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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843.

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Weg, verirrte sich aber, und kam Abends in einen großen Wald. Jn der Dunkelheit sah er ein kleines Licht, gieng darauf zu, und gelangte zu einem Häuschen. Als er hinein trat, saß eine alte Frau beim Feuer ganz allein. Sie erschrak als sie den Knaben erblickte, und sprach 'wo kommst du her und wo willst du hin?' 'Jch komme von der Mühle,' antwortete er, 'und will zur Frau Königin, der ich einen Brief bringen soll, weil ich mich aber in dem Walde verirrt habe, so wollte ich hier gerne übernachten.' 'Du armer Junge,' sprach die Frau, 'du bist in ein Räuberhaus gerathen, und wenn sie heim kommen, so bringen sie dich um.' 'Mag kommen wer will,' sagte der Junge, 'ich fürchte mich nicht, ich bin aber so müde, daß ich nicht weiter kann,' streckte sich auf eine Bank, und schlief ein. Bald hernach kamen die Räuber, und fragten zornig was da für ein fremder Knabe läge. 'Ach,' sagte die Alte, 'es ist ein unschuldiges Kind, es hat sich im Walde verirrt, und ich habe ihn aus Barmherzigkeit aufgenommen: er soll einen Brief an die Frau Königin bringen.' Die Räuber erbrachen den Brief, und lasen ihn, und es stand darin daß der Knabe sogleich, wie er ankäme, sollte ums Leben gebracht werden. Da empfanden die hartherzigen Räuber Mitleid, und der Anführer zerriß den Brief, und schrieb einen andern, und es stand darin so wie der Knabe ankäme, sollte er sogleich mit der Königstochter vermählt werden. Sie ließen ihn dann ruhig bis zum andern Morgen auf der Bank liegen, und als er aufgewacht war, gaben sie ihm den Brief, und zeigten ihm den rechten Weg. Die Königin aber, als sie den Brief empfangen und gelesen hatte, that wie darin

Weg, verirrte sich aber, und kam Abends in einen großen Wald. Jn der Dunkelheit sah er ein kleines Licht, gieng darauf zu, und gelangte zu einem Häuschen. Als er hinein trat, saß eine alte Frau beim Feuer ganz allein. Sie erschrak als sie den Knaben erblickte, und sprach ‘wo kommst du her und wo willst du hin?’ ‘Jch komme von der Mühle,’ antwortete er, ‘und will zur Frau Königin, der ich einen Brief bringen soll, weil ich mich aber in dem Walde verirrt habe, so wollte ich hier gerne übernachten.’ ‘Du armer Junge,’ sprach die Frau, ‘du bist in ein Räuberhaus gerathen, und wenn sie heim kommen, so bringen sie dich um.’ ‘Mag kommen wer will,’ sagte der Junge, ‘ich fürchte mich nicht, ich bin aber so müde, daß ich nicht weiter kann,’ streckte sich auf eine Bank, und schlief ein. Bald hernach kamen die Räuber, und fragten zornig was da für ein fremder Knabe läge. ‘Ach,’ sagte die Alte, ‘es ist ein unschuldiges Kind, es hat sich im Walde verirrt, und ich habe ihn aus Barmherzigkeit aufgenommen: er soll einen Brief an die Frau Königin bringen.’ Die Räuber erbrachen den Brief, und lasen ihn, und es stand darin daß der Knabe sogleich, wie er ankäme, sollte ums Leben gebracht werden. Da empfanden die hartherzigen Räuber Mitleid, und der Anführer zerriß den Brief, und schrieb einen andern, und es stand darin so wie der Knabe ankäme, sollte er sogleich mit der Königstochter vermählt werden. Sie ließen ihn dann ruhig bis zum andern Morgen auf der Bank liegen, und als er aufgewacht war, gaben sie ihm den Brief, und zeigten ihm den rechten Weg. Die Königin aber, als sie den Brief empfangen und gelesen hatte, that wie darin

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[178/0216] Weg, verirrte sich aber, und kam Abends in einen großen Wald. Jn der Dunkelheit sah er ein kleines Licht, gieng darauf zu, und gelangte zu einem Häuschen. Als er hinein trat, saß eine alte Frau beim Feuer ganz allein. Sie erschrak als sie den Knaben erblickte, und sprach ‘wo kommst du her und wo willst du hin?’ ‘Jch komme von der Mühle,’ antwortete er, ‘und will zur Frau Königin, der ich einen Brief bringen soll, weil ich mich aber in dem Walde verirrt habe, so wollte ich hier gerne übernachten.’ ‘Du armer Junge,’ sprach die Frau, ‘du bist in ein Räuberhaus gerathen, und wenn sie heim kommen, so bringen sie dich um.’ ‘Mag kommen wer will,’ sagte der Junge, ‘ich fürchte mich nicht, ich bin aber so müde, daß ich nicht weiter kann,’ streckte sich auf eine Bank, und schlief ein. Bald hernach kamen die Räuber, und fragten zornig was da für ein fremder Knabe läge. ‘Ach,’ sagte die Alte, ‘es ist ein unschuldiges Kind, es hat sich im Walde verirrt, und ich habe ihn aus Barmherzigkeit aufgenommen: er soll einen Brief an die Frau Königin bringen.’ Die Räuber erbrachen den Brief, und lasen ihn, und es stand darin daß der Knabe sogleich, wie er ankäme, sollte ums Leben gebracht werden. Da empfanden die hartherzigen Räuber Mitleid, und der Anführer zerriß den Brief, und schrieb einen andern, und es stand darin so wie der Knabe ankäme, sollte er sogleich mit der Königstochter vermählt werden. Sie ließen ihn dann ruhig bis zum andern Morgen auf der Bank liegen, und als er aufgewacht war, gaben sie ihm den Brief, und zeigten ihm den rechten Weg. Die Königin aber, als sie den Brief empfangen und gelesen hatte, that wie darin

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843/216>, abgerufen am 24.11.2024.