abschiedstrank reichen.' Während sie ihn holte, ritt der Königssohn fort, und der Diener, der seinen Sattel fest schnallen mußte, war allein noch zugegen, als die böse Hexe mit dem Trank kam. 'Das bring deinem Herrn' sagte sie, aber in dem Augenblick sprang das Glas und das Gift spritzte auf das Pferd, und war so heftig daß das Thier gleich todt hinstürzte. Der Diener lief seinem Herrn nach und erzählte ihm was geschehen war, wollte aber den Sattel nicht im Stich lassen und lief zurück um ihn zu holen. Wie er aber zu dem todten Pferde kam, saß schon ein Rabe darauf und fraß davon. 'Wer weiß ob wir heute noch etwas besseres finden' sagte der Diener, tödtete den Raben und nahm ihn mit. Nun zogen sie in dem Walde den ganzen Tag weiter, konnten aber nicht heraus kommen. Bei Anbruch der Nacht fanden sie ein Wirthshaus und giengen hinein. Der Diener gab dem Wirth den Raben, den er zum Abendessen bereiten sollte. Sie waren aber in eine Mördergrube gerathen, und in der Dunkelheit kamen zwölf Mörder und wollten die Fremden umbringen und berauben. Eh sie sich aber ans Werk machten, setzten sie sich zu Tisch und der Wirth und die Hexe setzten sich zu ihnen, und sie aßen zusammen eine Schüssel mit Suppe, in die da Fleisch des Raben gehackt war. Kaum aber hatten sie ein paar Bissen hinunter geschluckt, so fielen sie alle todt nieder, denn dem

etwas kochte. Die Tochter warnte die beiden vorsichtig zu sein, nichts zu essen und nichts zu trinken, denn die Alte braue böse Getränke. Sie schliefen ruhig bis zum frühen Morgen. Als sie sich zur Abreise fertig machten, und der Königssohn schon zu Pferde saß, sprach die Alte ‘wartet einen Augenblick, ich will euch erst einen Abschiedstrank reichen.’ Während sie ihn holte, ritt der Königssohn fort, und der Diener, der seinen Sattel fest schnallen mußte, war allein noch zugegen, als die böse Hexe mit dem Trank kam. ‘Das bring deinem Herrn’ sagte sie, aber in dem Augenblick sprang das Glas und das Gift spritzte auf das Pferd, und war so heftig daß das Thier gleich todt hinstürzte. Der Diener lief seinem Herrn nach und erzählte ihm was geschehen war, wollte aber den Sattel nicht im Stich lassen und lief zurück um ihn zu holen. Wie er aber zu dem todten Pferde kam, saß schon ein Rabe darauf und fraß davon. ‘Wer weiß ob wir heute noch etwas besseres finden’ sagte der Diener, tödtete den Raben und nahm ihn mit. Nun zogen sie in dem Walde den ganzen Tag weiter, konnten aber nicht heraus kommen. Bei Anbruch der Nacht fanden sie ein Wirthshaus und giengen hinein. Der Diener gab dem Wirth den Raben, den er zum Abendessen bereiten sollte. Sie waren aber in eine Mördergrube gerathen, und in der Dunkelheit kamen zwölf Mörder und wollten die Fremden umbringen und berauben. Eh sie sich aber ans Werk machten, setzten sie sich zu Tisch und der Wirth und die Hexe setzten sich zu ihnen, und sie aßen zusammen eine Schüssel mit Suppe, in die da Fleisch des Raben gehackt war. Kaum aber hatten sie ein paar Bissen hinunter geschluckt, so fielen sie alle todt nieder, denn dem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0229" n="147"/>
