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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843.

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Küche ohnehin kein Mangel daran war, schlug sie jedem Topf den Boden aus, und steckte sie insgesammt zum Zierrath auf die Zaunpfähle rings ums Haus herum. Wie der Frieder kam und den neuen Zierrath sah, sprach er 'Catherlieschen, was hast du gemacht?' 'Habs gekauft, Friederchen, für die gelben Gickelinge, die unter der Kuhkrippe steckten: bin selber nicht dabei gegangen, die Krämer haben sichs heraus graben müssen.' 'Ach, Frau,' sprach der Frieder, 'was hast du gemacht! das waren keine Gickelinge, es war eitel Gold und war all unser Vermögen; das hättest du nicht thun sollen.' 'Ja, Friederchen,' antwortete sie, 'das hab ich nicht gewußt, hättest mirs vorher sagen sollen.'

Catherlieschen stand ein Weilchen und besann sich, da sprach sie 'hör, Friederchen, das Gold wollen wir schon wieder kriegen, wollen hinter den Dieben herlaufen.' 'So komm,' sprach der Frieder, 'wir wollens versuchen; nimm aber Butter und Käse mit, daß wir auf dem Weg was zu essen haben.' 'Ja, Friederchen, wills mitnehmen.' Sie machten sich fort, und weil der Frieder besser zu Fuß war, gieng Catherlieschen hinten nach. 'Jst mein Vortheil,' dachte es, 'wenn wir umkehren, hab ich ja ein Stück voraus.' Nun kam es an einen Berg, wo auf beiden Seiten des Wegs tiefe Fahrgleisen waren. 'Da sehe einer,' sprach Catherlieschen, 'was sie das arme Erdreich zerrissen, geschunden und gedrückt haben! das wird sein Lebtag nicht wieder heil.' Und aus mitleidigem Herzen nahm es seine Butter, und bestrich die Gleisen, rechts und links, damit sie von den Rädern nicht so gedrückt würden: und wie es sich bei seiner Barmherzigkeit

Küche ohnehin kein Mangel daran war, schlug sie jedem Topf den Boden aus, und steckte sie insgesammt zum Zierrath auf die Zaunpfähle rings ums Haus herum. Wie der Frieder kam und den neuen Zierrath sah, sprach er ‘Catherlieschen, was hast du gemacht?’ ‘Habs gekauft, Friederchen, für die gelben Gickelinge, die unter der Kuhkrippe steckten: bin selber nicht dabei gegangen, die Krämer haben sichs heraus graben müssen.’ ‘Ach, Frau,’ sprach der Frieder, ‘was hast du gemacht! das waren keine Gickelinge, es war eitel Gold und war all unser Vermögen; das hättest du nicht thun sollen.’ ‘Ja, Friederchen,’ antwortete sie, ‘das hab ich nicht gewußt, hättest mirs vorher sagen sollen.’

Catherlieschen stand ein Weilchen und besann sich, da sprach sie ‘hör, Friederchen, das Gold wollen wir schon wieder kriegen, wollen hinter den Dieben herlaufen.’ ‘So komm,’ sprach der Frieder, ‘wir wollens versuchen; nimm aber Butter und Käse mit, daß wir auf dem Weg was zu essen haben.’ ‘Ja, Friederchen, wills mitnehmen.’ Sie machten sich fort, und weil der Frieder besser zu Fuß war, gieng Catherlieschen hinten nach. ‘Jst mein Vortheil,’ dachte es, ‘wenn wir umkehren, hab ich ja ein Stück voraus.’ Nun kam es an einen Berg, wo auf beiden Seiten des Wegs tiefe Fahrgleisen waren. ‘Da sehe einer,’ sprach Catherlieschen, ‘was sie das arme Erdreich zerrissen, geschunden und gedrückt haben! das wird sein Lebtag nicht wieder heil.’ Und aus mitleidigem Herzen nahm es seine Butter, und bestrich die Gleisen, rechts und links, damit sie von den Rädern nicht so gedrückt würden: und wie es sich bei seiner Barmherzigkeit

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[356/0394] Küche ohnehin kein Mangel daran war, schlug sie jedem Topf den Boden aus, und steckte sie insgesammt zum Zierrath auf die Zaunpfähle rings ums Haus herum. Wie der Frieder kam und den neuen Zierrath sah, sprach er ‘Catherlieschen, was hast du gemacht?’ ‘Habs gekauft, Friederchen, für die gelben Gickelinge, die unter der Kuhkrippe steckten: bin selber nicht dabei gegangen, die Krämer haben sichs heraus graben müssen.’ ‘Ach, Frau,’ sprach der Frieder, ‘was hast du gemacht! das waren keine Gickelinge, es war eitel Gold und war all unser Vermögen; das hättest du nicht thun sollen.’ ‘Ja, Friederchen,’ antwortete sie, ‘das hab ich nicht gewußt, hättest mirs vorher sagen sollen.’ Catherlieschen stand ein Weilchen und besann sich, da sprach sie ‘hör, Friederchen, das Gold wollen wir schon wieder kriegen, wollen hinter den Dieben herlaufen.’ ‘So komm,’ sprach der Frieder, ‘wir wollens versuchen; nimm aber Butter und Käse mit, daß wir auf dem Weg was zu essen haben.’ ‘Ja, Friederchen, wills mitnehmen.’ Sie machten sich fort, und weil der Frieder besser zu Fuß war, gieng Catherlieschen hinten nach. ‘Jst mein Vortheil,’ dachte es, ‘wenn wir umkehren, hab ich ja ein Stück voraus.’ Nun kam es an einen Berg, wo auf beiden Seiten des Wegs tiefe Fahrgleisen waren. ‘Da sehe einer,’ sprach Catherlieschen, ‘was sie das arme Erdreich zerrissen, geschunden und gedrückt haben! das wird sein Lebtag nicht wieder heil.’ Und aus mitleidigem Herzen nahm es seine Butter, und bestrich die Gleisen, rechts und links, damit sie von den Rädern nicht so gedrückt würden: und wie es sich bei seiner Barmherzigkeit

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843/394>, abgerufen am 22.11.2024.