Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

dritte sprach 'ich schenk ihm daß ein König kommt, und es zu seiner Gemahlin macht.'

Das Mädchen aber kehrte mit dem Besen der Haulemännerchen den Schnee hinter dem kleinen Hause weg, und fand darunter alles roth von schönen reifen Erdbeeren. Da raffte es in seiner Freude sein Körbchen voll, dankte den kleinen Männern, nahm Abschied von ihnen, und lief nach Haus, und wollte es der Stiefmutter bringen. Und wie es eintrat und 'guten Abend' sagte, fiel ihm schon ein Goldstück aus dem Mund. Darauf erzählte es was ihm im Walde begegnet war, aber bei jedem Worte, das es sprach, fielen ihm die Goldstücke aus dem Mund, so daß bald die ganze Stube damit bedeckt wurde. 'Nun sehe einer den Übermuth,' sagte die Stiefschwester, 'das Geld so hinzuwerfen,' aber heimlich war sie neidisch darüber, und lag der Mutter beständig an daß sie es auch in den Wald schicken möchte. Die Mutter wollte aber nicht, und sprach 'nein, mein liebes Töchterchen, es ist zu kalt, du könntest mir erfrieren.' Weil es sie aber plagte, und ihr keine Ruhe ließ, gab sie endlich nach, nähte ihm aber vorher einen prächtigen Pelzrock, den es anziehen mußte, und gab ihm Butterbrot und Kuchen mit auf den Weg.

Das Mädchen gieng in den Wald und gerade nach dem kleinen Häuschen. Die drei kleinen Haulemänner guckten wieder, aber es grüßte sie nicht, gieng geradezu in die Stube hinein, setzte sich an den Ofen, und fieng an sein Butterbrot und seinen Kuchen zu essen. 'Gieb uns doch davon,' riefen die Kleinen, aber es antwortete 'es schickt mir selber nicht, wie kann ich andern noch

dritte sprach ‘ich schenk ihm daß ein König kommt, und es zu seiner Gemahlin macht.’

Das Mädchen aber kehrte mit dem Besen der Haulemännerchen den Schnee hinter dem kleinen Hause weg, und fand darunter alles roth von schönen reifen Erdbeeren. Da raffte es in seiner Freude sein Körbchen voll, dankte den kleinen Männern, nahm Abschied von ihnen, und lief nach Haus, und wollte es der Stiefmutter bringen. Und wie es eintrat und ‘guten Abend’ sagte, fiel ihm schon ein Goldstück aus dem Mund. Darauf erzählte es was ihm im Walde begegnet war, aber bei jedem Worte, das es sprach, fielen ihm die Goldstücke aus dem Mund, so daß bald die ganze Stube damit bedeckt wurde. ‘Nun sehe einer den Übermuth,’ sagte die Stiefschwester, ‘das Geld so hinzuwerfen,’ aber heimlich war sie neidisch darüber, und lag der Mutter beständig an daß sie es auch in den Wald schicken möchte. Die Mutter wollte aber nicht, und sprach ‘nein, mein liebes Töchterchen, es ist zu kalt, du könntest mir erfrieren.’ Weil es sie aber plagte, und ihr keine Ruhe ließ, gab sie endlich nach, nähte ihm aber vorher einen prächtigen Pelzrock, den es anziehen mußte, und gab ihm Butterbrot und Kuchen mit auf den Weg.