etwas kochte. Die Tochter warnte die beiden vorsichtig zu sein, nichts zu essen und nichts zu trinken, denn die Alte braue böse Getränke. Sie schliefen ruhig bis zum frühen Morgen. Als sie sich zur Abreise fertig machten, und der Königssohn schon zu Pferde saß, sprach die Alte &#x2018;wartet einen Augenblick, ich will euch erst einen Abschiedstrank reichen.&#x2019; Während sie ihn holte, ritt der Königssohn fort, und der Diener, der seinen Sattel fest schnallen mußte, war allein noch zugegen, als die böse Hexe mit dem Trank kam. &#x2018;Das bring deinem Herrn&#x2019; sagte sie, aber in dem Augenblick sprang das Glas und das Gift spritzte auf das Pferd, und war so heftig daß das Thier gleich todt hinstürzte. Der Diener lief seinem Herrn nach und erzählte ihm was geschehen war, wollte aber den Sattel nicht im Stich lassen und lief zurück um ihn zu holen. Wie er aber zu dem todten Pferde kam, saß schon ein Rabe darauf und fraß davon. &#x2018;Wer weiß ob wir heute noch etwas besseres finden&#x2019; sagte der Diener, tödtete den Raben und nahm ihn mit. Nun zogen sie in dem Walde den ganzen Tag weiter, konnten aber nicht heraus kommen. Bei Anbruch der Nacht fanden sie ein Wirthshaus und giengen hinein. Der Diener gab dem Wirth den Raben, den er zum Abendessen bereiten sollte. Sie waren aber in eine Mördergrube gerathen, und in der Dunkelheit kamen zwölf Mörder und wollten die Fremden umbringen und berauben. Eh sie sich aber ans Werk machten, setzten sie sich zu Tisch und der Wirth und die Hexe setzten sich zu ihnen, und sie aßen zusammen eine Schüssel mit Suppe, in die da Fleisch des Raben gehackt war. Kaum aber hatten sie ein paar Bissen hinunter geschluckt, so fielen sie alle todt nieder, denn dem
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[147/0229] etwas kochte. Die Tochter warnte die beiden vorsichtig zu sein, nichts zu essen und nichts zu trinken, denn die Alte braue böse Getränke. Sie schliefen ruhig bis zum frühen Morgen. Als sie sich zur Abreise fertig machten, und der Königssohn schon zu Pferde saß, sprach die Alte ‘wartet einen Augenblick, ich will euch erst einen Abschiedstrank reichen.’ Während sie ihn holte, ritt der Königssohn fort, und der Diener, der seinen Sattel fest schnallen mußte, war allein noch zugegen, als die böse Hexe mit dem Trank kam. ‘Das bring deinem Herrn’ sagte sie, aber in dem Augenblick sprang das Glas und das Gift spritzte auf das Pferd, und war so heftig daß das Thier gleich todt hinstürzte. Der Diener lief seinem Herrn nach und erzählte ihm was geschehen war, wollte aber den Sattel nicht im Stich lassen und lief zurück um ihn zu holen. Wie er aber zu dem todten Pferde kam, saß schon ein Rabe darauf und fraß davon. ‘Wer weiß ob wir heute noch etwas besseres finden’ sagte der Diener, tödtete den Raben und nahm ihn mit. Nun zogen sie in dem Walde den ganzen Tag weiter, konnten aber nicht heraus kommen. Bei Anbruch der Nacht fanden sie ein Wirthshaus und giengen hinein. Der Diener gab dem Wirth den Raben, den er zum Abendessen bereiten sollte. Sie waren aber in eine Mördergrube gerathen, und in der Dunkelheit kamen zwölf Mörder und wollten die Fremden umbringen und berauben. Eh sie sich aber ans Werk machten, setzten sie sich zu Tisch und der Wirth und die Hexe setzten sich zu ihnen, und sie aßen zusammen eine Schüssel mit Suppe, in die da Fleisch des Raben gehackt war. Kaum aber hatten sie ein paar Bissen hinunter geschluckt, so fielen sie alle todt nieder, denn dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-03T14:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1850/229
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1850/229>, abgerufen am 22.11.2024.