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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840.

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Und die Thiere kamen auch, und beweinten Sneewittchen, erst eine Eule, dann ein Rabe, zuletzt ein Täubchen.

Nun lag Sneewittchen lange lange Zeit in dem Sarg, und verweste nicht, sondern sah aus als wenn es schliefe, denn es war noch so weiß als Schnee, so roth als Blut, und so schwarzhaarig wie Ebenholz. Es geschah aber, daß ein Königssohn in den Wald gerieth, und zu dem Zwergenhaus kam, da zu übernachten. Er sah auf dem Berg den Sarg, und das schöne Sneewittchen darin, und las was mit goldenen Buchstaben darauf geschrieben war. Da sprach er zu den Zwergen 'laßt mir den Sarg, ich will euch geben, was ihr dafür haben wollt.' Aber die Zwerge antworteten 'wir geben ihn nicht um alles Gold in der Welt.' Da sprach er 'so schenkt mir ihn, denn ich kann nicht leben ohne Sneewittchen zu sehen, ich will es ehren und hochachten wie mein Liebstes.' Wie er so sprach, empfanden die guten Zwerglein Mitleiden mit ihm, und gaben ihm den Sarg. Der Königssohn ließ ihn nun von seinen Dienern auf den Schultern forttragen. Da geschah es, daß sie über einen Strauch stolperten, und von dem Schüttern fuhr der giftige Apfelgrütz, den Sneewittchen abgebissen hatte, aus dem Hals. Und nicht lange so schlug es die Augen auf, richtete sich in die Höhe und war wieder lebendig. 'Ach Gott, wo bin ich?' rief es. Der Königssohn sagte voll Freude 'du bist bei mir,' und erzählte was sich zugetragen hatte, und sprach 'ich habe dich lieber, als alles auf der Welt; komm mit mir in meines Vaters Schloß, du sollst meine Gemahlin werden.' Da war ihm Sneewittchen gut, und

Und die Thiere kamen auch, und beweinten Sneewittchen, erst eine Eule, dann ein Rabe, zuletzt ein Täubchen.

Nun lag Sneewittchen lange lange Zeit in dem Sarg, und verweste nicht, sondern sah aus als wenn es schliefe, denn es war noch so weiß als Schnee, so roth als Blut, und so schwarzhaarig wie Ebenholz. Es geschah aber, daß ein Königssohn in den Wald gerieth, und zu dem Zwergenhaus kam, da zu übernachten. Er sah auf dem Berg den Sarg, und das schöne Sneewittchen darin, und las was mit goldenen Buchstaben darauf geschrieben war. Da sprach er zu den Zwergen ‘laßt mir den Sarg, ich will euch geben, was ihr dafür haben wollt.’ Aber die Zwerge antworteten ‘wir geben ihn nicht um alles Gold in der Welt.’ Da sprach er ‘so schenkt mir ihn, denn ich kann nicht leben ohne Sneewittchen zu sehen, ich will es ehren und hochachten wie mein Liebstes.’ Wie er so sprach, empfanden die guten Zwerglein Mitleiden mit ihm, und gaben ihm den Sarg. Der Königssohn ließ ihn nun von seinen Dienern auf den Schultern forttragen. Da geschah es, daß sie über einen Strauch stolperten, und von dem Schüttern fuhr der giftige Apfelgrütz, den Sneewittchen abgebissen hatte, aus dem Hals. Und nicht lange so schlug es die Augen auf, richtete sich in die Höhe und war wieder lebendig. ‘Ach Gott, wo bin ich?’ rief es. Der Königssohn sagte voll Freude ‘du bist bei mir,’ und erzählte was sich zugetragen hatte, und sprach ‘ich habe dich lieber, als alles auf der Welt; komm mit mir in meines Vaters Schloß, du sollst meine Gemahlin werden.’ Da war ihm Sneewittchen gut, und

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[323/0372] Und die Thiere kamen auch, und beweinten Sneewittchen, erst eine Eule, dann ein Rabe, zuletzt ein Täubchen. Nun lag Sneewittchen lange lange Zeit in dem Sarg, und verweste nicht, sondern sah aus als wenn es schliefe, denn es war noch so weiß als Schnee, so roth als Blut, und so schwarzhaarig wie Ebenholz. Es geschah aber, daß ein Königssohn in den Wald gerieth, und zu dem Zwergenhaus kam, da zu übernachten. Er sah auf dem Berg den Sarg, und das schöne Sneewittchen darin, und las was mit goldenen Buchstaben darauf geschrieben war. Da sprach er zu den Zwergen ‘laßt mir den Sarg, ich will euch geben, was ihr dafür haben wollt.’ Aber die Zwerge antworteten ‘wir geben ihn nicht um alles Gold in der Welt.’ Da sprach er ‘so schenkt mir ihn, denn ich kann nicht leben ohne Sneewittchen zu sehen, ich will es ehren und hochachten wie mein Liebstes.’ Wie er so sprach, empfanden die guten Zwerglein Mitleiden mit ihm, und gaben ihm den Sarg. Der Königssohn ließ ihn nun von seinen Dienern auf den Schultern forttragen. Da geschah es, daß sie über einen Strauch stolperten, und von dem Schüttern fuhr der giftige Apfelgrütz, den Sneewittchen abgebissen hatte, aus dem Hals. Und nicht lange so schlug es die Augen auf, richtete sich in die Höhe und war wieder lebendig. ‘Ach Gott, wo bin ich?’ rief es. Der Königssohn sagte voll Freude ‘du bist bei mir,’ und erzählte was sich zugetragen hatte, und sprach ‘ich habe dich lieber, als alles auf der Welt; komm mit mir in meines Vaters Schloß, du sollst meine Gemahlin werden.’ Da war ihm Sneewittchen gut, und

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1840/372>, abgerufen am 24.11.2024.