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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843.

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das alles wohl im Sinn, gieng zum König, und erzählte ihm was er gesehen und gehört hatte. Da sprach der König 'morgen soll noch einmal gejagt werden.'

Das Schwesterchen aber war recht erschrocken, als das Rehkälbchen verwundet herein kam; es wusch ihm das Blut ab, legte Kräuter auf, und sprach 'geh auf dein Lager, lieb Rehchen, daß du wieder heil wirst.' Die Wunde aber war so gering, daß das Rehchen am Morgen nichts mehr davon spürte; und als es die Jagdlust wieder draußen hörte, sprach es 'ich kanns nicht aushalten, ich muß dabei sein; so bald soll mich auch keiner kriegen! Das Schwesterchen weinte, und sprach 'nun werden sie dich tödten, ich laß dich nicht hinaus.' 'So sterb ich dir hier vor Betrübnis, wenn du mich abhältst,' antwortete es, 'wenn ich das Hüfthorn höre, so mein ich, ich müßt aus den Schuhen springen!' Da konnte das Schwesterchen nicht anders, und schloß ihm mit schwerem Herzen die Thür auf, und das Rehchen sprang gesund und fröhlich in den Wald. Als es der König erblickte, sprach er zu seinen Jägern 'nun jagt ihm nach den ganzen Tag bis in die Nacht, aber daß ihm keiner etwas zu Leide thut.' Wie die Sonne untergegangen war, da sprach der König zum Jäger 'nun komm und zeige mir das Waldhäuschen.' Und als er vor dem Thürlein war, klopfte er an, und rief 'lieb Schwesterlein, laß mich herein.' Da gieng die Thür auf, und der König trat hinein, und da stand ein Mädchen, das war so schön wie er noch keins gesehen hatte. Das Mädchen aber war erschrocken daß nicht sein Rehlein sondern ein König mit goldener Krone hereingekommen war. Aber der König sah es freundlich

das alles wohl im Sinn, gieng zum König, und erzählte ihm was er gesehen und gehört hatte. Da sprach der König ‘morgen soll noch einmal gejagt werden.’

Das Schwesterchen aber war recht erschrocken, als das Rehkälbchen verwundet herein kam; es wusch ihm das Blut ab, legte Kräuter auf, und sprach ‘geh auf dein Lager, lieb Rehchen, daß du wieder heil wirst.’ Die Wunde aber war so gering, daß das Rehchen am Morgen nichts mehr davon spürte; und als es die Jagdlust wieder draußen hörte, sprach es ‘ich kanns nicht aushalten, ich muß dabei sein; so bald soll mich auch keiner kriegen! Das Schwesterchen weinte, und sprach ‘nun werden sie dich tödten, ich laß dich nicht hinaus.’ ‘So sterb ich dir hier vor Betrübnis, wenn du mich abhältst,’ antwortete es, ‘wenn ich das Hüfthorn höre, so mein ich, ich müßt aus den Schuhen springen!’ Da konnte das Schwesterchen nicht anders, und schloß ihm mit schwerem Herzen die Thür auf, und das Rehchen sprang gesund und fröhlich in den Wald. Als es der König erblickte, sprach er zu seinen Jägern ‘nun jagt ihm nach den ganzen Tag bis in die Nacht, aber daß ihm keiner etwas zu Leide thut.’ Wie die Sonne untergegangen war, da sprach der König zum Jäger ‘nun komm und zeige mir das Waldhäuschen.’ Und als er vor dem Thürlein war, klopfte er an, und rief ‘lieb Schwesterlein, laß mich herein.’ Da gieng die Thür auf, und der König trat hinein, und da stand ein Mädchen, das war so schön wie er noch keins gesehen hatte. Das Mädchen aber war erschrocken daß nicht sein Rehlein sondern ein König mit goldener Krone hereingekommen war. Aber der König sah es freundlich

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[69/0107] das alles wohl im Sinn, gieng zum König, und erzählte ihm was er gesehen und gehört hatte. Da sprach der König ‘morgen soll noch einmal gejagt werden.’ Das Schwesterchen aber war recht erschrocken, als das Rehkälbchen verwundet herein kam; es wusch ihm das Blut ab, legte Kräuter auf, und sprach ‘geh auf dein Lager, lieb Rehchen, daß du wieder heil wirst.’ Die Wunde aber war so gering, daß das Rehchen am Morgen nichts mehr davon spürte; und als es die Jagdlust wieder draußen hörte, sprach es ‘ich kanns nicht aushalten, ich muß dabei sein; so bald soll mich auch keiner kriegen! Das Schwesterchen weinte, und sprach ‘nun werden sie dich tödten, ich laß dich nicht hinaus.’ ‘So sterb ich dir hier vor Betrübnis, wenn du mich abhältst,’ antwortete es, ‘wenn ich das Hüfthorn höre, so mein ich, ich müßt aus den Schuhen springen!’ Da konnte das Schwesterchen nicht anders, und schloß ihm mit schwerem Herzen die Thür auf, und das Rehchen sprang gesund und fröhlich in den Wald. Als es der König erblickte, sprach er zu seinen Jägern ‘nun jagt ihm nach den ganzen Tag bis in die Nacht, aber daß ihm keiner etwas zu Leide thut.’ Wie die Sonne untergegangen war, da sprach der König zum Jäger ‘nun komm und zeige mir das Waldhäuschen.’ Und als er vor dem Thürlein war, klopfte er an, und rief ‘lieb Schwesterlein, laß mich herein.’ Da gieng die Thür auf, und der König trat hinein, und da stand ein Mädchen, das war so schön wie er noch keins gesehen hatte. Das Mädchen aber war erschrocken daß nicht sein Rehlein sondern ein König mit goldener Krone hereingekommen war. Aber der König sah es freundlich

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843/107>, abgerufen am 22.11.2024.