Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843.44. Der Gevatter Tod. Es hatte ein armer Mann zwölf Kinder, und mußte Tag und Nacht arbeiten damit er ihnen nur Brot geben konnte. Als nun das dreizehnte zur Welt kam, wußte er sich in seiner Noth nicht zu helfen, lief hinaus auf die große Landstraße, und wollte den ersten, der ihm begegnete, zu Gevatter bitten. Der erste der ihm begegnete, das war der liebe Gott, der wußte schon was er auf dem Herzen hatte, und sprach zu ihm 'armer Mann, du dauerst mich, ich will dein Kind aus der Taufe heben, will für es sorgen und es glücklich machen auf Erden.' Der Mann sprach 'wer bist du?' 'Jch bin der liebe Gott.' 'So begehr ich dich nicht zu Gevatter,' sagte der Mann, 'du giebst dem Reichen, und lässest den Armen hungern.' Das sprach der Mann, weil er nicht wußte wie weislich Gott Reichthum und Armuth vertheilt. Also wendete er sich von dem Herrn, und gieng weiter. Da trat der Teufel zu ihm, und sprach 'was suchst du? willst du mich zum Pathen deines Kindes nehmen, so will ich ihm Gold die Hülle und Fülle, und alle Lust der Welt geben.' Der Mann fragte 'wer bist du?' 'Jch bin der Teufel.' 'So begehr ich dich nicht zum Gevatter,' sprach der Mann, 'du betrügst und verführst die Menschen.' Er gieng weiter, da kam der 44. Der Gevatter Tod. Es hatte ein armer Mann zwölf Kinder, und mußte Tag und Nacht arbeiten damit er ihnen nur Brot geben konnte. Als nun das dreizehnte zur Welt kam, wußte er sich in seiner Noth nicht zu helfen, lief hinaus auf die große Landstraße, und wollte den ersten, der ihm begegnete, zu Gevatter bitten. Der erste der ihm begegnete, das war der liebe Gott, der wußte schon was er auf dem Herzen hatte, und sprach zu ihm ‘armer Mann, du dauerst mich, ich will dein Kind aus der Taufe heben, will für es sorgen und es glücklich machen auf Erden.’ Der Mann sprach ‘wer bist du?’ ‘Jch bin der liebe Gott.’ ‘So begehr ich dich nicht zu Gevatter,’ sagte der Mann, ‘du giebst dem Reichen, und lässest den Armen hungern.’ Das sprach der Mann, weil er nicht wußte wie weislich Gott Reichthum und Armuth vertheilt. Also wendete er sich von dem Herrn, und gieng weiter. Da trat der Teufel zu ihm, und sprach ‘was suchst du? willst du mich zum Pathen deines Kindes nehmen, so will ich ihm Gold die Hülle und Fülle, und alle Lust der Welt geben.’ Der Mann fragte ‘wer bist du?’ ‘Jch bin der Teufel.’ ‘So begehr ich dich nicht zum Gevatter,’ sprach der Mann, ‘du betrügst und verführst die Menschen.’ Er gieng weiter, da kam der <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0293" n="255"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">44.<lb/> Der Gevatter Tod.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">E</hi>s hatte ein armer Mann zwölf Kinder, und mußte Tag und Nacht arbeiten damit er ihnen nur Brot geben konnte. Als nun das dreizehnte zur Welt kam, wußte er sich in seiner Noth nicht zu helfen, lief hinaus auf die große Landstraße, und wollte den ersten, der ihm begegnete, zu Gevatter bitten. Der erste der ihm begegnete, das war der liebe Gott, der wußte schon was er auf dem Herzen hatte, und sprach zu ihm ‘armer Mann, du dauerst mich, ich will dein Kind aus der Taufe heben, will für es sorgen und es glücklich machen auf Erden.’ Der Mann sprach ‘wer bist du?’ ‘Jch bin der liebe Gott.’ ‘So begehr ich dich nicht zu Gevatter,’ sagte der Mann, ‘du giebst dem Reichen, und lässest den Armen hungern.’ Das sprach der Mann, weil er nicht wußte wie weislich Gott Reichthum und Armuth vertheilt. Also wendete er sich von dem Herrn, und gieng weiter. Da trat der Teufel zu ihm, und sprach ‘was suchst du? willst du mich zum Pathen deines Kindes nehmen, so will ich ihm Gold die Hülle und Fülle, und alle Lust der Welt geben.’ Der Mann fragte ‘wer bist du?’ ‘Jch bin der Teufel.’ ‘So begehr ich dich nicht zum Gevatter,’ sprach der Mann, ‘du betrügst und verführst die Menschen.’ Er gieng weiter, da kam der </p> </div> </body> </text> </TEI> [255/0293]
44.
Der Gevatter Tod.
Es hatte ein armer Mann zwölf Kinder, und mußte Tag und Nacht arbeiten damit er ihnen nur Brot geben konnte. Als nun das dreizehnte zur Welt kam, wußte er sich in seiner Noth nicht zu helfen, lief hinaus auf die große Landstraße, und wollte den ersten, der ihm begegnete, zu Gevatter bitten. Der erste der ihm begegnete, das war der liebe Gott, der wußte schon was er auf dem Herzen hatte, und sprach zu ihm ‘armer Mann, du dauerst mich, ich will dein Kind aus der Taufe heben, will für es sorgen und es glücklich machen auf Erden.’ Der Mann sprach ‘wer bist du?’ ‘Jch bin der liebe Gott.’ ‘So begehr ich dich nicht zu Gevatter,’ sagte der Mann, ‘du giebst dem Reichen, und lässest den Armen hungern.’ Das sprach der Mann, weil er nicht wußte wie weislich Gott Reichthum und Armuth vertheilt. Also wendete er sich von dem Herrn, und gieng weiter. Da trat der Teufel zu ihm, und sprach ‘was suchst du? willst du mich zum Pathen deines Kindes nehmen, so will ich ihm Gold die Hülle und Fülle, und alle Lust der Welt geben.’ Der Mann fragte ‘wer bist du?’ ‘Jch bin der Teufel.’ ‘So begehr ich dich nicht zum Gevatter,’ sprach der Mann, ‘du betrügst und verführst die Menschen.’ Er gieng weiter, da kam der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-01T14:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |