Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840.Sack hinein, und der Sack ward davon noch nicht zur Hälfte voll. 'Schafft mehr herbei,' rief er, 'die Brocken füllen nicht.' Da mußten noch siebentausend Wagen mit Gold in dem ganzen Reich zusammen gefahren werden, die schob der Starke sammt den vorgespannten Ochsen in seinen Sack. 'Jch wills nicht lang besehen,' sprach er, 'und nehmen was kommt, damit der Sack nur voll wird.' Wie alles darin stack, gieng doch noch viel hinein, da sprach er 'ich will dem Ding nur ein Ende machen, man bindet wohl einmal einen Sack zu, wenn er auch noch nicht voll ist.' Dann huckte er ihn auf den Rücken, und gieng mit seinen Gesellen fort. Als der König nun sah wie der einzige Mann des ganzen Landes Reichthum forttrug, ward er zornig, und ließ seine Reiterei aufsitzen, die sollten den sechsen nachjagen, und hatten Befehl dem Starken den Sack wieder abzunehmen. Zwei Regimenter holten sie bald ein, und riefen ihnen zu 'ihr seid Gefangene, legt den Sack mit dem Gold nieder, oder ihr werdet zusammengehauen.' 'Was sagt ihr?' sprach der Bläser, 'wir wären Gefangene? eher sollt ihr sämmtlich in der Luft herumtanzen,' hielt das eine Nasenloch zu, und blies mit dem andern die beiden Regimenter an, da fuhren sie aus einander, und in die Luft über alle Berge fort, der eine hierhin, der andere dorthin. Ein Feldwebel rief um Gnade, 'er hätte neun Wunden, und wäre ein braver Kerl, der den Schimpf nicht verdiente.' Da ließ der Bläser ein wenig nach, so daß er ohne Schaden wieder herab kam, dann sprach er zu ihm 'nun geh heim zum Sack hinein, und der Sack ward davon noch nicht zur Hälfte voll. ‘Schafft mehr herbei,’ rief er, ‘die Brocken füllen nicht.’ Da mußten noch siebentausend Wagen mit Gold in dem ganzen Reich zusammen gefahren werden, die schob der Starke sammt den vorgespannten Ochsen in seinen Sack. ‘Jch wills nicht lang besehen,’ sprach er, ‘und nehmen was kommt, damit der Sack nur voll wird.’ Wie alles darin stack, gieng doch noch viel hinein, da sprach er ‘ich will dem Ding nur ein Ende machen, man bindet wohl einmal einen Sack zu, wenn er auch noch nicht voll ist.’ Dann huckte er ihn auf den Rücken, und gieng mit seinen Gesellen fort. Als der König nun sah wie der einzige Mann des ganzen Landes Reichthum forttrug, ward er zornig, und ließ seine Reiterei aufsitzen, die sollten den sechsen nachjagen, und hatten Befehl dem Starken den Sack wieder abzunehmen. Zwei Regimenter holten sie bald ein, und riefen ihnen zu ‘ihr seid Gefangene, legt den Sack mit dem Gold nieder, oder ihr werdet zusammengehauen.’ ‘Was sagt ihr?’ sprach der Bläser, ‘wir wären Gefangene? eher sollt ihr sämmtlich in der Luft herumtanzen,’ hielt das eine Nasenloch zu, und blies mit dem andern die beiden Regimenter an, da fuhren sie aus einander, und in die Luft über alle Berge fort, der eine hierhin, der andere dorthin. Ein Feldwebel rief um Gnade, ‘er hätte neun Wunden, und wäre ein braver Kerl, der den Schimpf nicht verdiente.’ Da ließ der Bläser ein wenig nach, so daß er ohne Schaden wieder herab kam, dann sprach er zu ihm ‘nun geh heim zum <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb n="448" facs="#f0497"/> Sack hinein, und der Sack ward davon noch nicht zur Hälfte voll. ‘Schafft mehr herbei,’ rief er, ‘die Brocken füllen nicht.’ Da mußten noch siebentausend Wagen mit Gold in dem ganzen Reich zusammen gefahren werden, die schob der Starke sammt den vorgespannten Ochsen in seinen Sack. ‘Jch wills nicht lang besehen,’ sprach er, ‘und nehmen was kommt, damit der Sack nur voll wird.’ Wie alles darin stack, gieng doch noch viel hinein, da sprach er ‘ich will dem Ding nur ein Ende machen, man bindet wohl einmal einen Sack zu, wenn er auch noch nicht voll ist.’ Dann huckte er ihn auf den Rücken, und gieng mit seinen Gesellen fort.</p><lb/> <p>Als der König nun sah wie der einzige Mann des ganzen Landes Reichthum forttrug, ward er zornig, und ließ seine Reiterei aufsitzen, die sollten den sechsen nachjagen, und hatten Befehl dem Starken den Sack wieder abzunehmen. Zwei Regimenter holten sie bald ein, und riefen ihnen zu ‘ihr seid Gefangene, legt den Sack mit dem Gold nieder, oder ihr werdet zusammengehauen.’ ‘Was sagt ihr?’ sprach der Bläser, ‘wir wären Gefangene? eher sollt ihr sämmtlich in der Luft herumtanzen,’ hielt das eine Nasenloch zu, und blies mit dem andern die beiden Regimenter an, da fuhren sie aus einander, und in die Luft über alle Berge fort, der eine hierhin, der andere dorthin. Ein Feldwebel rief um Gnade, ‘er hätte neun Wunden, und wäre ein braver Kerl, der den Schimpf nicht verdiente.’ Da ließ der Bläser ein wenig nach, so daß er ohne Schaden wieder herab kam, dann sprach er zu ihm ‘nun geh heim zum </p> </div> </body> </text> </TEI> [448/0497]
Sack hinein, und der Sack ward davon noch nicht zur Hälfte voll. ‘Schafft mehr herbei,’ rief er, ‘die Brocken füllen nicht.’ Da mußten noch siebentausend Wagen mit Gold in dem ganzen Reich zusammen gefahren werden, die schob der Starke sammt den vorgespannten Ochsen in seinen Sack. ‘Jch wills nicht lang besehen,’ sprach er, ‘und nehmen was kommt, damit der Sack nur voll wird.’ Wie alles darin stack, gieng doch noch viel hinein, da sprach er ‘ich will dem Ding nur ein Ende machen, man bindet wohl einmal einen Sack zu, wenn er auch noch nicht voll ist.’ Dann huckte er ihn auf den Rücken, und gieng mit seinen Gesellen fort.
Als der König nun sah wie der einzige Mann des ganzen Landes Reichthum forttrug, ward er zornig, und ließ seine Reiterei aufsitzen, die sollten den sechsen nachjagen, und hatten Befehl dem Starken den Sack wieder abzunehmen. Zwei Regimenter holten sie bald ein, und riefen ihnen zu ‘ihr seid Gefangene, legt den Sack mit dem Gold nieder, oder ihr werdet zusammengehauen.’ ‘Was sagt ihr?’ sprach der Bläser, ‘wir wären Gefangene? eher sollt ihr sämmtlich in der Luft herumtanzen,’ hielt das eine Nasenloch zu, und blies mit dem andern die beiden Regimenter an, da fuhren sie aus einander, und in die Luft über alle Berge fort, der eine hierhin, der andere dorthin. Ein Feldwebel rief um Gnade, ‘er hätte neun Wunden, und wäre ein braver Kerl, der den Schimpf nicht verdiente.’ Da ließ der Bläser ein wenig nach, so daß er ohne Schaden wieder herab kam, dann sprach er zu ihm ‘nun geh heim zum
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Zitationshilfe: | Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1840/497>, abgerufen am 16.02.2025. |