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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.

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her schritt, und fragte 'wer bist du?' 'Jch weiß nicht' antwortete der Junge. Der Fuhrmann fragte weiter 'wo bist du her?' 'Jch weiß nicht.' 'Wer ist dein Vater?' 'Das darf ich nicht sagen.' 'Was brummst du beständig in den Bart hinein?' 'Ei,' antwortete der Junge, 'ich wollte, daß mirs gruselte; aber niemand kann mirs lehren.' 'Laß dein dummes Geschwätz,' sprach der Fuhrmann, 'komm, geh mit mir, ich will sehn daß ich dich unterbringe.' Nun gieng der Junge mit dem Fuhrmann. Abends gelangten sie zu einem Wirthshaus, wo sie übernachten wollten, da sprach er beim Eintritt in die Stube wieder ganz laut 'wenn mirs nur gruselte! wenn mirs nur gruselte!' Der Wirth, der das hörte, lachte und sprach 'wenn dich danach lüstet, dazu sollte hier wohl Gelegenheit seyn.' 'Ach schweig stille,' sprach die Wirthsfrau, 'so mancher Vorwitzige hat schon sein Leben eingebüßt, es wäre Jammer und Schade um die schönen Augen, wenn die das Tageslicht nicht wieder sehen sollten.' Der Junge aber sagte 'wenns noch so schwer wäre, ich wills einmal lernen, deshalb bin ich ja ausgezogen.' Er ließ dem Wirth auch keine Ruhe, bis dieser erzählte nicht weit davon stände ein verwünschtes Schloß, worin einer wohl lernen könnte was gruseln wäre, wenn er nur drei Nächte darin wachen wollte. Der König hätte dem, ders wagen wollte, seine Tochter zur Frau versprochen, und die wäre die schönste Jungfrau, welche die Sonne beschien: in dem Schlosse steckten auch große Schätze, von Geistern bewacht, die würden dann frei, und könnten einen Armen reich genug machen. Schon viele wären wohl hinein

her schritt, und fragte ‘wer bist du?’ ‘Jch weiß nicht’ antwortete der Junge. Der Fuhrmann fragte weiter ‘wo bist du her?’ ‘Jch weiß nicht.’ ‘Wer ist dein Vater?’ ‘Das darf ich nicht sagen.’ ‘Was brummst du bestaͤndig in den Bart hinein?’ ‘Ei,’ antwortete der Junge, ‘ich wollte, daß mirs gruselte; aber niemand kann mirs lehren.’ ‘Laß dein dummes Geschwaͤtz,’ sprach der Fuhrmann, ‘komm, geh mit mir, ich will sehn daß ich dich unterbringe.’ Nun gieng der Junge mit dem Fuhrmann. Abends gelangten sie zu einem Wirthshaus, wo sie uͤbernachten wollten, da sprach er beim Eintritt in die Stube wieder ganz laut ‘wenn mirs nur gruselte! wenn mirs nur gruselte!’ Der Wirth, der das hoͤrte, lachte und sprach ‘wenn dich danach luͤstet, dazu sollte hier wohl Gelegenheit seyn.’ ‘Ach schweig stille,’ sprach die Wirthsfrau, ‘so mancher Vorwitzige hat schon sein Leben eingebuͤßt, es waͤre Jammer und Schade um die schoͤnen Augen, wenn die das Tageslicht nicht wieder sehen sollten.’ Der Junge aber sagte ‘wenns noch so schwer waͤre, ich wills einmal lernen, deshalb bin ich ja ausgezogen.’ Er ließ dem Wirth auch keine Ruhe, bis dieser erzaͤhlte nicht weit davon staͤnde ein verwuͤnschtes Schloß, worin einer wohl lernen koͤnnte was gruseln waͤre, wenn er nur drei Naͤchte darin wachen wollte. Der Koͤnig haͤtte dem, ders wagen wollte, seine Tochter zur Frau versprochen, und die waͤre die schoͤnste Jungfrau, welche die Sonne beschien: in dem Schlosse steckten auch große Schaͤtze, von Geistern bewacht, die wuͤrden dann frei, und koͤnnten einen Armen reich genug machen. Schon viele waͤren wohl hinein

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[23/0054] her schritt, und fragte ‘wer bist du?’ ‘Jch weiß nicht’ antwortete der Junge. Der Fuhrmann fragte weiter ‘wo bist du her?’ ‘Jch weiß nicht.’ ‘Wer ist dein Vater?’ ‘Das darf ich nicht sagen.’ ‘Was brummst du bestaͤndig in den Bart hinein?’ ‘Ei,’ antwortete der Junge, ‘ich wollte, daß mirs gruselte; aber niemand kann mirs lehren.’ ‘Laß dein dummes Geschwaͤtz,’ sprach der Fuhrmann, ‘komm, geh mit mir, ich will sehn daß ich dich unterbringe.’ Nun gieng der Junge mit dem Fuhrmann. Abends gelangten sie zu einem Wirthshaus, wo sie uͤbernachten wollten, da sprach er beim Eintritt in die Stube wieder ganz laut ‘wenn mirs nur gruselte! wenn mirs nur gruselte!’ Der Wirth, der das hoͤrte, lachte und sprach ‘wenn dich danach luͤstet, dazu sollte hier wohl Gelegenheit seyn.’ ‘Ach schweig stille,’ sprach die Wirthsfrau, ‘so mancher Vorwitzige hat schon sein Leben eingebuͤßt, es waͤre Jammer und Schade um die schoͤnen Augen, wenn die das Tageslicht nicht wieder sehen sollten.’ Der Junge aber sagte ‘wenns noch so schwer waͤre, ich wills einmal lernen, deshalb bin ich ja ausgezogen.’ Er ließ dem Wirth auch keine Ruhe, bis dieser erzaͤhlte nicht weit davon staͤnde ein verwuͤnschtes Schloß, worin einer wohl lernen koͤnnte was gruseln waͤre, wenn er nur drei Naͤchte darin wachen wollte. Der Koͤnig haͤtte dem, ders wagen wollte, seine Tochter zur Frau versprochen, und die waͤre die schoͤnste Jungfrau, welche die Sonne beschien: in dem Schlosse steckten auch große Schaͤtze, von Geistern bewacht, die wuͤrden dann frei, und koͤnnten einen Armen reich genug machen. Schon viele waͤren wohl hinein

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1837/54>, abgerufen am 23.11.2024.