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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850.

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der Junge glauben sollte es wäre ein Gespenst. Der Junge rief zum zweitenmal 'was willst du hier? sprich, wenn du ein ehrlicher Kerl bist, oder ich werfe dich die Treppe hinab.' Der Küster dachte 'das wird so schlimm nicht gemeint sein,' gab keinen Laut von sich und stand als wenn er von Stein wäre. Da rief ihn der Junge zum drittenmal an, und als das auch vergeblich war, nahm er einen Anlauf und stieß das Gespenst die Treppe hinab, daß es zehn Stufen hinab fiel und in einer Ecke liegen blieb. Darauf läutete er die Glocke, gieng heim, legte sich, ohne ein Wort zu sagen, ins Bett und schlief fort. Die Küsterfrau wartete lange Zeit auf ihren Mann, aber er wollte nicht wieder kommen. Da ward ihr endlich angst, sie weckte den Jungen, und fragte 'weißt du nicht, wo mein Mann geblieben ist? er ist vor dir auf den Thurm gestiegen.' 'Nein,' antwortete der Junge, 'aber da hat einer dem Schallloch gegenüber auf der Treppe gestanden, und weil er keine Antwort geben und auch nicht weggehen wollte, so habe ich ihn für einen Spitzbuben gehalten und hinunter gestoßen. Geht nur hin, so werdet Jhr sehen ob ers gewesen ist, es sollte mir leid thun.' Die Frau sprang fort, und fand ihren Mann, der in einer Ecke lag und jammerte, und ein Bein gebrochen hatte.

Sie trug ihn herab und eilte dann mit lautem Geschrei zu dem Vater des Jungen. 'Euer Junge,' rief sie, 'hat ein großes Unglück angerichtet, meinen Mann hat er die Treppe hinab geworfen daß er ein Bein gebrochen hat: schafft den Taugenichts aus unserm Hause.' Der Vater erschrack, kam herbei gelaufen und schalt den Jungen aus. 'Was sind das für gottlose Streiche, die muß dir der Böse eingegeben

der Junge glauben sollte es wäre ein Gespenst. Der Junge rief zum zweitenmal ‘was willst du hier? sprich, wenn du ein ehrlicher Kerl bist, oder ich werfe dich die Treppe hinab.’ Der Küster dachte ‘das wird so schlimm nicht gemeint sein,’ gab keinen Laut von sich und stand als wenn er von Stein wäre. Da rief ihn der Junge zum drittenmal an, und als das auch vergeblich war, nahm er einen Anlauf und stieß das Gespenst die Treppe hinab, daß es zehn Stufen hinab fiel und in einer Ecke liegen blieb. Darauf läutete er die Glocke, gieng heim, legte sich, ohne ein Wort zu sagen, ins Bett und schlief fort. Die Küsterfrau wartete lange Zeit auf ihren Mann, aber er wollte nicht wieder kommen. Da ward ihr endlich angst, sie weckte den Jungen, und fragte ‘weißt du nicht, wo mein Mann geblieben ist? er ist vor dir auf den Thurm gestiegen.’ ‘Nein,’ antwortete der Junge, ‘aber da hat einer dem Schallloch gegenüber auf der Treppe gestanden, und weil er keine Antwort geben und auch nicht weggehen wollte, so habe ich ihn für einen Spitzbuben gehalten und hinunter gestoßen. Geht nur hin, so werdet Jhr sehen ob ers gewesen ist, es sollte mir leid thun.’ Die Frau sprang fort, und fand ihren Mann, der in einer Ecke lag und jammerte, und ein Bein gebrochen hatte.

Sie trug ihn herab und eilte dann mit lautem Geschrei zu dem Vater des Jungen. ‘Euer Junge,’ rief sie, ‘hat ein großes Unglück angerichtet, meinen Mann hat er die Treppe hinab geworfen daß er ein Bein gebrochen hat: schafft den Taugenichts aus unserm Hause.’ Der Vater erschrack, kam herbei gelaufen und schalt den Jungen aus. ‘Was sind das für gottlose Streiche, die muß dir der Böse eingegeben

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[19/0101] der Junge glauben sollte es wäre ein Gespenst. Der Junge rief zum zweitenmal ‘was willst du hier? sprich, wenn du ein ehrlicher Kerl bist, oder ich werfe dich die Treppe hinab.’ Der Küster dachte ‘das wird so schlimm nicht gemeint sein,’ gab keinen Laut von sich und stand als wenn er von Stein wäre. Da rief ihn der Junge zum drittenmal an, und als das auch vergeblich war, nahm er einen Anlauf und stieß das Gespenst die Treppe hinab, daß es zehn Stufen hinab fiel und in einer Ecke liegen blieb. Darauf läutete er die Glocke, gieng heim, legte sich, ohne ein Wort zu sagen, ins Bett und schlief fort. Die Küsterfrau wartete lange Zeit auf ihren Mann, aber er wollte nicht wieder kommen. Da ward ihr endlich angst, sie weckte den Jungen, und fragte ‘weißt du nicht, wo mein Mann geblieben ist? er ist vor dir auf den Thurm gestiegen.’ ‘Nein,’ antwortete der Junge, ‘aber da hat einer dem Schallloch gegenüber auf der Treppe gestanden, und weil er keine Antwort geben und auch nicht weggehen wollte, so habe ich ihn für einen Spitzbuben gehalten und hinunter gestoßen. Geht nur hin, so werdet Jhr sehen ob ers gewesen ist, es sollte mir leid thun.’ Die Frau sprang fort, und fand ihren Mann, der in einer Ecke lag und jammerte, und ein Bein gebrochen hatte. Sie trug ihn herab und eilte dann mit lautem Geschrei zu dem Vater des Jungen. ‘Euer Junge,’ rief sie, ‘hat ein großes Unglück angerichtet, meinen Mann hat er die Treppe hinab geworfen daß er ein Bein gebrochen hat: schafft den Taugenichts aus unserm Hause.’ Der Vater erschrack, kam herbei gelaufen und schalt den Jungen aus. ‘Was sind das für gottlose Streiche, die muß dir der Böse eingegeben

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1850/101>, abgerufen am 22.11.2024.