Das Mädchen gieng in den Wald und gerade nach dem kleinen Häuschen. Die drei kleinen Haulemänner guckten wieder, aber es grüßte sie nicht, gieng geradezu in die Stube hinein, setzte sich an den Ofen, und fieng an sein Butterbrot und seinen Kuchen zu essen. ‘Gieb uns doch davon,’ riefen die Kleinen, aber es antwortete ‘es schickt mir selber nicht, wie kann ich andern noch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0120" n="82"/>
dritte sprach &#x2018;ich schenk ihm daß ein König kommt, und es zu seiner Gemahlin macht.&#x2019;</p><lb/>
        <p>Das Mädchen aber kehrte mit dem Besen der Haulemännerchen den Schnee hinter dem kleinen Hause weg, und fand darunter alles roth von schönen reifen Erdbeeren. Da raffte es in seiner Freude sein Körbchen voll, dankte den kleinen Männern, nahm Abschied von ihnen, und lief nach Haus, und wollte es der Stiefmutter bringen. Und wie es eintrat und &#x2018;guten Abend&#x2019; sagte, fiel ihm schon ein Goldstück aus dem Mund. Darauf erzählte es was ihm im Walde begegnet war, aber bei jedem Worte, das es sprach, fielen ihm die Goldstücke aus dem Mund, so daß bald die ganze Stube damit bedeckt wurde. &#x2018;Nun sehe einer den Übermuth,&#x2019; sagte die Stiefschwester, &#x2018;das Geld so hinzuwerfen,&#x2019; aber heimlich war sie neidisch darüber, und lag der Mutter beständig an daß sie es auch in den Wald schicken möchte. Die Mutter wollte aber nicht, und sprach &#x2018;nein, mein liebes Töchterchen, es ist zu kalt, du könntest mir erfrieren.&#x2019; Weil es sie aber plagte, und ihr keine Ruhe ließ, gab sie endlich nach, nähte ihm aber vorher einen prächtigen Pelzrock, den es anziehen mußte, und gab ihm Butterbrot und Kuchen mit auf den Weg.</p><lb/>
        <p>Das Mädchen gieng in den Wald und gerade nach dem kleinen Häuschen. Die drei kleinen Haulemänner guckten wieder, aber es grüßte sie nicht, gieng geradezu in die Stube hinein, setzte sich an den Ofen, und fieng an sein Butterbrot und seinen Kuchen zu essen. &#x2018;Gieb uns doch davon,&#x2019; riefen die Kleinen, aber es antwortete &#x2018;es schickt mir selber nicht, wie kann ich andern noch
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[82/0120] dritte sprach ‘ich schenk ihm daß ein König kommt, und es zu seiner Gemahlin macht.’ Das Mädchen aber kehrte mit dem Besen der Haulemännerchen den Schnee hinter dem kleinen Hause weg, und fand darunter alles roth von schönen reifen Erdbeeren. Da raffte es in seiner Freude sein Körbchen voll, dankte den kleinen Männern, nahm Abschied von ihnen, und lief nach Haus, und wollte es der Stiefmutter bringen. Und wie es eintrat und ‘guten Abend’ sagte, fiel ihm schon ein Goldstück aus dem Mund. Darauf erzählte es was ihm im Walde begegnet war, aber bei jedem Worte, das es sprach, fielen ihm die Goldstücke aus dem Mund, so daß bald die ganze Stube damit bedeckt wurde. ‘Nun sehe einer den Übermuth,’ sagte die Stiefschwester, ‘das Geld so hinzuwerfen,’ aber heimlich war sie neidisch darüber, und lag der Mutter beständig an daß sie es auch in den Wald schicken möchte. Die Mutter wollte aber nicht, und sprach ‘nein, mein liebes Töchterchen, es ist zu kalt, du könntest mir erfrieren.’ Weil es sie aber plagte, und ihr keine Ruhe ließ, gab sie endlich nach, nähte ihm aber vorher einen prächtigen Pelzrock, den es anziehen mußte, und gab ihm Butterbrot und Kuchen mit auf den Weg. Das Mädchen gieng in den Wald und gerade nach dem kleinen Häuschen. Die drei kleinen Haulemänner guckten wieder, aber es grüßte sie nicht, gieng geradezu in die Stube hinein, setzte sich an den Ofen, und fieng an sein Butterbrot und seinen Kuchen zu essen. ‘Gieb uns doch davon,’ riefen die Kleinen, aber es antwortete ‘es schickt mir selber nicht, wie kann ich andern noch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-01T14:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843/120
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843/120>, abgerufen am 25.11.2024.