Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840.essen, ihr seid ja listig und verschlagen.' Sie antworteten 'nicht weit von hier liegt ein Dorf, wo wir schon manches Huhn geholt haben; den Weg dahin wollen wir euch zeigen.' Da giengen sie ins Dorf, kauften sich etwas zu essen, und ließen auch ihren Thieren Futter geben, und zogen dann weiter. Die Füchse aber wußten guten Bescheid in der Gegend, wo die Hühnerhöfe waren, und konnten die Jäger überall zurecht weisen. Nun zogen sie eine Weile herum, konnten aber keinen Dienst finden, wo sie zusammen geblieben wären, da sprachen sie 'es geht nicht anders, wir müssen uns trennen.' Und nachdem sie die Thiere getheilt hatten, so daß jeder einen Löwen, einen Bären, einen Wolf, einen Fuchs und einen Hasen bekam, nahmen sie Abschied, versprachen sich brüderliche Liebe bis in den Tod, und stießen das Messer, das ihnen ihr Pflegevater mitgegeben, in einen Baum; worauf der eine nach Osten, der andere nach Westen zog. Der jüngste aber kam mit seinen Thieren in eine Stadt, die war ganz mit schwarzem Flor überzogen. Er gieng in ein Wirthshaus, und fragte den Wirth ob er nicht seine Thiere herbergen könnte. Der Wirth gab ihnen einen Stall, wo in der Wand ein Loch war: da kroch der Hase hinaus, und holte sich ein Kohlhaupt, und der Fuchs holte sich ein Huhn, und als er das gefressen hatte, auch den Hahn dazu; der Wolf aber, der Bär und der Löwe, weil sie zu groß waren, konnten nicht hinaus. Da ließ sie der Wirth hinbringen, wo eben eine Kuh auf dem Rasen lag, daß sie sich satt fraßen. Und als der Jäger für seine Thiere gesorgt hatte, essen, ihr seid ja listig und verschlagen.’ Sie antworteten ‘nicht weit von hier liegt ein Dorf, wo wir schon manches Huhn geholt haben; den Weg dahin wollen wir euch zeigen.’ Da giengen sie ins Dorf, kauften sich etwas zu essen, und ließen auch ihren Thieren Futter geben, und zogen dann weiter. Die Füchse aber wußten guten Bescheid in der Gegend, wo die Hühnerhöfe waren, und konnten die Jäger überall zurecht weisen. Nun zogen sie eine Weile herum, konnten aber keinen Dienst finden, wo sie zusammen geblieben wären, da sprachen sie ‘es geht nicht anders, wir müssen uns trennen.’ Und nachdem sie die Thiere getheilt hatten, so daß jeder einen Löwen, einen Bären, einen Wolf, einen Fuchs und einen Hasen bekam, nahmen sie Abschied, versprachen sich brüderliche Liebe bis in den Tod, und stießen das Messer, das ihnen ihr Pflegevater mitgegeben, in einen Baum; worauf der eine nach Osten, der andere nach Westen zog. Der jüngste aber kam mit seinen Thieren in eine Stadt, die war ganz mit schwarzem Flor überzogen. Er gieng in ein Wirthshaus, und fragte den Wirth ob er nicht seine Thiere herbergen könnte. Der Wirth gab ihnen einen Stall, wo in der Wand ein Loch war: da kroch der Hase hinaus, und holte sich ein Kohlhaupt, und der Fuchs holte sich ein Huhn, und als er das gefressen hatte, auch den Hahn dazu; der Wolf aber, der Bär und der Löwe, weil sie zu groß waren, konnten nicht hinaus. Da ließ sie der Wirth hinbringen, wo eben eine Kuh auf dem Rasen lag, daß sie sich satt fraßen. Und als der Jäger für seine Thiere gesorgt hatte, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb n="374" facs="#f0423"/> essen, ihr seid ja listig und verschlagen.’ Sie antworteten ‘nicht weit von hier liegt ein Dorf, wo wir schon manches Huhn geholt haben; den Weg dahin wollen wir euch zeigen.’ Da giengen sie ins Dorf, kauften sich etwas zu essen, und ließen auch ihren Thieren Futter geben, und zogen dann weiter. Die Füchse aber wußten guten Bescheid in der Gegend, wo die Hühnerhöfe waren, und konnten die Jäger überall zurecht weisen.</p><lb/> <p>Nun zogen sie eine Weile herum, konnten aber keinen Dienst finden, wo sie zusammen geblieben wären, da sprachen sie ‘es geht nicht anders, wir müssen uns trennen.’ Und nachdem sie die Thiere getheilt hatten, so daß jeder einen Löwen, einen Bären, einen Wolf, einen Fuchs und einen Hasen bekam, nahmen sie Abschied, versprachen sich brüderliche Liebe bis in den Tod, und stießen das Messer, das ihnen ihr Pflegevater mitgegeben, in einen Baum; worauf der eine nach Osten, der andere nach Westen zog.</p><lb/> <p>Der jüngste aber kam mit seinen Thieren in eine Stadt, die war ganz mit schwarzem Flor überzogen. Er gieng in ein Wirthshaus, und fragte den Wirth ob er nicht seine Thiere herbergen könnte. Der Wirth gab ihnen einen Stall, wo in der Wand ein Loch war: da kroch der Hase hinaus, und holte sich ein Kohlhaupt, und der Fuchs holte sich ein Huhn, und als er das gefressen hatte, auch den Hahn dazu; der Wolf aber, der Bär und der Löwe, weil sie zu groß waren, konnten nicht hinaus. Da ließ sie der Wirth hinbringen, wo eben eine Kuh auf dem Rasen lag, daß sie sich satt fraßen. Und als der Jäger für seine Thiere gesorgt hatte, </p> </div> </body> </text> </TEI> [374/0423]
essen, ihr seid ja listig und verschlagen.’ Sie antworteten ‘nicht weit von hier liegt ein Dorf, wo wir schon manches Huhn geholt haben; den Weg dahin wollen wir euch zeigen.’ Da giengen sie ins Dorf, kauften sich etwas zu essen, und ließen auch ihren Thieren Futter geben, und zogen dann weiter. Die Füchse aber wußten guten Bescheid in der Gegend, wo die Hühnerhöfe waren, und konnten die Jäger überall zurecht weisen.
Nun zogen sie eine Weile herum, konnten aber keinen Dienst finden, wo sie zusammen geblieben wären, da sprachen sie ‘es geht nicht anders, wir müssen uns trennen.’ Und nachdem sie die Thiere getheilt hatten, so daß jeder einen Löwen, einen Bären, einen Wolf, einen Fuchs und einen Hasen bekam, nahmen sie Abschied, versprachen sich brüderliche Liebe bis in den Tod, und stießen das Messer, das ihnen ihr Pflegevater mitgegeben, in einen Baum; worauf der eine nach Osten, der andere nach Westen zog.
Der jüngste aber kam mit seinen Thieren in eine Stadt, die war ganz mit schwarzem Flor überzogen. Er gieng in ein Wirthshaus, und fragte den Wirth ob er nicht seine Thiere herbergen könnte. Der Wirth gab ihnen einen Stall, wo in der Wand ein Loch war: da kroch der Hase hinaus, und holte sich ein Kohlhaupt, und der Fuchs holte sich ein Huhn, und als er das gefressen hatte, auch den Hahn dazu; der Wolf aber, der Bär und der Löwe, weil sie zu groß waren, konnten nicht hinaus. Da ließ sie der Wirth hinbringen, wo eben eine Kuh auf dem Rasen lag, daß sie sich satt fraßen. Und als der Jäger für seine Thiere gesorgt hatte,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1840 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1840/423 |
Zitationshilfe: | Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1840/423>, abgerufen am 16.02.2025. |