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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840.

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Die Müllerstochter war ein schönes und frommes Mädchen, und lebte die drei Jahre in Gottesfurcht und ohne Sünde. Als nun die Zeit herum war, und der Tag kam, wo sie der Böse holen wollte, da wusch sie sich rein, und machte mit Kreide einen Kranz um sich. Der Teufel erschien ganz frühe, aber er konnte sich ihr nicht nähern. Zornig sprach er zum Müller 'thu ihr alles Wasser weg, damit sie sich nicht mehr waschen kann, denn sonst habe ich keine Gewalt über sie.' Der Müller fürchtete sich, und that es. Am andern Morgen kam der Teufel, wieder, aber sie hatte auf ihre Hände geweint, und sie waren ganz rein. Da konnte er ihr wiederum nicht nahen, und sprach wüthend zu dem Müller 'hau ihr die Hände ab, sonst kann ich ihr nichts anhaben.' Der Müller entsetzte sich, und antwortete 'wie könnte ich meinen eigenen Kinde die Hände abhauen!' Da drohte ihm der Böse und sprach 'wo du es nicht thust, so bist du mein, und ich hole dich selber.' Dem Vater ward angst und er versprach ihm zu gehorchen. Da gieng er zu dem Mädchen und sagte 'mein Kind, wenn ich dir nicht beide Hände abhaue, so führt mich der Teufel fort, und in der Angst habe ich es ihm versprochen. Hilf mir doch in meiner Noth, und verzeihe mir was ich böses an dir thue.' Sie antwortete, 'lieber Vater, macht mit mir was ihr wollt, ich bin euer Kind.' Darauf legte sie beide Hände hin, und ließ sie sich abhauen. Der Teufel kam zum drittenmal, aber sie hatte so lange und so viel auf die Stümpfe geweint daß sie doch ganz rein waren. Da mußte er weichen, und hatte alles Recht auf sie verloren.

Die Müllerstochter war ein schönes und frommes Mädchen, und lebte die drei Jahre in Gottesfurcht und ohne Sünde. Als nun die Zeit herum war, und der Tag kam, wo sie der Böse holen wollte, da wusch sie sich rein, und machte mit Kreide einen Kranz um sich. Der Teufel erschien ganz frühe, aber er konnte sich ihr nicht nähern. Zornig sprach er zum Müller ‘thu ihr alles Wasser weg, damit sie sich nicht mehr waschen kann, denn sonst habe ich keine Gewalt über sie.’ Der Müller fürchtete sich, und that es. Am andern Morgen kam der Teufel, wieder, aber sie hatte auf ihre Hände geweint, und sie waren ganz rein. Da konnte er ihr wiederum nicht nahen, und sprach wüthend zu dem Müller ‘hau ihr die Hände ab, sonst kann ich ihr nichts anhaben.’ Der Müller entsetzte sich, und antwortete ‘wie könnte ich meinen eigenen Kinde die Hände abhauen!’ Da drohte ihm der Böse und sprach ‘wo du es nicht thust, so bist du mein, und ich hole dich selber.’ Dem Vater ward angst und er versprach ihm zu gehorchen. Da gieng er zu dem Mädchen und sagte ‘mein Kind, wenn ich dir nicht beide Hände abhaue, so führt mich der Teufel fort, und in der Angst habe ich es ihm versprochen. Hilf mir doch in meiner Noth, und verzeihe mir was ich böses an dir thue.’ Sie antwortete, ‘lieber Vater, macht mit mir was ihr wollt, ich bin euer Kind.’ Darauf legte sie beide Hände hin, und ließ sie sich abhauen. Der Teufel kam zum drittenmal, aber sie hatte so lange und so viel auf die Stümpfe geweint daß sie doch ganz rein waren. Da mußte er weichen, und hatte alles Recht auf sie verloren.

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[190/0239] Die Müllerstochter war ein schönes und frommes Mädchen, und lebte die drei Jahre in Gottesfurcht und ohne Sünde. Als nun die Zeit herum war, und der Tag kam, wo sie der Böse holen wollte, da wusch sie sich rein, und machte mit Kreide einen Kranz um sich. Der Teufel erschien ganz frühe, aber er konnte sich ihr nicht nähern. Zornig sprach er zum Müller ‘thu ihr alles Wasser weg, damit sie sich nicht mehr waschen kann, denn sonst habe ich keine Gewalt über sie.’ Der Müller fürchtete sich, und that es. Am andern Morgen kam der Teufel, wieder, aber sie hatte auf ihre Hände geweint, und sie waren ganz rein. Da konnte er ihr wiederum nicht nahen, und sprach wüthend zu dem Müller ‘hau ihr die Hände ab, sonst kann ich ihr nichts anhaben.’ Der Müller entsetzte sich, und antwortete ‘wie könnte ich meinen eigenen Kinde die Hände abhauen!’ Da drohte ihm der Böse und sprach ‘wo du es nicht thust, so bist du mein, und ich hole dich selber.’ Dem Vater ward angst und er versprach ihm zu gehorchen. Da gieng er zu dem Mädchen und sagte ‘mein Kind, wenn ich dir nicht beide Hände abhaue, so führt mich der Teufel fort, und in der Angst habe ich es ihm versprochen. Hilf mir doch in meiner Noth, und verzeihe mir was ich böses an dir thue.’ Sie antwortete, ‘lieber Vater, macht mit mir was ihr wollt, ich bin euer Kind.’ Darauf legte sie beide Hände hin, und ließ sie sich abhauen. Der Teufel kam zum drittenmal, aber sie hatte so lange und so viel auf die Stümpfe geweint daß sie doch ganz rein waren. Da mußte er weichen, und hatte alles Recht auf sie verloren.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1840/239>, abgerufen am 24.11.2024.