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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840.

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rief die Alte, 'kommt und eßt, und laßt das Suchen bis Morgen: der Finger läuft euch nicht fort.'

Da riefen die Räuber 'die Alte hat recht,' ließen vom Suchen ab, setzten sich zum Essen, und die Alte tröpfelte ihnen einen Schlaftrunk in den Wein, daß sie sich bald in den Keller hinlegten, schliefen und schnarchten. Als die Braut das hörte, kam sie hinter dem Faß hervor, und mußte über die Schlafenden wegschreiten, die da reihenweise auf der Erde lagen, und hatte große Angst sie möchte einen aufwecken. Aber Gott half ihr daß sie glücklich durchkam, und die Alte stieg mit ihr hinauf, öffnete die Thüre, und sie eilten so schnell sie konnten aus der Mördergrube fort. Die gestreute Asche hatte der Wind weggeweht, aber die Erbsen und Linsen hatten gekeimt und waren aufgegangen, und zeigten im Mondschein den Weg. Sie giengen die ganze Nacht bis sie Morgens in der Mühle ankamen. Da erzählte das Mädchen seinem Vater alles, wie es sich zugetragen hatte.

Als der Tag kam, wo die Hochzeit sollte gehalten werden, erschien der Bräutigam, der Müller aber hatte alle seine Verwandte und Bekannte einladen lassen. Wie sie bei Tische saßen, ward einem jeden aufgegeben etwas zu erzählen. Die Braut saß still, und redete nichts. Da sprach der Bräutigam zur Braut 'nun, mein Herz, weißt du nichts? erzähl uns auch etwas.' Sie antwortete 'so will ich einen Traum erzählen. Jch gieng allein durch einen Wald, und kam endlich zu einem Haus, da

rief die Alte, ‘kommt und eßt, und laßt das Suchen bis Morgen: der Finger läuft euch nicht fort.’

Da riefen die Räuber ‘die Alte hat recht,’ ließen vom Suchen ab, setzten sich zum Essen, und die Alte tröpfelte ihnen einen Schlaftrunk in den Wein, daß sie sich bald in den Keller hinlegten, schliefen und schnarchten. Als die Braut das hörte, kam sie hinter dem Faß hervor, und mußte über die Schlafenden wegschreiten, die da reihenweise auf der Erde lagen, und hatte große Angst sie möchte einen aufwecken. Aber Gott half ihr daß sie glücklich durchkam, und die Alte stieg mit ihr hinauf, öffnete die Thüre, und sie eilten so schnell sie konnten aus der Mördergrube fort. Die gestreute Asche hatte der Wind weggeweht, aber die Erbsen und Linsen hatten gekeimt und waren aufgegangen, und zeigten im Mondschein den Weg. Sie giengen die ganze Nacht bis sie Morgens in der Mühle ankamen. Da erzählte das Mädchen seinem Vater alles, wie es sich zugetragen hatte.

Als der Tag kam, wo die Hochzeit sollte gehalten werden, erschien der Bräutigam, der Müller aber hatte alle seine Verwandte und Bekannte einladen lassen. Wie sie bei Tische saßen, ward einem jeden aufgegeben etwas zu erzählen. Die Braut saß still, und redete nichts. Da sprach der Bräutigam zur Braut ‘nun, mein Herz, weißt du nichts? erzähl uns auch etwas.’ Sie antwortete ‘so will ich einen Traum erzählen. Jch gieng allein durch einen Wald, und kam endlich zu einem Haus, da

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[249/0298] rief die Alte, ‘kommt und eßt, und laßt das Suchen bis Morgen: der Finger läuft euch nicht fort.’ Da riefen die Räuber ‘die Alte hat recht,’ ließen vom Suchen ab, setzten sich zum Essen, und die Alte tröpfelte ihnen einen Schlaftrunk in den Wein, daß sie sich bald in den Keller hinlegten, schliefen und schnarchten. Als die Braut das hörte, kam sie hinter dem Faß hervor, und mußte über die Schlafenden wegschreiten, die da reihenweise auf der Erde lagen, und hatte große Angst sie möchte einen aufwecken. Aber Gott half ihr daß sie glücklich durchkam, und die Alte stieg mit ihr hinauf, öffnete die Thüre, und sie eilten so schnell sie konnten aus der Mördergrube fort. Die gestreute Asche hatte der Wind weggeweht, aber die Erbsen und Linsen hatten gekeimt und waren aufgegangen, und zeigten im Mondschein den Weg. Sie giengen die ganze Nacht bis sie Morgens in der Mühle ankamen. Da erzählte das Mädchen seinem Vater alles, wie es sich zugetragen hatte. Als der Tag kam, wo die Hochzeit sollte gehalten werden, erschien der Bräutigam, der Müller aber hatte alle seine Verwandte und Bekannte einladen lassen. Wie sie bei Tische saßen, ward einem jeden aufgegeben etwas zu erzählen. Die Braut saß still, und redete nichts. Da sprach der Bräutigam zur Braut ‘nun, mein Herz, weißt du nichts? erzähl uns auch etwas.’ Sie antwortete ‘so will ich einen Traum erzählen. Jch gieng allein durch einen Wald, und kam endlich zu einem Haus, da

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1840/298>, abgerufen am 22.11.2024.